Kommentar: Der Stadtstrand bringt Leben auf die Insel Schütt

30.4.2013, 08:03 Uhr
Kommentar: Der Stadtstrand bringt Leben auf die Insel Schütt

© Günter Distler

 Die Radfahrer jammern, der Pegnitzradweg über die Insel sei in dieser Zeit unbefahrbar. Dabei ist während des Altstadtfests und des Bardentreffens die Situation dieselbe. Und den Rest des Jahres huckeln die Biker über das Kopfsteinpflaster, weil auch die Fußgänger lieber den komfortablen Radweg nutzen. Es gibt durchaus akzeptable Umfahrungen wie den Leo-Katzenberger-Weg oder die Katharinengasse. Die Radfahrer müssten sie nur benutzen, was ihnen sehr viel Stress ersparen würde.

Viele Anwohner schimpfen über den Lärm, der von dem Stadtstrand ausgehen soll. Doch komisch: Beim Altstadtfest und Bardentreffen hört man keine Klagen. Dabei dürfte der Lärmpegel bei den beiden anderen Veranstaltungen wesentlich höher liegen. Live-Musik sticht Loungemusik, in Dezibel gemessen, eindeutig aus.Bleibt immer noch der unkalkulierbare Faktor Mensch. Studien aus den Jahren 2004 und 2005 der Universitäten Leipzig und Heidelberg haben ergeben, dass die Mehrheit der Besucher in einem Stadtstrand entspannen möchte. Ballermann-Atmosphäre suchte man auch auf der Insel Schütt bisher vergeblich.

Zugegeben: Neun Euro für einen Cocktail oder acht Euro für einen Nudelteller ist nicht billig. Im Vergleich zu anderen Städten wie Würzburg, Heilbronn, Berlin oder Dresden ist zu sagen: Nürnberg liegt im Schnitt. In Zeiten der Geiz-ist-geil-Mentalität wird oft vergessen, dass den beteiligten Unternehmen jedes Jahr Kosten von bis zu 400.000 Euro entstehen, die in der Kürze der Zeit wenigstens zum Teil amortisiert werden müssen. Das unternehmerische Risiko tragen die Bar- und Budenbetreiber. Ob sich das Projekt „Stadtstrand“ lohnt, müssen die Geschäftsleute und der Schaustellerverband deswegen letztendlich unter sich ausmachen.

Kommentar: Der Stadtstrand bringt Leben auf die Insel Schütt

© Katrin Wiersch

Die Idee eines Stadtstrands ist schon lange keine Innovation mehr. In vielen Städten gibt es das "Urlaubsfeeling vor der Haustür". Selbstverständlich braucht keine Stadt solch einen Strand, um hip und jung zu wirken. Und es ist auch niemand gezwungen, hip und jung zu sein und den Stadtstrand zu besuchen. Zum Glück bietet Nürnberg seinen Bürgern genügend andere Möglichkeiten, seinen Hobbies und Leidenschaften nachzugehen. Doch die jährliche Diskussion darum, ob das sein muss mit dem Strand, dem vielen Sand und dem möglichen Lärm: Sie wirft auf Nürnberg mal wieder ein allzu provinzielles Licht.

Lesen Sie hierzu auch den Kommentar "Idee und Wirklichkeit liegen meilenweit auseinander"

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