Lösung in Sicht: Kippt das E-Scooter-Verbot beim VGN?

8.3.2016, 06:00 Uhr
Auch einige Bus- und Tramnutzer sind auf einen E-Scooter angewiesen.

© dpa Auch einige Bus- und Tramnutzer sind auf einen E-Scooter angewiesen.

Wolfgang Heine versteht die Welt nicht mehr. Der Nürnberger ist auf einen Elektro-Scooter angewiesen, um sich fortzubewegen. Kürzlich wollte er mit dem VAG-Bus nach Erlangen fahren. Am Nordostbahnhof wurde er aber bereits ausgebremst. Der Busfahrer sagte ihm, dass er ihn mit seinem E-Scooter nicht mitnehmen dürfe.

Auch Carola Meier (Name geändert) fühlt sich von VAG und VGN ausgeschlossen. "Ich habe MS und komme nun nicht mehr vor die Tür", sagt die Nürnbergerin. Bisher konnte sie außer Haus und Veranstaltungen besuchen. Sie will nicht akzeptieren, dass sie Bus und Tram nicht nutzen darf.

Seit Ende 2015 schließt der VGN E-Scooter in Busse und Straßenbahnen aus. Wolfgang Heine bat die VAG um Aufklärung. In einem Schreiben des Kundenservices wird auf zwei Gutachter verwiesen, die bei Bremsmanövern oder ruckartigen Fahrmanövern eine Gefahr für die Scooter-Nutzer und Fahrgäste sehen. Es könnten auch Rettungs- und Fluchtwege versperrt werden. Auch Hersteller der Elektromobile wiesen auf die Gefahren hin.

Die VGN-Gremien hätten daher, wie viele andere Verkehrsbetriebe in Deutschland, das Beförderungsverbot vorläufig ausgesprochen. Nicht betroffen seien selbstverständlich manuelle Rollstühle sowie Elektrorollstühle und E-Scooter in der U-Bahn.

Mittlerweile ist bundesweit ein drittes Gutachten in Auftrag gegeben. Ergebnisse sollen Mitte des Jahres vorliegen. So lange will Christian Vogel (SPD) nicht warten. Der 2. Bürgermeister sagt: "Wir können uns nicht jeden Tag für die Teilhabe von Menschen mit Behinderung einsetzen, sie dann aber von Bus und Straßenbahn ausschließen." Vogel ist auch VAG-Aufsichtsratsvorsitzender. Am 18. März wird er 32.000 Protestunterschriften von E-Scooter-Nutzern im Rathaus entgegennehmen. "Es geht um etwa 100 Personen", sagt er.

Bewegungsradius massiv eingeschränkt

"Die Betroffenen werden in ihrem Bewegungsradius massiv beeinträchtigt. Betroffene kommen innerhalb von Nürnberg nicht mehr an ihren Arbeitsplatz oder von außerhalb in die Stadt", schimpft Sigrid Neidörfer. Sie hat die Petition gestartet und übergibt die Unterschriften. Gegen die Diskriminierung wolle sie vorgehen. Es gehe um eine echte Gleichstellung von Behinderten und Nichtbehinderten.

VAG-Aufsichtsratschef Christian Vogel drängt den Vorstand des städtischen Verkehrsbetriebs nun, eine schnelle "individuelle Lösung" für die Betroffenen zu suchen. Seine Partei hatte am Samstag auf der Jahreshauptversammlung einen Antrag verabschiedet und VAG und VGN zu einer raschen Lösung gedrängt.

Die könnte laut Vogel so aussehen, dass sich die E-Scooter-Nutzer beim Verkehrsbetrieb melden. Für sie wird dann eine Einzelversicherung zum Transport in Bussen und Bahnen abgeschlossen. Damit, so Vogel, wäre der Weg wieder frei für die Elektro-Scooter-Fahrer. Wie das im Detail aussehen wird, muss sich zeigen. Wolfgang Heine, Carola Meier und viele andere Betroffene könnten dann wieder raus und am öffentlichen Leben teilhaben, so wie es vor der Entscheidung des VGN war.

 

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