Große Nachfrage

VAG Nürnberg ist zufrieden: "9-Euro-Ticket war ein Türöffner"

6.9.2022, 16:16 Uhr
Das 9-Euro-Ticket war auch in Nürnberg sehr begehrt.

© Daniel Karmann/dpa, NN Das 9-Euro-Ticket war auch in Nürnberg sehr begehrt.

Zufrieden zeigt sich die VAG nach drei Monaten 9-Euro-Ticket. Das Auslaufen des Angebots hat, wie erwartet, zu einem Rückgang der Fahrgastzahlen geführt. Auffällig ist der zunächst drastisch erscheinende Rückgang von Mittwoch, 31. August, auf Donnerstag, 1. September, um rund 23 Prozent. Allerdings hat eine große Anzahl von Fahrgästen das Nahverkehrsticket an den beiden letzten Gültigkeitstagen nochmals ausgenutzt. Insgesamt sieht die VAG seit Ende August im Mittel einen Fahrgastrückgang von etwa zehn bis 15 Prozent. Das entspräche in etwa den Fahrgastgewinnen durch das 9-Euro-Ticket.

Insgesamt lag die Nachfrage Anfang September also wieder zwischen 90 und 95 Prozent des Vor-Corona-Wertes an Werktagen ohne Schule. Unabhängig vom 9-Euro-Ticket stellte die VAG schon im Mai einen starken Kundenzustrom im Freizeitverkehr fest. Dieser wurde durch das 9-Euro-Ticket verstärkt.

In den vergangenen drei Monaten hat die VAG das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht beziehungsweise leicht überschritten. Die zeitliche Nachfrage ist allerdings anders als früher: Seit Einführung des 9-Euro-Tickets sind Kunden verstärkt an Werktagen nachmittags und abends sowie am Wochenende unterwegs, vergleichsweise wenig Zuwachs gibt es dagegen im morgendlichen Berufsverkehr. Insofern sei der größte Nachfrageeffekt dem Bereich des Freizeit- und Einkaufsverkehrs zuzuordnen. Diese Verteilung der Nachfrage und das gute ÖPNV-Angebot der VAG sorgte auch dafür, dass es keine Kapazitätsengpässe oder gar Überlastungserscheinungen gab.

"Einmaliges Angebot"

Tim Dahlmann-Resing, Vorstand Technik und Marketing der VAG, erklärt: „Das 9-Euro-Ticket war ein einmaliges Angebot für alle. Für uns Verkehrsunternehmen war es aber eine große Herausforderung. In Nürnberg sind wir dank des guten Angebotes mit drei U-Bahn-Linien, fünf Straßenbahn- und 52 Buslinien und einem dichten Takt gut durch die Zeit und die Nachfragesteigerung gekommen. Vor allem im Freizeitverkehr war das Ticket ein Türöffner.“ Er gibt sich vorsichtig optimistisch: „Wir hoffen, dass viele neue Fahrgäste auf den Geschmack gekommen sind und erkannt haben, dass der ÖPNV vor allem in einer Großstadt wie Nürnberg eine sehr gute Alternative zum Auto ist. Wir werden sehen, wie viel Einfluss das Thema Ticketpreis hat. Wobei: Das Autofahren wird sicher nicht günstiger.“

Dass ein günstiges Ticket den Anstoß geben kann, den Nahverkehr zu nutzen, aber bei weitem nicht das einzige Kriterium dafür ist, hat die regionale und bundesweite Marktforschung zum 9-Euro-Ticket gezeigt. In den Erhebungen wurde das Ticket als gutes Angebot bewertet, das einfach und nur einmal im Monat zu kaufen war. Hauptgrund zum Kauf war der günstige Preis. Für viele war es ein guter Anlass, das Auto stehenzulassen. Bei den Nürnberger und Nürnbergerinnen zeigten sich im Aktionszeitraum eine deutliche Veränderung in der Verkehrsmittelwahl im Vergleich zu Mai 2022. Die Verkehrsmittel des ÖPNV (U-Bahn, Straßenbahn, Bus und S-Bahn/Regionalbahn) gewannen deutlich an Marktanteil dazu. Der Anteil der Vielfahrer, die den ÖPNV mindestens zwei bis drei Mal pro Woche nutzten, verdoppelte sich. Gleichzeitig wurde das Auto seltener genutzt. Der Anteil regelmäßiger Pkw-Nutzer (mindestens einmal pro Woche) sank um neun Prozent. Weiterhin zeigte sich, dass die Befragten das Ticket stärker nutzten als der Bundesdurchschnitt. Das zeigt, dass ein gutes Nahverkehrsangebot, wie es in Nürnberg vorhanden ist, die Voraussetzung für den Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel ist. Am häufigsten wurden Alltagsfahrten für Erledigungen zum Einkaufen oder zum Besuch bei Freunden, aber auch Wege zur Arbeit oder zur Ausbildung unternommen.

Der VAG-Vorstand erklärt: „Wir dürfen mit Blick auf das Klima, die Umwelt und die Lebensqualität nicht nur die Verkehrswende anmahnen, sondern wir müssen auch alles dafür tun, dass sie gelingen kann. Als Verkehrsunternehmen leisten wir gerne unseren Beitrag. Aber es braucht vor allem eine verlässliche und entsprechend große Unterstützung bei der Finanzierung von Bussen und Bahnen. Das gilt für kommunale Verkehrsunternehmen wie Bahnunternehmen, das gilt für die Städte wie für die Region, die oft über gar kein relevantes ÖPNV-Angebot verfügt", so Tim Dahlmann-Resing. "Wenn mehr Menschen auf Busse und Bahnen umsteigen sollen, brauchen wir eine klare Priorisierung des ÖPNV. Dazu gehört, dass Infrastrukturprojekte möglichst gute Rahmenbedingungen in der Umsetzung bekommen und Prozesse beschleunigt werden. Und wir müssen mit dem Bund und den Ländern über eine Kofinanzierung der betrieblichen Kosten für den gewünschten Ausbau sprechen, denn diese Kosten können nicht weiter alleine von den Kommunen gestemmt werden."

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