Videoüberwachung in der U-Bahn: Nürnberg rüstet auf

15.12.2016, 06:00 Uhr
Videoüberwachung in der U-Bahn: Nürnberg rüstet auf

© Stefan Hippel

Eigentlich hatte die Kommune erst ab 2018 für eine bessere Bildqualität und für mehr Kameras in den großen U-Bahnhöfen sorgen - und zahlen - wollen. Doch nun führt offenbar nicht zuletzt die nicht verstummende Kritik der Polizei an der schlechten Ausstattung zu einem schärferen Tempo. Stufe eins eines vierteiligen Plans wird nun schon im nächsten Jahr umgesetzt.

Videoüberwachung in der U-Bahn: Nürnberg rüstet auf

© Günter Distler

Das sei soeben erst, aber schon vor dem aktuellen Übergriff in Berlin entschieden worden, betont Christine Schüßler, die Chefin des Bürgermeisteramts, auf Anfrage. "Wir müssen schnell etwas tun." Wahrscheinlich werde ein größerer Server angeschafft, damit die Videos der VAG nach dem Speichern nicht mehr wie bisher grobkörnig und kaum verwendbar sind.

Erst vor kurzem hatte sich das fatal ausgewirkt. Ein VAG-Mitarbeiter, der kürzlich einem Ohnmächtigen im U-Bahnhof Aufseßplatz seine Hilfe verweigert und auf seinen Dienstschluss verwiesen hatte, konnte wegen der schlechten Aufnahmen nicht identifiziert werden. Anders funktioniert es offenbar in den Filialen der Sparkasse, in denen ebenfalls Kameras laufen. Nach Banküberfällen liefert die Bank regelmäßig gute Aufnahmen der mutmaßlichen Täter.

Die Anlagen gelten als überaltert

168 Kameras haben 40 U-Bahnhöfe in Nürnberg im Blick - allerdings oft nur von einer Seite aus. Anders als in Berlin wird in den Verteilergeschossen nicht gefilmt. Die Verbrechensbekämpfung sei gar nicht die Absicht gewesen, als die VAG einst ihre Stationen mit Kameras ausstattete, sagt Bürgermeister und VAG-Aufsichtsratsvorsitzender Christian Vogel. Es sei damals nur darum gegangen, die Bahnsteige von der Leitstelle aus im Visier zu haben, um mit Durchsagen reagieren zu können, wenn Passagiere zu nah ans Gleis treten. Inzwischen gelten die Anlagen als überaltert.

Er sei froh, dass der Täter von Berlin nun identifiziert sei, der Mann müsse hart bestraft werden, fordert der VAG-Aufsichtsratschef. Ähnliche Attacken könne man auch in Nürnberg nie ausschließen. Dennoch sei eine wirksamere Videoüberwachung auch vor Ort "eine Pflichtaufgabe". Die Stadt werde den eigentlich für 2018 geplanten ersten Schritt vorziehen und die Speicherkapazitäten aufrüsten.

Große Lösung könnte bis zu 4,4 Million kosten

Im Rechts- und Wirtschaftsausschuss waren die Kosten dafür auf ungefähr 175.000 Euro beziffert worden. Derzeit wird das im U-Bahnbauamt genauer kalkuliert.

Die große Lösung, die Kameras in den U-Bahnverteilergeschossen, an den Aufgängen und vor den Aufzügen vorsieht, soll erst später angegangen werden. Sie könnte mit ungefähr 4,4 Millionen zu Buche schlagen.

Zuschüsse für dieses Sicherheitsprogramm gebe es nicht, sagt Christine Schüßler. Die VAG hat es bereits abgelehnt, sich an der Finanzierung zu beteiligen. Für ihre Belange sei die Qualität der Videoaufnahmen völlig ausreichend, hieß es.

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