Was ist wichtiger: Kirchweihen oder Bolztore?

26.3.2008, 00:00 Uhr
Was ist wichtiger: Kirchweihen oder Bolztore?

© Nürnberg Luftbild Hajo Dietz

«Ja, auf der Grünfläche an der Schweinauer Hauptstraße gibt es einen Nutzungskonflikt», bestätigt der Leiter des städtischen Gartenbauamts, Rudolf Kuhlmann. Denn gedacht sei sie als Bolzplatz für die Kinder und Mini-Oase für Erwachsene, die im Großstadt-Grau verschnaufen wollen. Doch die fünftägige Kirchweih, die heuer vom 18. bis 22. April stattfindet, schränke den Freizeitwert der grünen Lunge ein, meint Kuhlmann.

Löcher in der Wiese

Weil aus Rücksicht auf Buden und Festzelt kein weiteres Spielgerät dauerhaft auf der Grünfläche aufgestellt werden könne. Und weil nach der Kärwa die Wiese oft repariert werden müsse. Schwere Fahrgeschäfte und LKW hinterlassen besonders im regennassen Boden tiefe Rillen. Die müssen erst wieder aufgefüllt werden.

«Die Kinder müssen also noch länger warten, bis sie wieder Fußball spielen können», sagt Kuhlmann, «uns wäre es deshalb lieber, wenn die Kärwa woanders stattfindet.» Dringenden Handlungsbedarf sehe er jedoch nicht. Zumal gar kein Geld für eine dauerhafte Umgestaltung der Fläche da sei - entgegen der Ankündigung von Umweltreferent Klemens Gsell im letzten Jahr.

Die Schausteller kennen Kuhlmanns Bedenken. Schließlich spricht man schon länger miteinander über die Zukunft der Feste. Und über die Kosten für das Auffüllen von Löchern und Rillen. «Letztes Jahr sollten wir nach der Schweinauer Kärwa für die Reparaturen rund 3000 Euro zahlen», erinnert sich Johannes Krug, erster Sektionsleiter des Nürnberger Schaustellerverbands. Glücklicherweise habe man eine günstigere Firma gefunden. Von den Beschickern könne man dafür kein Geld verlangen - schließlich zahlten die schon für Strom, Wasser und Absperrungen. Also müsse der Verband die Kosten tragen.

«Heuer müssen wir riskieren, dass wieder Gebühren wegen der Platzreparatur auf uns zukommen», sagt Krug. Auf Dauer gehe das nicht, auch wenn die Kärwa in Schweinau recht gut läuft. Sein Vorschlag: «Der Platz an der Schweinauer Hauptstraße müsste richtig befestigt werden.» Asphaltieren komme aber nicht in Frage, erwidert Rudolf Kuhlmann.

Auch ein anderer Standort sei denkbar, meint Krug. Zum Beispiel die Grünfläche an der Zweibrückener Straße hinter dem markanten Kanonenturm mit dem Garnisonmuseum. Die sei aber nicht von der Schweinauer Hauptstraße einsehbar - und das könnte abträglich fürs Geschäft sein.

Straße fünf Tage sperren

Rudolf Kuhlmann glaubt nicht, dass der Alternativ-Standort groß genug ist. Der Bürgerverein St. Leonhard-Schweinau, den die Schausteller um Unterstützung gebeten haben, findet die Idee aber nicht schlecht. «Wenn die Wiese zu klein ist, könnte man die Zweibrückener Straße für die Kärwa sperren», meint der Vorsitzende Norbert Höynck. Hauptsache, das Fest bleibe dem Stadtteil erhalten.

Wie es in Schweinau weitergeht, müssen Stadt und Schausteller gemeinsam entscheiden. Unmittelbar bedroht sei die Kirchweih aber nicht, versucht Kuhlmann zu beruhigen.

Für den Dauerknatsch wegen der Eibacher Kärwa deutet Kuhlmann eine Lösung an: Auch dort leiden die Bolzplätze unter den Fahrzeugen der Schausteller, stehen fast alle Jahre wieder Reparaturen der Wiesen an. «Wir sollten darüber nachdenken, einen der Bolzplätze mit einem Kunststoffbelag auszurüsten», sagt Kuhlmann. Davon hätten die Jugendlichen das ganze Jahr über etwas. «Und man könnte das Festzelt auf den Kunststoff-Untergrund stellen und die Buden entlang des Weges», um so das Grün zu schonen.

Im Übrigen schränke auch auf dem Gostenhofer Kärwa-Platz der Festtrubel die ganzjährige Freizeitnutzung ein. Doch wie sich das ändern lässt, kann Kuhlmann derzeit nicht sagen.Gute Nachrichten hat er aber für die Laufamholzer Kärwa. «Der Platz wird heuer neu unterbaut», damit die Fahrgeschäfte sicher stehen und die LKW nicht mehr, wie bereits geschehen, im feuchten Boden stecken bleiben. Nach der Kärwa werde dann ein neuer Rasen gesät.