Kunst nervt nie - wenn es denn Kunst ist

14.10.2008, 00:00 Uhr
Kunst nervt nie - wenn es denn Kunst ist

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Ilse Feiner: Auf dem besten Weg zur Künstlerin habe ich mich gefühlt, als ich vor vielen Jahren dem Verleger Bruno Schnell meine Werke vorstellen durfte und dafür Anerkennung fand.

NZ: Auch Genies haben Hunger: Was haben Sie gestern zu Mittag gegessen?

Feiner: Ich esse gerne warm und koche täglich. Gemüse ist mir sehr wichtig. Gestern gab es scharfes Gemüse mit Reis und gedünstetem Fisch.

NZ: Wo fängt Kunst an und wo hört sie auf?

Feiner: Kunst beginnt dann, wenn Fantasie, Kreativität, Originalität, Schaffenskraft und Obsession zusammentreffen. Kunst hört auf beim Abmalen.

NZ: Welche Techniken stehen Ihnen zu Gebote?

Feiner: Ich verwende fast ausschließlich Acrylfarben. Der schnelle Trocknungsprozess lässt zügiges Arbeiten zu. Hie und da übe ich mich auch in der Holzschnitttechnik und drucke auch selbst, per Hand.

NZ: Was ist der Sinn des Lebens?

Feiner: Jeden Tag etwas Sinnvolles tun und geistig in Bewegung bleiben.

NZ: Wie wichtig ist Ihnen die so genannte Hochkultur wie zum Beispiel Staatstheater, Opernhaus, klassische Konzerte?

Feiner: Sie ist mir schon wichtig - auch wenn ich diese Angebote nicht allzu oft nutzen kann.

NZ: Welchen zeitgenössischen Nürnberger Künstler schätzen Sie besonders - und warum?

Feiner: Mein absoluter Favorit ist der Künstler Gregor Hiltner (schade, dass er es nicht weiß). Seine chiffrierten Erlebnisbilder faszinieren nicht zuletzt auch wegen ihrer Formenvielfalt. Hiltner ist ein fantasiegeladener Formenfinder. Formenfindung, das ist auch meine Arbeitsweise.

NZ: Wie hart ist der Konkurrenzkampf unter Künstlern in Nürnberg?

Feiner: Die Nürnberger Kunstszene ist besetzt von alteingesessenen Künstlern und Akademiedozenten, ob da großer Konkurrenzkampf herrscht, kann ich nicht beurteilen.

NZ: Hat man größere Chancen bei den Männern, wenn man Künstlerin ist?

Feiner: Mich hat noch niemand, weder weiblich noch männlich, deswegen hofiert, weil ich Malerin bin.

NZ: Wie wichtig ist die öffentliche Förderung der Künste?

Feiner: Sehr wichtig! Vielleicht zögen private Sponsoren nach, wenn die öffentliche Förderung forciert würde.

NZ: Wozu braucht es eigentlich eine Kunstakademie?

Feiner: Ein Akademiestudium ist auf alle Fälle ein Türenöffner bei Galeristen und Ausstellungsmachern.

NZ: Beschreiben Sie ihr derzeit schlechtestes Werk - und Ihr bestes?

Feiner: Um zuzugeben, dass ein Bild schlecht ist, braucht es eine gehörige Portion Selbstkritik, und die bringe ich im Moment nicht auf. Das momentan beste wird im Katalog der Ausstellung zum diesjährigen NN-Kunstpreis veröffentlicht.

NZ: Haben Sie jemals mit dem Gedanken gespielt, Nürnberg zu verlassen - und warum sind Sie immer noch hier?

Feiner: Ich habe Nürnberg vor 28 Jahren verlassen, um in Roßtal zu wohnen. Die Liebe zu Nürnberg und auch zu Fürth ist geblieben. Ich möchte nirgendwo anders wohnen als in unserer Metropolregion.

NZ: Wo in Nürnberg finden die besten Ausstellungen statt?

Feiner: In der Galerie Landskron und Schneidzig in der Deutschherrenstraße.

NZ: Wie haben Sie Ihren Eltern beigebracht, dass Sie Künstler sind?

Feiner: Meinen Eltern musste ich nichts beibringen, weil ich mir die Malerei auf dem zweiten Bildungsweg angeeignet habe.

NZ: Wenn Sie noch mal von vorne anfingen - was würden Sie anders machen?

Feiner: Die Umstände haben, so wie sie waren, meinen Werdegang als Malerin beeinflusst. Ich würde nur das Einstiegsalter in die Malerei früher legen.

NZ: Wann nervt Kunst?

Feiner: Kunst nervt nie - wenn es denn Kunst ist.

NZ: Was ist Stil?

Feiner: Stil hat man dann, wenn es einem gelingt, seine Werke mit Originalität, Fantasie, technischer Fertigkeit und einer eigenen Handschrift zu schaffen.

NZ: Lesen Sie Kritiken über Ihre Arbeit?

Feiner: Selbstverständlich! Mit kritischen Äußerungen zu meinen Werken kann ich gut umgehen, auch mit negativen, denn: besser negativ auffallen als gar nicht.

NZ: Was sagen Kinder zu Ihren Werken?

Feiner: Der vierjährige Sohn eines Kollegen meinte eines schönen Tages zu mir: Das ist aber ein schönes Kritzi-Kratzi!

NZ: Wie heilig ist Ihnen die Kunst?

Feiner: Kunst ist mir so wichtig wie Essen und Trinken, also lebensnotwendig. Eine Art Religion ist Kunst schon für mich, aber nicht heilig, auch wenn ich den Katalog von Boesner wie eine Bibel lese.

NZ: Haben Sie Angst vor dem Tod?

Feiner: Ich habe zwar den Zenit des Lebens schon überschritten, aber an den Tod mag ich noch nicht denken. Ich wünsche mir, alt zu werden und bis zum Schluss einen Pinsel halten zu können.

NZ: Was ist Schönheit?

Feiner: Das möchte ich gerne mit einem Zitat von Coco Chanel beantworten: Schönheit ist das, was wir Frauen brauchen, damit die Männer uns lieben; Dummheit brauchen wir, damit wir sie lieben.

Fragen: Mückl & Zawodsky

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