Nürnberg soll mehr Großveranstaltungen bekommen

5.8.2018, 06:00 Uhr
Spektakuläre Bilder liefert der District Ride. Nürnberg könnte noch mehr solcher Veranstaltungen vertragen, findet Sportbürgermeister Gsell.

© Horst Linke Spektakuläre Bilder liefert der District Ride. Nürnberg könnte noch mehr solcher Veranstaltungen vertragen, findet Sportbürgermeister Gsell.

NZ: Herr Gsell, warum war eine Studie zu Sportveranstaltungen in Nürnberg überhaupt nötig?

Klemens Gsell: Die Idee hinter dem Gutachten war zu überprüfen, ob es für Nürnberg eine sinnvolle Option ist, mehr große Veranstaltungen zu holen. Wir wollten wissen: Was hat man davon oder was hat man nicht davon? Vor Jahren, es müsste 1997 gewesen sein, gab es ein Gutachten zu Kulturereignissen. Dieses hat belegt, dass sie dazu geeignet sind, in einer Stadt Wirtschaftskraft zu generieren. Zuvor war das immer strittig. Wenn man es geschickt anstellt, ist der wirtschaftliche Nutzen groß. Dazu braucht man aber publikumswirksame Veranstaltungen. Mit dem Stadt-Jubiläumsjahr 2000 ging es los (unter anderem fand erstmals die Blaue Nacht statt, Anm. d. Red.). Seitdem zeigt sich, dass Kulturereignisse die Menschen in Massen in die Stadt ziehen, was sich auch wirtschaftlich lohnt.

NZ: Das wäre bei Sportveranstaltungen auch der Fall?

Gsell: Wir hatten damals schon Hinweise darauf, dass das auch über den Sport geht. Aber wir haben in diesem Punkt eher handgestrickt gearbeitet. Jetzt ist es an der Zeit, eine Entscheidung zu treffen: Entweder wir machen es richtig, oder wir wursteln vor uns hin. Es fehlt uns ein systematischer Entwurf. Deshalb wollte ich dem Stadtrat eine inhaltliche Begutachtung vorlegen: Was bringt ein Konzept für Großveranstaltungen im Sportbereich für die Stadt? Es gibt Städte, die so etwas schon haben: Düsseldorf, München, Stuttgart, Berlin oder Hamburg sind aktiv dabei.

NZ: Dort zeigt sich, dass sich Sportereignisse wirtschaftlich lohnen.

Nürnberg soll mehr Großveranstaltungen bekommen

© Roland Fengler

Gsell: Tatsächlich ist es so, dass inzwischen 20 Prozent der Ankünfte in Hotels in Deutschland mit Sportereignissen zu tun haben. Das ist enorm. Diesen Markt habe ich zunächst auch kleiner eingeschätzt. Aber an Zahlen wird das ersichtlich: Am Berlin-Marathon nehmen 10.000 Leute teil, am Hamburg-Marathon 8000. Das sind Margen, die für eine Region wichtig sind. Auch Länderspiele sind hoch interessant oder der Triathlon in Roth. Er bringt der Stadt Nürnberg ein Wochenende mit hohen Tourismuszahlen. Zur DTM am Norisring kommen rund 100.000 Gäste, etwa 10 bis 15 Prozent sind von weiter her. Das stellt auch die Congress- und Tourismuszentrale fest. Das Ergebnis der Studie ist, dass Sportereignisse bei guter Konzeption wirtschaftlich der Stadt etwas bringen.

NZ: Wie stellen Sie sich das Konzept vor?

Gsell: Eine gute Konzeption setzt nicht auf die 25. Deutsche Jugendmeisterschaft in irgendeiner Sportart. Sie setzt auf Dinge, die die Menschen interessant finden. Der District Ride bringt unheimlich viele Gäste nach Nürnberg, die extra kommen, um sich das anzuschauen. Wir wollen jetzt die Fachdiskussion mit den Bereichen Tourismus, Wirtschaft, Handwerk, IHK und Hotel- und Gaststätten führen und dann daraus Empfehlungen für den Stadtrat erarbeiten. Wenn wir etwas machen, dann systematisch und gut. Wenn uns das zu viel Aufwand ist, dann müssen wir eben weiterwursteln wie bisher und es wird keine nennenswerte Veränderung geben.

NZ: An welche Großveranstaltung denken Sie?

Gsell: Die Studie empfiehlt den Ausbau der Dinge, die wir haben. Im Bereich Motorsport, Länderspiele, in der Arena Handball und Eishockey. Denkbar wären auch größere Laufveranstaltungen in der Region, nicht nur ein Triathlon. Und dann sind natürlich neue Sportarten interessant: Skater- oder BMX-Veranstaltungen. Die müssen durchaus nicht auf dem Hauptmarkt stattfinden. Ein bis zwei Sportveranstaltungen im Jahr dort reichen – die aber, das sage ich ganz deutlich, im Hinblick auf Präsentation, Außenwirkung und Lärm garantiert weniger belastend sind, als das, was wir in den letzten Wochen von anderen Veranstaltungen erlebt haben. Wer die Bilder vergleicht, sieht, dass Sportveranstaltungen einer professionellen Choreographie folgen, während bei anderen Veranstaltungen eine Werbebude neben der anderen steht. Ich nenne jetzt keine konkrete.

NZ: Muss neu gebaut werden, wenn neue Sportveranstaltungen nach Nürnberg geholt werden?

Gsell: Wenn wir Fußball-Länderspiele wollen, dann muss im Stadion was gemacht werden, das ist kein Geheimnis. Die Arena ist okay, da können locker Handball- und Basketball-Länderspiele stattfinden. Die Infrastruktur für BMX fehlt, dazu ist aber keine Infrastruktur in der Innenstadt und keine große Halle nötig. Dafür brauchen wir auch keine Millionensummen. Es geht eher um unsere Bereitschaft, einen öffentlichen Bereich zur Verfügung zu stellen und solch eine öffentlichkeitswirksame Aktion auch mit Subventionen zu hinterlegen. Was jetzt beim evangelischen Kirchentag mit einer relativ erklecklichen Summe klaglos akzeptiert wird, hat natürlich für andere Veranstaltungen auch zu gelten. Wenn man drei Millionen Euro plus Sachleistungen in Höhe von einer Million für eine Woche Kirchentag ausgeben kann, dann sind 100.000 Euro zum Beispiel für eine Deutsche Meisterschaft in der Leichtathletik auch gut angelegt. Interessant wäre auch ein Radrennen in der Stadt.

NZ: Wie sieht es mit den Überlegungen aus, das Nebengebäude der Arena aufzustocken?

Gsell: Die Idee ist, den Amateur-Eissport aus der Nebenhalle herauszunehmen und einen Aufbau für Sportveranstaltungen für 2000 bis 3000 Besucher zu schaffen. Das setzt voraus, dass der jetzige Eigentümer und Betreiber der Arena mit im Boot ist. Es muss über einen neuen Vertrag verhandelt werden. Ich denke, dass wir im Herbst einen wirtschaftlichen Vorschlag haben und dann im Winter entweder eine Lösung vorliegt oder die endgültige Beerdigung des Vorhabens.

NZ: Wo soll dann Amateur-Eissport untergebracht werden?

Gsell: Dafür gäbe es ein Grundstück der Stadt im Süden am Ring.

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