Kollegin vergewaltigt: Polizist muss dreieinhalb Jahre hinter Gitter

15.11.2019, 17:14 Uhr

Am 27. Oktober 2018 fuhren mehrere Polizisten aus Nordbayern – zum Schutz der betroffenen Frau wird die Abteilung der Polizei nicht genannt – nach Obertauern in Österreich. Die Gruppe hatte sich Zimmer in einer Pension gemietet. Tagsüber gingen die Männer und Frauen zum Skilaufen oder unternahmen Wanderungen, abends wurde in den Almhütten "ordentlich gebechert", wie Zeugen beschreiben.

In der Nacht zum 28. Oktober kam es dann zu dem Vorfall: Die Polizeianwärterin legte sich in ihrem Zimmer ins Bett. Und da sie alkoholisiert war, schlief sie tief. Dass der 30-Jährige in ihr Zimmer kam, hörte sie nicht. Sie erwachte erst, als sie spürte, dass er in ihrem Bett lag und in sie eingedrungen war.

Vor dem Schöffengericht des Amtsgerichts gaben sich die Polizisten beim Prozess gegenseitig die Klinke in die Hand. Und immer wieder war zu hören, wie groß die Angst der Frau – sie befand sich damals in Ausbildung – war, den Übergriff öffentlich zu machen. Sie hatte Bedenken, seine berufliche Karriere zu zerstören. Der Kriminaloberkommissar bestritt vor Gericht die Tat, das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, er kann Berufung zum Landgericht Nürnberg-Fürth einlegen.

Kommissar ist suspendiert

Der Kommissar war unter seinen Kollegen beliebt, versichern Zeugen – doch dies habe sich nun geändert. Denn das Strafverfahren brachte auch ans Licht, dass er es mit der Treue nicht allzu genau nahm. Seine Lebensgefährtin betrog er mit mehreren Kolleginnen und behauptete, auch einen vorangegangenen Flirt mit der Polizeianwärterin gehabt zu haben.

Die Geschädigte wies einvernehmlichen Sex von sich und beschrieb ihn als übergriffig. Er habe sie schon Stunden vorher betatscht. Der Mann ist vom Dienst suspendiert. Gegen das Urteil des Schöffengerichts kann er Berufung zum Landgericht einlegen. Den Polizisten erwartet ein Disziplinarverfahren vor dem Verwaltungsgericht Ansbach. Wird das Urteil rechtskräftig, wird er seinen Beamtenstatus verlieren.