Unterschriftenaktion richtet sich gegen die Sperrung der Bergstraße

4.4.2020, 12:47 Uhr
Unterschriftenaktion richtet sich gegen die Sperrung der Bergstraße

© Foto: Stefan Hippel

Nach gut einem halben Dutzend Gesprächsrunden segnete Ende Februar 2020 schließlich der Verkehrsausschuss – gegen die Stimmen der CSU – eine zweijährige Probephase für das neue Stück Fußgängerzone am Weinmarkt ab. Verbunden ist es, wie berichtet, mit Eingriffen bei der Verkehrsführung im Burgviertel.

Vom 16. bis 26. März hat die Stadt schrittweise Schilder und Sperrbaken im betroffenen Umfeld aufgestellt, seit knapp zwei Wochen gilt das neue Konzept. Und: vor Ort rumort es – insbesondere wegen der Sperrung der Bergstraße in Richtung Tiergärtnertorplatz in Höhe des Albrecht-Dürer-Denkmals.

Dort ist ein großes Ärztehaus angesiedelt, in dem rund 25 Mediziner und 140 Arzthelferinnen in mehreren Praxen (mit OP-Räumen) tätig sind. In einem gemeinsamen Brief an die Stadt Nürnberg kritisieren die "Ärzte am Albrecht-Dürer-Platz" die Veränderungen vor ihrer Haustüre. Dadurch habe sich insbesondere die Parkplatzsituation für Personal und Patienten "stark verschlechtert".

Im Protestbrief wird auf veränderte Parkzeiten in der Füll und in der Lammsgasse hingewiesen, wo Stellplätze nun schon ab 8 und nicht erst ab 14 Uhr für Anwohner reserviert seien. Durch die Sperre in der Bergstraße könnten zudem Beschäftigte nicht mehr im nördlichen Burgviertel nach einem Parkplatz suchen. Abschließend heißt es: "Wir bitten um einen Lösungsvorschlag, damit das Ärztehaus auch weiter gut zugänglich für den großen Patientenstamm, die Ärzte und für das medizinische Fachpersonal ist – mit entsprechenden Parkmöglichkeiten."

Um der Forderung Nachdruck zu verleihen, werden seit kurzem Unterschriften im Zuge einer Petition gesammelt. 50 Leute, so Petra Leibl am Empfang des Ärztehauses, haben bereits unterschrieben. Mit Blick auf "ältere Patienten, die schlecht zu Fuß sind", hält sie eine bessere Erreichbarkeit für dringend notwendig.

Baureferent Daniel Ulrich sind Beschwerden vom Ärztehaus noch nicht bekannt – "auch keine Petition, aber die bekäme ich ja erst, wenn sie abgeschlossen ist". Er berichtet von "Reaktionen per Brief und Telefon", die "vor allem aus der Berg- und Burgstraße positiv sind, weil die Entlastung durch die Sperre am Albrecht-Dürer Platz sehr wirksam ist". Ulrich betont: Obwohl sich sonst in der Regel nur die Kritiker rückmelden, habe es diesmal "auch Dank für die schnelle Umsetzung" gegebem.

Unterschriftenaktion richtet sich gegen die Sperrung der Bergstraße

© Foto: Günter Distler

In zwei Stufen umgesetzt

Klar ist: Die Fußgängerzone Weinmarkt wird in zwei Stufen umgesetzt. Zuerst erfolgte nun die Beschilderung samt Pfosten und Absperrung. Es fehlen aber noch die mobilen Sitzelemente. "Diese werden aktuell ausgeschrieben, der Aufbau ist für Ende Mai vorgesehen", so Ulrich. Er betont ansonsten: "Die Anzahl der Bewohnerparkplätze ist im Gebiet gleich geblieben". Die Kommunale Verkehrsüberwachung werde nun "insbesondere die Feuerwehranfahrtszonen überwachen" und Verstöße ahnden.

Die neu beschilderte Fußgängerzone soll "wegen der aktuellen Sonderlage erst mal nur beobachtet werden", erklärt der Baureferent mit Verweis auf die Probephase. Hierzu sollen Erhebungen zum fließenden und ruhenden Verkehr gemacht werden, um notfalls nachsteuern zu können.

Entscheidend für die Bewertung der Probephase seien aber gesicherte Daten. Aktuell sieht er "positive Erwartungen" (besonders von Anwohnern) und "negative Befürchtungen" (gerade von Geschäftsleuten). Zählungen seien derzeit aber wegen der Ausnahmesituation durch die Corona-Pandemie "wenig sinnvoll", da der Verkehr in der Altstadt "quasi zum Erliegen gekommen" sei.

Der Bürgerverein Altstadt verteidigt jedenfalls das neue Konzept. Vorsitzende Elisabeth Most, die selbst vor Ort wohnt, freut sich über die Entwicklung. Vereinzelt hätten schon Kinder am Weinmarkt "auf der Straße gespielt". Sie findet, dass die Kritiker "der Testphase erst mal eine Chance geben sollten", und sie hofft, dass es zu keinen verhärteten Fronten wie in den 1990er Jahren kommt.

Bürgervereinsvize Werner Runze kritisiert das Vorgehen des Ärztehauses, da es h weiter gut erreichbar sei – "jetzt sogar über die Obere Krämersgasse". Er erinnert ansonsten an das nahe Parkhaus gegenüber dem Spielzeugmuseum. Außerdem wundert er sich, "dass sich niemand vom Ärztehaus bei all den Planungsrunden zu Wort gemeldet hat".

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