Streetculture-Treffen: Tuner übernehmen das Grundig-Stadion

17.4.2016, 18:27 Uhr
Von alt bis neu, von bunt bis schlicht: Einseitig war das große Tuning-Treffen nun wirklich nicht.

© Roland Fengler Von alt bis neu, von bunt bis schlicht: Einseitig war das große Tuning-Treffen nun wirklich nicht.

Nachdem ein unangemeldetes Treffen der Szene Anfang April in die Hose ging, wurde nun ganz offiziell der Auftakt der Tuning-Saison gefeiert. 8000 Fans aufgemotzter Karossen kamen laut Veranstalter Steve Weber von der Firma „Streetculture“ zum Saisonauftakt der Tuningszene ins Grundig-Stadion nach Nürnberg. Bei der Abfahrt kassierten fast 300 Raser eine Verwarnung oder eine Anzeige von der Polizei - aus Sicht der Ordnungshüter ist das "schon beachtlich". Die Stadt war mit dem Event der Autoschrauber von Anfang an nicht glücklich. Jetzt wird geprüft, ob Weber die Chance zu einer Wiederholung bekommt.

In der Karl-Schönleben-Straße wurde laut Polizei ein Auto mit 102 Stundenkilometern geblitzt, das war der Spitzenreiter. Insgesamt wurden 254 Verwarnungen und 28 Anzeigen wegen Schnellfahrens verteilt. Sieben Raser kassierten ein Fahrverbot. Zwölf Autos wurden sofort sichergestellt, weil sie keine gültige Betriebserlaubnis hatten. 22 weitere Fahrzeuge waren ebenfalls so umgebaut, dass sie nicht für den öffentlichen Verkehr geeignet sind.

Weber bedauert, dass es "schwarze Schafe" in der Szene gibt. Immer wieder spreche er nach Veranstaltungen Hausverbote aus - und ernte dafür jede Menge Zorn. Tatsächlich gibt es beim Saisonauftakt im Stadion viele Teilnehmer, die nur gekommen sind, um ganz entspannt zu bestaunen, was die Kumpel über den Winter so geschraubt haben. Die nicht protzen und eitel den Motor aufheulen lassen wollen, sondern in Ruhe fachsimpeln.

BMW mit 430 PS

Einer der Stars ist der BMW von Maximilian Bremer aus Regenstauf. Der Karosseriebauer kaufte sich den als Jahreswagen. "Dann wollte ich mich von den anderen abheben", sagt der 22-Jährige. Er erneuerte Fahrwerk und Felgen, verpasste dem BMW 430 PS. Über den Winter klebte er matte, schwarze Folie über den roten Lack. Und das Lob der Kollegen - es geht ihm runter wie Motorenöl.

Steve Weber versteht sich als Mentor der Tuningszene. 26 Mal habe er Treffen beim Möbelriesen Lutz organisiert, 26 000 Besucher seien in die Ingolstädter Straße gekommen. Noch heute trauert er der Location nach. Die Szene treffe sich zwar weiter in Nürnberg - beim Marktkauf in Thon, an der Steintribüne oder an einer Tankstelle beim Langwasserbad. Doch dort tritt Weber nach eigenen Angaben nicht als Organisator  auf. Er möchte aber mit großen Veranstaltungen Geld verdienen.

Viel Ärger mit Tuningszene

Dafür suchte er lange nach einem neuen Ort. Bis ihm die Stadt, zähneknirschend, das Stadion anbot. "Wir waren todunglücklich darüber, dass er die Veranstaltung in Nürnberg machen wollte", sagt Bürgermeister Christian Vogel (SPD). Hat es doch schon zu viel Ärger mit der Tuningszene gegeben. Erst im vergangenen Oktober hatten 1500 Autoschrauber fast den Verkehr in Zabo lahmgelegt. Das Treffen war nicht angemeldet gewesen und Vogels Fraktion forderte eine härtere Gangart der Stadt gegen illegale Tuning-Treffen.

Weber beteuerte, mit dem Chaos in Zabo nichts zu tun gehabt zu haben. Doch die Vorbehalte der Stadt gegenüber der Szene sind laut Vogel groß, "das Ordnungsamt wollte den Saisonauftakt am liebsten nicht genehmigen". Vogel schaltete sich ein, "ich habe zu Herrn Weber gesagt, dass er die einzigartige Chance habe, eine vernünftige Veranstaltung zu machen", sonst bekomme er in Nürnberg nie wieder einen Fuß in die Tür. Man habe ihm das Stadion angeboten, mit enormen Auflagen.

Dazu gehörte, dass er einen zusätzlichen Sicherheitsdienst zahlen musste. Und Sperren in der Großen Straße, die Schnellfahren vor und nach dem Treffen unmöglich machten. "Das war meine Sorge, dass bei der An- und Abfahrt was passiert", sagt Vogel. In der Großen Straße hatte 2014 ein Raser eine junge Skaterin tödlich verletzt. Hier sollte unter keinen Umständen noch einmal jemand gefährdet werden können.

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