Kita mit Blick über Südstadt soll bis 2015 entstehen

3.9.2014, 06:00 Uhr
Kita mit Blick über Südstadt soll bis 2015 entstehen

© Roland Fengler

„Am Anfang haben alle nur mit dem Kopf geschüttelt“, erinnert sich Andreas Klier, und lacht verschmitzt. Egal, ob er im Jugendamt, bei der Bauordnungsbehörde oder bei diversen Trägern vorstellig wurde, die Idee, die ihnen der Bauherr in spe da präsentierte, klang allen viel zu abwegig, geradezu verwegen: Eine Kindertagesstätte auf einem Parkhausdach, ganze 16,5 Meter über dem Straßenniveau.

Einer der wenigen, der von Anfang an Feuer und Flamme für die hochfliegenden KitaTräume Kliers war, ist dagegen Patrick Schreiner. „Als ich das erste Mal von dem Vorhaben im Nürnberger Stadtanzeiger erfahren habe“, berichtet der Architekt, stand für ihn sofort fest: „Das Projekt muss ich einfach haben!“

Gemeinsam mit Architekt Michael Schlegtendal, mit dem Schreiners Büro „querwärts Architekten“ unter anderem bei der 2013 fertiggestellten evangelischen Kita Mögeldorf zusammengearbeitet hatte, wurde man bei Andreas Klier vorstellig. Dem visionären Bauherren wiederum kam Schreiner mit seinem Motto „querdenken, vorwärts orientieren“ gerade recht, so dass man sich sofort einig wurde.

„Wir haben sofort gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind“, bestätigt Klier, der den Auftrag für das 2,6 Millionen Euro teure Projekt per Handschlag an das Duo vergab. „Wir wollten ja keine Zeit verlieren“, sagt Michael Schlegtendal und schwärmt, wie schnell es von da an weiterging: Weniger als zwei Monate, nachdem man sich mit dem unkonventionellen Bauherren über die letzten Details des Projektes geeinigt hatte, war der Bauantrag eingereicht. Schlegtendal: „Das ist rekordverdächtig.“

Ihrem Entwurf, für den sie Ende 2013 grünes Licht von der Stadt erhielten, sieht man die Hast nicht an. Herausgekommen ist ein kunterbuntes, langgezogenes Kita-Gebäude, dessen Panorama-Fenster nicht nur einen atemberaubenden Blick über Nürnbergs Dächer bis zur Burg bieten, sondern auch auf eine 1200 Quadratmeter große Spiel- und Gartenlandschaft. Mit Klettergerüsten, Rasenflächen und bis zu vier Meter hohen Bäumen, die viel Schatten spenden.

Drinnen ist Platz für insgesamt 86 Jungen und Mädchen, in zwei Kindergartengruppen mit jeweils 25 und drei Krippengruppen mit jeweils zwölf Kindern. Neben Gruppen- und Multifunktionsräumen bietet das 930 Quadratmeter große Haus in Holzständerbauweise nicht nur reichlich Platz für die Kleinen, sondern sogar noch einen großzügigen Empfangsbereich für ihre Eltern.

Spezial-Aufzug für Eltern

Dort landen Mütter und Väter direkt, wenn sie aus dem Aufzug steigen, der sie im Erdgeschoss in der Bulmannstraße oder auf Parkdeck 6 abholt, wo sie kostenlos halten dürfen. Der 140 000 Euro teure Spezialaufzug, zu dem nur Eltern und Kita-Personal Zutritt haben, ist nicht nur per Zahlencode vor unbefugten Nutzern geschützt. Dank rauchdichter Kabine und eigener Stromversorgung dient er selbst bei Feuer als Rettungsweg für die nach Schreiners Recherche „höchstgelegene Kita Deutschlands“.

Doch die Brandschutzvorgaben sind nicht die einzigen Hürden, die die von Schreiner gelobte „einzigartige Herausforderung“ mit sich bringt. Von der Anlieferung des Baumaterials, die per Kran erfolgt, bis hin zur Statik, die trotz der Leichtbauweise der Kita den Abbau von 700 Tonnen Asphalt erforderte, gibt es viele Schwierigkeiten zu meistern. Trotzdem ist er sicher: „Davon träumt jeder Architekt.“

Bauherr Andreas Klier freut sich, dass — bei aller anfänglicher Skepsis — auch die Vertreter der Stadt sein Projekt nach Kräften unterstützen, wie er betont. „Nur weil alle Beteiligten an einem Strang ziehen, sind wir so schnell so weit vorangekommen“, sagt Klier. Dass die Baustelle ihren Plänen sogar zwei Wochen voraus ist, hört man sicher auch beim Bayerischen Roten Kreuz gerne, das als Träger der Kita feststeht. „Eine Einrichtung, die sich nur wohlhabende Eltern leisten können, wollte ich nämlich ausdrücklich nicht“, erklärt Klier. „Unsere Kita soll auch für Kinder aus der Südstadt da sein.“

1 Kommentar