Meisterhafter Kaffee in Gostenhof

Nürnberg - Das, was Luzia Taschler in die Cappuccino-Tasse zaubert, ist „schwer in Worte zu fassen“. Sie hat recht. Für den Betrachter ist es schwer zu begreifen, wie durch kreisende Bewegungen, mit denen die 26-Jährige die aufgeschäumte Milch in die Tasse gießt, ein Blatt, ein Pfau oder ein Schwan entstehen kann.

Nur beim Pfau zieht die junge Frau ein paar Striche mit einem spitzen Gegenstand, ansonsten kommt sie alleine mit dem Milchkännchen aus. „Dazu gehört massig Übung. Ich habe nächtelang geübt und literweise Milch verbraucht“, sagt die Studentin. Man glaubt es ihr sofort. Anerkennung für ihr Können bekommt Luzia Taschler nicht nur von den Kunden in der Kaffeemanufaktur Machhörndl in Gostenhof, wo sie als freie Mitarbeiterin tätig ist. Die junge Frau hat dieses Jahr die Jury bei der Deutschen Barista-Meisterschaft in „Latte Art“ – also in Milchschaumkunst auf Cappuccini – überzeugt und ist in Mannheim Meisterin geworden.

Mit dem Meistertitel ist sie in der Rösterei nicht alleine. Auch ihr Chef ist in diesem Frühling zum zweiten Mal in Folge Deutscher Meister geworden – in der Zubereitung von Filterkaffee. Während Luzia Taschler noch bis November Zeit hat, sich auf die Weltmeisterschaft vorzubereiten, wird Armin Machhörndl bereits am 12. Juni in seiner Disziplin „Brewers Cup“ Deutschland in Wien vertreten.

© Harald Sippel

Bei der Barista-Meisterschaft warten auf den Experten im Kaffeekochen mehrere Etappen: In der Vorrunde ist vor allem das Wissen des Teilnehmers gefragt, da alle das gleiche Kaffeepulver verwenden. Danach muss er seinen Kaffee präsentieren. „Hier ist sehr viel Hintergrundwissen gefragt“, betont Machhörndl. Im Finale kommt es aber auch auf die Kaffeequalität an, denn hier verwendet jeder seine eigene Kaffeemischung.

Um eine perfekte Kaffeemischung zu kreieren, braucht man viel Fleiß, Geduld und Experimentierfreude. „Ein Kaffee, der einfach nur mild oder kräftig schmeckt, das ist zu wenig“, sagt der Nürnberger. Ein Kaffee kann fruchtig, beerig oder auch schokoladig schmecken – selbstverständlich ohne das Zufügen von Aromen. Denn all das steckt bereits im schwarzen Gold, so Machhörndl: „Rösten bedeutet, die Geschmackseigenschaften aus den Kaffeebohnen rauszuholen. Aus einer Sorte Kaffee kann ich hundert verschiedene Geschmacksrichtungen rausholen.“

Etwa 14 bis 24 Minuten dauert der Röstvorgang bei dem Kaffeemanufaktur-Betreiber. Die Kunst besteht unter anderem auch darin, die Bohnen nicht zu hell zu lassen, sie aber auch nicht zu überrösten. Der 35-Jährige legt besonderen Wert auf hohe Qualität beim Rohkaffee. Er achtet darauf, dass er möglichst ausführliche Informationen über den Kaffee und seine Herkunft hat.

© Harald Sippel

So ein Kaffee hat seinen Preis. „Aber es hat auch mit Respekt zu tun für Menschen, die sich die Arbeit machen und den Kaffee anbauen. Aus einem Kilogramm Kaffeebohnen bekommt man nur etwa 200 Gramm Kaffee.“ Und wenn die Kunden viele Informationen haben, sind sie auch bereit, den Preis für einen exklusiven Genuss zu bezahlen, so die Erfahrung von Machhörndl. Der Kaffee ist seine große Passion – und er möchte auch andere dafür begeistern. Deswegen gibt es in seinem Laden regelmäßig Kaffeeverkostungen und Barista-Kurse. Doch auch wer die Rösterei zu den üblichen Öffnungszeiten besucht, kann viel über die Welt des Kaffees lernen.

In seiner Kaffeemanufaktur gibt es zwischen 15 und 20 Kaffeesorten zu kaufen. Auch auf eine Tasse Kaffee kann man dort vorbeischauen, nur sollte man etwas Zeit übrig haben: Etwa fünf Minuten dauert die Zubereitung eines Brühkaffees. Der Besucher kann zwischen fünf verschiedenen Brühkaffees wählen. Angeboten werden auch vier Kaffeesorten für Espresso, Espresso Macchiato und Cappuccino.

Nur Zucker wird in der Kaffeemanufaktur recht ungern serviert. Weil Zucker den Kaffeegeschmack verfälscht und weil guter Kaffee keinen Zucker braucht, sind die Experten in der Rösterei überzeugt. Machhörndl: „In einem guten Restaurant steht auch kein Ketchup auf dem Tisch.“ Fragen aller Art zum Kaffee sind dagegen ausdrücklich erwünscht. Dafür nehmen sich die Mitarbeiter auch Zeit, versichert Machhörndl: „Wir verkaufen Genussmittel, und Genuss hat nichts mit Hektik zu tun.“

Mehr Informationen über die Rösterei Machhörndl in unserer Rubrik Essen und Trinken!