Mehr Drogendelikte: Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth zieht Bilanz

1.4.2020, 21:24 Uhr
Den größten Anteil an den Straftaten bildeten im Jahr 2019 Vermögensdelikte. Darunter fallen beispielsweise Diebstahl und Unterschlagung.

© Monika Skolimowska, NN Den größten Anteil an den Straftaten bildeten im Jahr 2019 Vermögensdelikte. Darunter fallen beispielsweise Diebstahl und Unterschlagung.

Die Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth hat im vergangenen Jahr mit 69.324 neuen Ermittlungsverfahren einen minimalen Rückgang um 0,4 Prozent (258 Verfahren) registriert. Sorgen macht der Behörde, dass immer mehr Jugendliche wegen Drogendelikten verfolgt werden müssen. Die Entwicklung bewertet die Staatsanwaltschaft als besorgniserregend: Um 31 Prozent (von 61 auf 80) stieg die Zahl der Verfahren wegen schwerwiegender Vorwürfe in der Altersgruppe der 14- bis 21-Jährigen. Bei den "kleineren" Drogen-Verfahren gab es einen Anstieg um zwölf Prozent (von 1.960 auf 2.197).

Bei den erwachsenen Beschuldigten stieg die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz um gut fünf Prozent (von 4.773 auf 5.028). Die größeren Drogenverfahren sanken bei Erwachsenen um gut 2,5 Prozent (von 480 auf 467).

Zahl der Gewalt- und Sexualdelikte zurückgegangen

Auf ein geändertes Anzeigeverhalten geht laut Behördensprecherin Antje Gabriels-Grosolke ein auffälliger Anstieg der Verfahren wegen Verbreitung pornografischer Schriften zurück — deren Anzahl verdoppelte sich nahezu von 107 auf 207. Privatpersonen würden heutzutage häufiger die Ermittlungsbehörden informieren, wenn sie etwas bemerken, so die Oberstaatsanwältin.

Die Zahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ging dagegen von 377 auf 343 und damit um neun Prozent zurück. Ebenfalls erfreulich ist, dass die Staatsanwaltschaft weniger Gewaltdelikte registrierte: Verfahren wegen vorsätzlicher Körperverletzung sanken um etwa fünf Prozent (von 5.469 auf 5.180). Straftaten gegen das Leben gingen um gut sieben Prozent (von 84 auf 78) zurück. Die Anzahl der Anklageerhebungen zum Schwurgericht blieb jedoch mit 21 fast identisch (2018: 22).

Vermögensdelikte bilden den größten Anteil

Die 85 Staatsanwältinnen und Staatsanwälte hatten auch 2019 wieder mit Vermögensdelikten alle Hände voll zu tun: Mit 30 Prozent sind sie die stärkste Deliktgruppe. Zwar stieg die Zahl der Verfahren wegen Betrugs und Untreue um knapp vier Prozent (von 12.365 auf 12.855) an. Gleichzeitig sank jedoch die Zahl der Verfahren wegen Diebstahls und Unterschlagung um gut zwölf Prozent (von 9.589 auf 8.403).

Ein weiterer großer Posten in der Statistik sind die Verkehrsstraftaten, die gut 20 Prozent der neu eingegangenen Verfahren ausmachen und bei denen 2019 nur ein minimaler Anstieg zu verzeichnen war. Veränderungen gab es bei der Wirtschaftskriminalität: Nach einem Anstieg im Jahr 2018 ging sie vergangenen Jahr wieder deutlich zurück. So sank die Zahl der Großverfahren um knapp 31 Prozent (von 68 auf 47), die "kleineren" Wirtschaftsverfahren um gut 22 Prozent (von 829 auf 643). Lediglich die Anzahl der Steuerstrafverfahren blieb mit 166 gegenüber 160 Verfahren im Jahr 2018 annähernd konstant.

Hakenkreuzschmierereien wurden häufig angezeigt

Vor allem Handwerker und Heimwerker, die Asbestplatten nicht ordnungsgemäß abbauten oder sogar illegal in der Natur entsorgten, sorgten für einen auffälligen Anstieg der Umweltstrafsachen um 37 Prozent (von 71 auf 97). Um 14 Prozent gestiegen sind auch die politischen Straftaten, die nach Einschätzung der Behörde vermehrt aus dem rechten Lager kommen. Hierunter fallen auch Hakenkreuzschmierereien, die 2019 häufiger angezeigt wurden. Halbiert haben sich dagegen die Staatsschutz-Verfahren (von 64 auf 33).

Nach Berechnungen der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth dauert es bei erwachsenen Beschuldigten durchschnittlich 1,1 Monate, bis ein Ermittlungsverfahren erledigt ist. In Verfahren gegen Jugendliche und Heranwachsende betrage die Verfahrensdauer nur 0,7 Monate, so die Behördensprecherin. Hier sei es besonders wichtig, dass die Strafe der Tat auf dem Fuße folgt. Über 90 Prozent aller Verfahren werden innerhalb von drei Monaten abgeschlossen, rechnet die Staatsanwaltschaft vor.