Experten-Tipps

Rückenprobleme: So kann man sie vermeiden

15.7.2021, 16:10 Uhr
Am heimischen Küchen- oder Esszimmertisch ist die Arbeitshaltung häufig nicht optimal. Doch ein paar simple Tricks helfen dem Rücken.

© Sebastian Gollnow, NN Am heimischen Küchen- oder Esszimmertisch ist die Arbeitshaltung häufig nicht optimal. Doch ein paar simple Tricks helfen dem Rücken.

Jeder zwölfte krankheitsbedingte Fehltag in Deutschland geht auf das Konto von Rückenschmerzen. Doch meistens haben die Beschwerden keine medizinische Ursache wie zum Beispiel einen Bandscheibenvorfall, sondern sie sind das Ergebnis von Haltungsschäden und einseitiger Belastung. Vorbeugung ist deshalb wichtig und kann viel bewirken, wie vier Experten des Klinikums Nürnberg bei einer Telefonaktion betonten. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten zusammengefasst.

Woher kommen Rückenschmerzen? Gibt es persönliche Risikofaktoren?

"Meistens liegt es daran, dass die Menschen ihren Körper überlasten", sagt Prof. Dr. Michael Wagner, Leiter der Abteilung Orthopädie und Endoprothetik am Klinikum Nürnberg. "Sie sitzen in völliger Fehlhaltung vor dem Bildschirm, sind zu dick und bewegen sich zu wenig." Aber auch die Psyche spiele oft eine Rolle, betont Wagner. Die Unzufriedenheit mit den eigenem Leben zeige sich oft in Form von Rückenschmerzen. "Deshalb gehört der ganzheitliche Blick mittlerweile dazu."

Was kann ich tun, um Rückenschmerzen zu vermeiden, wenn ich den ganzen Tag am Schreibtisch sitzen muss?

Es ist wichtig, regelmäßig Pausen zu machen, weiß die Ergotherapeutin Viola Kühlwetter. "Man sollte immer wieder aufstehen oder die Position wechseln. Das fehlt oft im Arbeitsalltag." Außerdem sollte der Arbeitsplatz ergonomisch ausgestattet sein. "Ein Schreibtisch mit einer höhenverstellbaren Platte müsste heute eigentlich Standard sein", betont Wagner.

Wie lässt es sich im Homeoffice rückenfreundlich arbeiten, wenn der Küchentisch als Arbeitsplatz herhalten muss?

Wichtig ist es, dass die Schultern entspannt nach unten hängen können. Viola Kühlwetter rät deshalb dazu, sich den Stuhl notfalls mit Decken oder Handtüchern zu polstern, um in der richtigen Höhe zu sitzen. Wenn dann die Füße in der Luft baumeln, hilft ein Hocker. Wer am Laptop arbeitet, sollte in eine externe Tastatur investieren. "Dann kann ich den Laptop höher stellen und so den Nacken schonen", sagt Kühlwetter. Gerade im Homeoffice könne man zudem immer wieder Bewegungspausen einbauen und zum Beispiel bei Telefonkonferenzen aufstehen. "Auch in der Mittagspause kann man aktiv werden." Die Expertin empfiehlt Dehnübungen oder ein kurzes Muskeltraining, zum Beispiel mit Wasserflaschen als Hantelersatz.

Welche Sportarten sind sinnvoll, wenn ich Rückenprobleme vermeiden will?

Prinzipiell sei jede Sportart geeignet, sagt der Physiotherapeut Thomas Riedel. "Wichtig ist, dass der Sport Spaß macht." Egal ob Laufen, Krafttraining oder Yoga, "Hauptsache es geht mir danach gut." Bewegung sei grundsätzlich wichtig, und zwar für jeden. "Das Leben ist Bewegung."

Und was kann ich tun, wenn ich schon Schmerzen habe? Können Medikamente helfen?

Im Einzelfall können Schmerzmittel sinnvoll sein, betont Dr. Sabine Rikart, Oberärztin der Abteilung für Physikalische Therapie am Klinikum Nürnberg. "Aber viele nehmen zu viele und teilweise auch noch unterschiedliche Präparate." Das sei nicht ratsam. Rikart empfiehlt stattdessen eine multimodale Schmerztherapie, wie sie zum Beispiel in der Schmerztagesklinik des Nordklinikums angeboten wird. Sie geht intensiv und individuell auf körperliche, soziale und seelische Faktoren ein, die das Schmerzgeschehen beeinflussen können. Bei dieser Behandlung arbeiten verschiedene Disziplinen zusammen, auf dem Programm stehen dabei auch Entspannungstechniken und ein so genanntes Genusstraining. "Viele Menschen wissen gar nicht mehr, was Genuss ist", so Thomas Riedel. "Sie müssen erst wieder ein Gefühl dafür bekommen."

In welchen Fällen ist eine Operation nötig?

Operieren sollte man nur, wenn bereits neurologische Ausfälle vorliegen, so Prof. Wagner. Das sei etwa der Fall, wenn ein Bandscheibenvorfall zu schweren Lähmungen geführt habe. "Wichtig ist, dass konservative Behandlungsmethoden ausgeschöpft sind und man weiß, wo die Beschwerden herkommen."

Information. Das Schmerzentrum des Klinikums hat eine Hotline für Patienten eingerichtet: (09 11) 398 25 86.

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