Mit modernster Technik dem Schlaganfall trotzen

27.11.2015, 07:55 Uhr

Ihr Schicksalstag jährt sich bald zum vierten Mal. Sie war gerade dabei, sich auf den Umzug in ihre neue Wohnung vorzubereiten. Vor dem Haus brach sie plötzlich zusammen. „Ein Schlaganfall“, schoss es ihrer Freundin durch den Kopf, die bei Hannelore D. mit einziehen sollte. Böse Vorboten waren nicht ausgeblieben: Migräne und stechende Schmerzen, erinnert sich Marianne W.

Doch den Hinweis auf den mutmaßlichen Schlaganfall hätten Rettungsdienst und Klinik offenbar nicht wirklich ernst genommen, erzählen sie. Auch weil Notarzt und Sanitäter mit der Bemerkung „Wir sind hier doch nicht bei Wünsch-Dir-was“ den Willen der Patientin ignoriert haben sollen – in das Krankenhaus, mit dem sie schon schlechte Erfahrungen gemacht hatte, wollte sie auf keinen Fall.

Es kam wie befürchtet: Zwei schwere Schlaganfälle erlitt die Patientin erst nach der stationären Aufnahme – und seither ist sie wie gelähmt. Sie kann weder Arme noch Beine bewegen, nicht mal den Kopf drehen und auch nicht sprechen. Dabei bekommt sie alles mit, was um sie herum und mir ihr geschieht. Modernste Technik macht‘s möglich: Mit ihren Augen kann die 57-Jährige einen Sprachcomputer über ihrem Bett steuern – der spuckt dann mit künstlicher Stimme aus, was sie eingegeben hat.

Ausgesuchte Wohnung war nicht geeignet

Mehr noch: Über das Gerät kann sie beispielsweise Mensch-ärgere-Dich-nicht oder Backgammon spielen. „Und sie gewinnt fast immer“, erzählt schmunzelnd eine der Schwestern, die sich in Zwölf-Stunden-Schichten die medizinische Betreuung teilen.

Die bedrückenden Erfahrungen sollen im Frühjahr ein juristisches Nachspiel haben: Schließlich habe unzureichende oder auch falsche Behandlung ihr Leben zerstört, ist sich die frühere Versicherungsangestellte sicher. Die Patientin und ihr Anwalt stützen sich auf inzwischen vier Gutachten. Tenor: Bei rechtzeitigem Einsatz der Lyse hätte sie mit 80- bis 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit gute Genesungschancen gehabt.

Für den Pflegealltag ist die damals ausgesuchte Wohnung freilich nicht wirklich geeignet. Vor allem bietet sie zu wenig Licht. Und die Eigentümer mochten diversen Umbauten, die nötig wären, damit Hannelore D. häufiger an die frische Luft und in die Sonne kommt, bisher nicht zustimmen.

Ebenso betrüblich auch die Erfahrungen mit dem ehemaligen Arbeitgeber: Der habe sie, klagt die Betroffene, mit 2000 Euro Abfindung abgespeist und verwehre ihr die vorzeitige Auszahlung der Betriebsrente – samt ihrer eigenen Beiträge — trotz Härtefall-Situation.

Größter Wunsch von Hannelore D. ist jetzt eine Reha in einer Baseler Spezialklinik, nach der sie wieder schlucken und sprechen können soll. Ihre ansonsten großzügige Krankenkasse übernimmt diese Kosten jedoch nicht – deshalb will die Weihnachtsaktion der Schwerpflegebedürftigen unter die Arme greifen.


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