Stahlharte Nerven, aber weiches Herz

29.3.2019, 16:31 Uhr
Stahlharte Nerven, aber weiches Herz

© Foto: Roland Fengler

Der Anzug sitzt noch immer. Den Posten bei der Sparkasse in Lauf hat Helmut Deuerlein vor Jahren hinter sich gelassen, den Banker nicht. Das graue Haar ist zum Seitenscheitel gekämmt, die Brille geputzt — und Deuerlein vorbereitet. Wie immer. Vor sich hat er eine Broschüre über die Stiftung ausgebreitet, für die er sich seit 27 Jahren engagiert.

Mit wenigen, wohlüberlegten Sätzen erklärt er, wie die Albrecht-Franz-Stiftung in Lauf funktioniert. Seit 1991 kümmert sich die von Margarete Franz gegründete Stiftung um Menschen, die im Alter so lange wie möglich daheim bleiben wollen. Die 15 Mitarbeiterinnen helfen meist älteren Frauen und Männern bei Hausarbeiten, bei der Wäsche, beim Kochen.

Und Helmut Deuerlein kümmert sich um das Geld. Zwar kostet der Service der Helferinnen etwas, die teils dreimal täglich und sehr flexibel zu über 8000 Betreuungsstunden im Jahr ausrücken. Doch auch die, die sich die Unterstützung nicht leisten können, bleiben nicht außen vor — dank der Stiftung und dem, was durch die Investitionen und Geldanlagen abfällt.

Die Geldanlagen, für die Deuerlein einen Teil seiner Freizeit geopfert hat, seit er 2006 in den Vorstand wechselt. Mit dabei ist der heute 68-Jährige von Beginn an, zunächst auf Geheiß. Im Beirat der Stiftung, so ist es festgehalten, sitzen der Pfarrer, ein Mitglied der Kirchengemeinde, ein Rechtsanwalt, der geschäftsführende Beamte der Stadt Lauf — und ein Mitarbeiter der Sparkasse. "Mein Chef kam zu mir und sagte: Du machst das", erinnert sich Deuerlein, der nun zurückhaltender wird. Er arbeitet lieber im Hintergrund, das wissen auch Annemarie Wiehler, Mitglied des Stiftungsvorstands, und Gudrun Seitz. Sie ist die Einsatzleiterin, koordiniert die Helferinnen und arbeitet schon seit 15 Jahren mit Helmut Deuerlein. Sie weiß: "Auf ihn ist immer Verlass."

Und er hat Nerven aus Stahl. Auch wenn er selbst lieber von den drei Gs spricht: "Geld, Glück, Geduld, das braucht man", sagt Deuerlein. Geld kriegt er, einen einstelligen Millionenbetrag in Euro legt er für die Stiftung an, zur Hälfte sicherheitsorientiert, zur Hälfte ertragsorientiert, erklärt der Bankkaufmann. "Den Teil also mit mehr Risiko."

Risiko, das Helmut Deuerlein durch Wissen minimiert, dafür sitzt er heute noch täglich vor seinem Computer, liest Wirtschaftsmagazine. So schafft er es, dass die Stiftung, deren Kapital durch Zustiftungen und Spenden weiter gewachsen ist, schon über eine Million in die hauswirtschaftliche Betreuung hilfsbedürftiger Menschen investieren konnte. Bis zu 50 Prozent der Kosten trägt die Stiftung dann. Im Laufe der Jahre wurden mehr als 550 Menschen in mehr als 160 000 Arbeitsstunden unterstützt.

Immer eine Antwort

Auch dank Deuerleins Geduld. Gerade in den Zeiten, in denen es kompliziert war "und ich auch unruhige Nächte hatte", sagt der Rentner. Klar, auch privat hat er Geld angelegt. Für eine Sache aber, die dem hartgesottenen Banker ans doch weiche Herz gewachsen ist, "das ist schon etwas anderes". Aber egal ob Turbulenzen bei General Motors oder Heidelberg Cement — Deuerlein beweist langen Atem, hält die andere Vorstände und den Beirat immer auf dem Laufenden.

Und das eben bestens informiert. "Er hat auf jede Frage eine Antwort", sagt Annemarie Wiehler beeindruckt. Sie ist selbst Diplomkauffrau, jede Investition wird im kompletten Vorstand besprochen. Wohlwissend, dass Helmut Deuerlein immer "optimale Anlagemöglichkeiten findet, so dass die Stiftung auch in Zeiten historisch niedriger Zinsen weiterhin bestehen und Gutes tun kann".

Nun mit weiteren 1000 Euro, die Deuerlein für sein Engagement und jetzt als EhrenWert-Preisträger erhält — und in die Stiftung fließen lässt. In welche Anlage, das entscheidet inzwischen sein Nachfolger, vergangenes Jahr ist Helmut Deuerlein nach 27 Jahren ausgeschieden.

Fest steht aber: Der Ottensooser wird die Wertpapier- und Finanzmärkte aber weiterhin im Blick behalten, denn die Börse fasziniert ihn nach wie vor. Vor allem aber hat er jetzt noch mehr Zeit für Frau und Enkelkinder. Oder für Gartenarbeit, Joggen und Radfahren. "Denn da habe ich keine Zahlen im Kopf."

ZSpendenkonto bei der Sparkassekasse Nürnberg; die IBAN lautet DE13 7605 0101 0240 4730 82

Verwandte Themen


Keine Kommentare