Neue Prognosen: So schnell wird Kirche in der Region kleiner

3.5.2019, 05:32 Uhr
Die katholische und evangelische Kirche sind in der Region auf dem Rückzug.

© Peter Kneffel/dpa Die katholische und evangelische Kirche sind in der Region auf dem Rückzug.

Derzeit sind es noch fast 45 Millionen Menschen. Und auch der Segen an Steuereinnahmen wird kräftig nachlassen. In vier Jahrzehnten werden es zwar wie heute rund zwölf Milliarden Euro pro Jahr sein. Um sich das leisten zu können, was sie sich gegenwärtig leisten, bräuchten die Kirchen 2060 zusammen allerdings 25 Milliarden Euro. Ihnen steht also weniger als die Hälfte der benötigten Summe zur Verfügung. Die Kirche wissen schon, wie sie auf diese Entwicklung reagieren wollen.

Die Zahlen sind das Ergebnis einer Untersuchung des Forschungszentrums Generationenverträge (FZG) der Uni Freiburg. Die Kirchen haben sie dort selbst in Auftrag gegeben. Den zunehmenden Rückgang bei den Mitgliedern führen die Forscher nur zu einem kleineren Teil auf demografische Ursachen zurück, also auf den Umstand, dass die Zahl der Kinder, die evangelische und katholische Mütter auf die Welt bringen, die der Sterbefälle auch unter den Gläubigen bei weitem nicht ausgleicht.

Bedford-Strohm sieht "weites Feld"

Schwerer noch wiegen zwei andere Faktoren. Zum einen ist es zunehmend keine Selbstverständlichkeit mehr, dass kirchenzugehörige Eltern ihren Nachwuchs auch taufen lassen. Und an dem schon seit vielen Jahren feststellbaren starken Überhang von Kirchenaustritten gegenüber -eintritten wird sich laut Studie auch in den nächsten 40 Jahren nichts ändern.

In Bayern werden demnach 2060 nur noch 1,3 Millionen Protestanten leben im Vergleich zu derzeit 2,4 Millionen Gläubigen. Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm - er ist gleichzeitig Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) - sieht ein "weites Feld", auf dem seine Kirche Menschen für sich gewinnen oder zurückgewinnen könne. Dazu gehörten ein selbstkritischer Blick auf die eigenen Strukturen, die konsequente Ausrichtung auf das Ziel, Menschen Kraft und Orientierung aus dem Glauben zu bieten, sowie eine geistliche Erneuerung als Basis für die Strahlkraft der Kirche.

"Den demografischen Faktor können wir nicht ändern"

Und der katholische Erzbischof Ludwig Schick aus Bamberg erkennt in der Entwicklung einen "missionarischen Auftrag". Nach der Studie wir die Zahl der Katholiken in seinem Erzbistum, das bis nach Nürnberg reicht, von heute 684.000 Gläubigen bis 2060 auf 355.000 sinken.

 

"Den demografischen Faktor können wir nicht ändern", meinte Schick, "aber die übrigen Zahlen, die durch Austritte und weniger Taufen bedingt sind, können wir durch gute Seelsorge und missionarisches Wirken beeinflussen." Ein besonderes Augenmerk müsse auf die Christinnen und Christen im Alter zwischen 28 und 45 Jahren gerichtet werden, weil in dieser Altersgruppe die meisten Kirchenaustritte erfolgen, die auch verhindert werden könnten. Wichtig sei, so Schick, auch die aufmerksame Einladung aller Kinder und Jugendlicher zur Erstkommunion und zur Firmung.

46 Prozent Rückgang in Eichstätt

Das Erzbistum Bamberg werde wie alle anderen Bistümer wegen des Rückgangs bei der Kirchensteuer nicht mehr jedes Angebot aufrecht erhalten können. Die Weichen müssten schon heute gestellt werden. Die Bistumsleitung haben deshalb schon in der jüngeren Vergangenheit Konsequenzen für die kirchliche Bildungsarbeit oder die Schulen der Diözese gezogen. Für die Gebäude in den Pfarrgemeinden sei ein Konzept erstellt worden, So würden keine Erweiterungen mehr genehmigt, da zusätzliche Baulasten mittelfristig nicht mehr finanziert werden könnten.

Für das Bistum Eichstätt, das vom Süden her ebenfalls bis nach Nürnberg reicht, wird bis 2060 ein Rückgang der Kirchenmitglieder von rund 46 Prozent vorhergesagt. Dort setzt man auf Angebote der Fort- und Weiterbildung für Mitarbeiter in der Seelsorge, um dem Trend etwa entgegenzusetzen. Gestärkt werden sollen zudem die Jugendarbeit und "geistliche Initiativen", die Glaubenskommunikation und Evangelisierung mit neuen Strukturen, um junge Menschen für den Glauben zu begeistern.

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