Vertikaler Rasen: Grüne Fassade für Nürnbergs Südstadt

11.3.2019, 06:00 Uhr
Vertikaler Rasen: Grüne Fassade für Nürnbergs Südstadt

© Fotos: Eduard Weigert, Privat

An ausgefallenen Ideen - wie einen Kindergarten über den Dächern der Südstadt zu errichten – hat es Andreas Klier nie gemangelt. Und schon während er dieses Vorhaben vor einigen Jahren realisiert und nebenbei Deutschlands höchstgelegene Kita erbaut hat, kam ihm der nächste ungewöhnlich Einfall: Statt schnödem, grünem Lack sollten Grünpflanzen die Fassade seines Parkhauses bedecken.

Eine Vision, die nun Realität wird: Ab April, berichtet Klier, gehen die Arbeiten los. "Viel wird man aber anfangs von außen noch nicht erkennen", sagt der Inhaber des gleichnamigen Traditionsgeschäfts. Die Planung, die dem Landschaftsgärtner, dem Statiker und dem Bauherren doch so einiges Kopfzerbrechen bereitet hat, ist nun abgeschlossen.

250 Quadratmeter Fläche

Entgegen ersten Überlegungen, die 600 Quadratmeter große Außenhaut des Gebäudes durchgehend zu bepflanzen, werden nun erst die rund 250 Quadratmeter großen, "planen" Abschnitte begrünt. Aus statischen Gründen werden die bis zu 2,5 Tonnen schweren Pflanzenkübel dazu innen aufgestellt. Rankepflanzen werden dann durch noch zu schaffende Öffnungen in der Fassade nach außen geführt und sollen an Gerüsten bis zu 14 Meter hochklettern.

Ein Vorhaben, das weder besonders einfach noch billig ausfällt, wie Andreas Klier verrät: "Alles in allem kostet das Ganze rund 85.000 Euro", sagt er und erläutert: "Selbst die Pflanzenkörbe müssen ja eigens geplant und angefertigt werden." Schließlich müssen sie den Wurzeln der Gewächse ausreichend Platz und Schutz vor Frost bieten und ein automatisches Bewässern und Düngen ermöglichen.

Die Kosten des Projektes teilt sich Klier mit der Deutschen Umweltstiftung und der Stadt Nürnberg, der er besonders dankbar ist: "Ohne die Unterstützung von Herrn Pluschke wäre das alles nicht einfach gewesen", sagt der Unternehmer, der von der Kommune Mittel aus dem Programm "Mehr Grün für Nürnberg" und einen Restbetrag des Preisgeldes, das die Stadt mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis 2016 erhalten hatte, bekommt.

Umweltreferent Peter Pluschke hätte für Projekte wie dieses zwar gern mehr Geld im Budget. Schließlich geht es bei der Fassadenbegrünung, die zur Verbesserung der Luftqualität in eng bebauten Quartieren viel beitragen kann, nicht so gut voran wie bei der Bepflanzung von Dächern. Aber der Antrag der Stadt, die für dieses Thema Fördergelder aus der "Diesel-Milliarde" haben wollte, wurde in Berlin abgelehnt, bedauert Pluschke: "Das Geld ging leider fast ausschließlich an technikbezogene Vorhaben."

Vorbildfunktion erhofft

Dennoch, hofft er, könnte das Klier-Projekt den einen oder anderen Hausbesitzer sicher inspirieren. Interessenten könnten sich jedenfalls nicht nur fachlichen Rat vom Umweltreferat holen. Für Objekte in Stadterneuerungsgebieten, so Pluschke, gibt es auch Fördermittel über das Programm "Mehr Grün für Nürnberg".

Wichtiger als ein etwaiger Zuschuss ist aber, dass man auch ein Faible für Grün hat. So wie Andreas Klier. Neben den knapp fünfstelligen Kosten für Planung, Leitungsverlegungen und andere Vorarbeiten übernimmt der Unternehmer auch die laufenden Unterhaltskosten des Projekts. "Da man sich später für den Beschnitt und die Pflege der Pflanzen vom Dach herunterseilen muss, dürften pro Jahr gut 5000 Euro fällig werden", schätzt er.

Doch die Aussicht, Besitzer der ersten "vertikalen Wiese" Nürnbergs zu sein, für die er neben Efeu und Jungfernreben auch blühenden Blauregen pflanzen lässt, ist ihm die Investition wert. "Wenn die Pflanzen in drei bis fünf Jahren ihre volle Höhe erreichen, wird das nicht nur ein Hingucker, sondern auch ein kleines Refugium für nistende Vögel oder Insekten wie Bienen", freut er sich.

11 Kommentare