US-Soldat sucht Nürnberger Mädchen: Spuren führen ins Leere

5.6.2015, 06:00 Uhr
US-Soldat sucht Nürnberger Mädchen: Spuren führen ins Leere

© F.: privat

Noch immer erreichen die Redaktion wöchentlich Zuschriften. Viele Leser warten gespannt auf Neuigkeiten von Hildegard, geben Tipps und Hinweise für die Suche. Ihre berührende Geschichte in den Nürnberger Nachrichten im April ließ niemanden kalt.

Der mittlerweile 93-jährige US-Soldat Leo Ryan lernte nach dem Zweiten Weltkrieg ein junges, blondes Mädchen kennen. Hildegard, ein stilles deutsches Kind, fällt ihm auf, als er im Mai 1945 in Nürnberg ankommt. Und weil er als Sänger deutscher Lieder in Kalifornien die Sprache ein bisschen kann, sagt er zu ihr: „Ich bin Leo.“ Die Freundschaft der beiden beginnt, fortan sehen sie sich regelmäßig.

Eine der wenigen schönen Erinnerungen an den Krieg

Bis heute kann Ryan das Mädchen nicht vergessen. Weil es eine der wenigen schönen Erinnerungen an den Krieg ist und er so oft von der Kleinen erzählt, sucht nun Ryans Tochter Jackie nach ihr. Erst vor wenigen Tagen dachte Jackie Ryan, dass sie endlich einen Schritt weiter ist.

NN-Leser Andreas Schmidt hakte im Theresienkrankenhaus nach, das in der Mommsenstraße liegt - dort, wo Leo Ryan stationiert war. Und tatsächlich: In den Jahren 1938 und 1939 wurde dort nur eine Hildegard geboren.Sie hieß mit Nachnamen Schmidt, kam am 21. Juni 1938 auf die Welt und wohnte in der Plauener Straße 34. Ist das die Frau, nach der Leo Ryan sucht?

"Ich bin es nicht", sagt Hildegard T.

Als er das Datum hörte, war er jedenfalls sicher: Das muss stimmen. Schließlich hatte Ryan dem Mädchen zu ihrem Geburtstag im Juni eine Tafel Schokolade geschenkt – damals ein sehr wertvolles Präsent.

Doch es ist offenbar eine Verwechslung. Denn die Daten, die das Krankenhaus lieferte, gehören zu einer anderen Frau. „Ich bin es nicht“, sagt Hildegard T., die mit dem Nachnamen Schmidt am 21. Juni 1938 im Theresienkrankenhaus auf die Welt kam. Ihre Eltern hießen Kaspar und Maria, geborene Luger.

"Es hat mich wirklich berührt"

T. hat Nürnberg allerdings schon 1941 verlassen – Kontakt zu Leo Ryan hatte sie nie. Nach dem Artikel klingelte ihr Telefon trotzdem pausenlos. Die Anrufer wollten unbedingt mit der mutmaßlichen Hildegard sprechen. Sogar das Einwohnermeldeamt ihres Wohnortes im Landkreis Neustadt an der Aisch hat sich bei ihr gemeldet.

Trotz dieser Rückschläge gab es immer wieder Momente bei der vertrackten Suche, die Jackie Ryan Kraft geben. So machte die Leserin Anna B. bei ihrer San-Francisco-Reise kurzerhand einen Abstecher in das Haus der Ryans und brachte zwei Zeitungsausgaben mit dem Artikel vorbei. „Es hat mich wirklich berührt, wie freundlich und gutherzig Anna war“, sagte Jackie Ryan später über den Besuch der jungen Frau.

Die Suche jedenfalls soll weitergehen. Natürlich gibt Jackie Ryan nicht auf. „Ich habe noch immer Hoffnung. Es wäre das größte Geschenk für meinen Vater, sie zu finden.“

Wer weiterhelfen kann, wendet sich bitte an die Lokalredaktion: Tel. (0911)2162410, oder per Mail: nn-lokales@pressenetz.de

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