Pogrom-Gedenkweg und Theaterstück "Sophie Scholl"

5.11.2013, 11:40 Uhr
Pogrom-Gedenkweg und Theaterstück

© dapd

Am Tag nach den brutalen Übergriffen des 9. November 1938 verlas der Nürnberger Dekan Julius Schieder in der Lorenzkirche nur die Zehn Gebote. Dann schickte er die Gläubigen nach Hause. Ein stiller Protest gegen den braunen Mob, so hieß es gestern bei einer Pressekonferenz, und mit ein Grund, die Lorenzkirche zu einer von sieben Stationen des Gedenkwegs zu machen.

Tee zum Gedenken

Zum ersten Mal rufen evangelische und katholische Kirchenjugend gemeinsam zum „stillen Marschieren“ auf. Mit Lesungen und Liedern, mit Kerzen und Megafon will man sich, ausgehend von der Straße der Menschenrechte, auf den Weg machen. Wo an den NSU-Terror erinnert wird, wollen Jugendliche Tee verteilen und des in Nürnberger ermordeten Ismail Yasar gedenken, der an seinem Stand vor der Scharrerschule ebenfalls kostenlos Tee ausgeschenkt hat.

Abschluss am Hans-Sachs-Platz

Rudi Ceslanski, der neue Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), wird am Hans-Sachs-Platz das Totengebet, das Kaddisch, sprechen. Hier wird auch an den kürzlich verstorbenen langjährigen IKG-Vorsitzenden Arno Hamburger erinnert. Man werde ihn als immer gesprächsbereiten Zeitzeugen vermissen, sagte Dekanatsjugendpfarrer Thomas Kaffenberger von der Evangelischen Jugend, die zusammen mit Jugendverbänden beider Kirchen den Gedenkweg sowie das Theaterstück „Sophie Scholl. Widerstand des Gewissens... um des Lebens willen“ in der Jugendkirche Lux organisiert hat.

Wo sind Mut und Zivilcourage heute nötig? Eine Frage, die sich gerade Schüler nach den Aufführungen stellten, sagte Mirjana Angelina, Regisseurin und Autorin des Sophie-Scholl-Stücks, das seit zehn Jahren in Deutschland aufgeführt wird. Lampedusa, der Umgang Europas mit Flüchtlingen, Mobbing oder Fremdenfeindlichkeit, das schreiben jugendliche Zuschauer oft auf die verteilten Kärtchen, wenn sie nach aktuellen Themen gefragt werden, die den Mut des Einzelnen erfordern.

Am 22. Februar 1943 hingerichtet: Sophie Scholl.

Die drei Vormittagsvorstellungen für Schulen in der Kirche Lux am Nordostbahnhof sind fast ausverkauft, bei zwei Abendvorstellungen wird das Fünf-Personen-Stück ebenfalls zu sehen sein. Regisseurin Angelina: „Sophie Scholls Satz, sie würde es genauso wieder tun, hat mich am meisten beeindruckt.“ Wie aus den von Hitlerjugend und BDM begeisterten Geschwistern Akteure der „Weißen Rose“ wurden, die für ihre Überzeugungen hingerichtet wurden, das will das Stück erklären.

Der Gedenkweg beginnt am Samstag, 9. November, um 18 Uhr in der Straße der Menschenrechte. Das Stück „Sophie Scholl“ ist am 8. und 9. November, 20 Uhr, in der Jugendkirche Lux, Leipziger Straße 25, zu sehen. Vormittagsvorstellungen am 6., 7. und 8. November, jeweils ab 10 Uhr.
 

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