"Verrückte Preise": Mollath-Werbung sorgt für Aufregung

12.8.2013, 20:30 Uhr
Unfreiwillige Werbeikone für Sixt: Der Ex-Psychiatrieinsasse Gustl Mollath.

© Pressefoto Sixt Unfreiwillige Werbeikone für Sixt: Der Ex-Psychiatrieinsasse Gustl Mollath.

Gewohnt provokant, allerdings höchst grenzwertig wirbt der Autoverleih Sixt in der Montagsausgabe der Süddeutschen Zeitung. Dort ist ein Foto von Gustl Mollath zusammen mit einem vermeintlichen Zitat des 56-Jährigen zu sehen. "Wenn hier jemand verrückt ist, dann der Sixt mit seinen Preisen", steht dort in Anführungszeichen.

Bereits in der Vergangenheit warb Sixt mit provokanten Plakaten, Sprüchen und Motiven um Neukunden. Etwa mit dem früheren italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi, der kürzlich im Ruby-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten zu einer Haftstrafe von sieben Jahren verurteilt wurde. "7 Jahre einsitzen? (Für 4,5 Millionen Euro)" - "1 Tag zweisitzen! (Für 143 Euro/Tag)", hieß es auf den Plakaten.

Mollath soll Honorar erhalten - "Dreister Rechtsbruch"

Nun will sich der Autoverleih die Popularität Gustl Mollaths zu Nutzen machen. Es handle sich um eine satirische Anzeige, sagte ein Unternehmenssprecher. Sixt verstehe Mollath als öffentliche Person, deshalb dürfe man ihn ungefragt zum Gegenstand einer Satire machen.

"Wir machen da schon einen Unterschied zwischen dem Schicksal von Mollath und einem Politiker", erklärte das Unternehmen. Deshalb wolle man im Laufe des Tages Kontakt zum ehemaligen Psychiatrieinsassen aufnehmen und ihm ein angemessenes Honorar anbieten.

Mollaths Anwalt Gerhard Strate sagte am Montag auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, das Zitat in der Anzeige sei frei erfunden. Sein Mandant sei von der Werbeaktion überrascht worden. „Wir werden presserechtlich dagegen vorgehen. Das ist ein dreister Rechtsbruch“, unterstrich der Jurist. Vor allem die Verwendung des Begriffs „verrückt“ halte er im Zusammenhang mit seinem Mandanten für höchst problematisch.

Auf der Facebook-Seite des Autovermieters kritisierten indes zahlreiche Nutzer die Anzeige als geschmacklos. Es sei unglaublich, mit einem potenziellen Justizopfer Werbung zu machen, schrieb einer. Bei Twitter gehörte die Anzeige zu den meistdiskutierten Themen des Tages. Gefallen fand kaum einer an der Anzeige mit Gustl Mollath. „Ekelhaft“ und „widerwärtig“, hieß es in Kommentaren.

Auch Oskar Lafontaine wurde bereits Opfer eines solchen Spott-Plakates. Im Jahr 2006 ging der Ex-SPD-Chef gerichtlich gegen Sixt vor - und verlor den Prozess. Der Bundesgerichtshof entschied, die Aktion wäre wegen ihrer "satirischen Natur" zulässig.

Dieser Artikel wurde am 12. August um 20.30 Uhr aktualisiert.

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