Wasser abgegraben: Aqua-Kita kommt nicht

6.2.2008, 00:00 Uhr
Wasser abgegraben: Aqua-Kita kommt nicht

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Im vergangenen November hat Initiator Jens Fischer das Konzept «Aqua-Kita» mit einem Modell der Öffentlichkeit begeistert vorgestellt. Krippen-, Kindergarten-, und Hortplätze für maximal 112 Kinder hätten in der Sibeliusstraße entstehen sollen. Das Außergewöhnliche: ein kleines Hallenbad mit Lehrschwimmbecken gehörte dazu. Mit den Einnahmen aus der Vermietung an Schulen und Schwimmvereine, hätten die Betriebsausgaben des Bades gedeckt werden sollen (der Stadtanzeiger berichtete).

Doch es kommt anders, dem Initiator bläst heftiger Wind ins Gesicht. Zu heftig, wie sich herausstellt. So zeigen neben dem Bürgerverein auch der SPD-Fraktionsvorsitzende, Gebhard Schönfelder, und Stadtrat Sebastian Brehm (CSU) dem 3,5 Millionen Euro teuren Projekt die rote Karte. Die Gründe: Das Bad soll laut Konzept nicht nur für die Kinder der Einrichtung da sein. Das Problem seien die vorgesehenen Wasserzeiten für Schulen und Schwimmvereine, so Schönfelder. «Die Kinder werden mit Bussen und Autos aus allen Himmelsrichtungen angekarrt», sagt er. Gegen das Aqua-Konzept habe der Fraktionsvorsitzende zwar nichts - ganz im Gegenteil. Nur sei die schmale Sibeliusstraße so einer Verkehrsbelastung nicht gewachsen. An dieser Stelle wäre bestenfalls eine Tagesstätte ohne Becken denkbar.

Wacklige Finanzierung

Wacklig ist laut Schönfelder auch die angedachte Finanzierung des Projekts, das aus Mitteln der Stadt bestritten werden soll. «Vor wenigen Jahren haben wir aus Kostengründen die Lehrschwimmbecken an zwei Schulen stilllegen müssen - wie käme das heute bei den Bürgern an, wenn die Stadt nun dieses Konzept finanzieren würde?», fragt er.

Auch Stadtrat Sebastian Brehm (CSU) findet, dass die Aqua-Kita am falschen Ort geplant ist. Und: Die Initiative habe die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Nach deren Vorstellung soll jährlich eine Finanzspritze für den Betrieb des Bades aus Schulschwimmmitteln kommen. «Dieses Geld ist aber derzeit nicht vorhanden», sagt der 36-Jährige.

Eine Gegenposition nimmt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Brigitte Wellhöfer, ein. Ihrer Meinung nach müsse die Stadt das Konzept maßgeblich fördern. Die ablehnende Haltung der Aqua-Kita gegenüber kann sie nicht verstehen: «Wir haben doch gute Planer in der Verwaltung, oder?» Das Argument einer zu starken Verkehrsbelastung lässt sie daher nicht gelten. «Da beschweren wir uns immer, dass sich unsere Kinder zu wenig bewegen und Übergewicht haben. Für so ein Projekt muss man doch offen sein», sagt Wellhöfer.

Kompromiss mit der Stadt

«Wir haben für die Aqua-Kita gekämpft, weil es uns um die Kinder geht», sagt Christiane Stein von SoKe (Selbstorganisierte Kindertageseinrichtungen). Im Auftrag des Jugendamtes berät der Verein private Träger, die Kindertagesstätten aufbauen wollen. Dennoch: Laut Stein will der Initiator am Plan einer Kita in der Sibeliusstraße (ohne Aqua- Komponente) festhalten. Schließlich sieht der Bebauungsplan auf dem Grundstück, das noch der katholischen Kirche gehört, eine Kindereinrichtung vor. «Da gibt es bereits einen Kompromiss mit der Stadt.» Dennoch: Die Idee einer Aqua-Kita sei nicht vom Tisch. Nur in der Sibeliusstraße sei das nun ausgeschlossen.

Im Jugendamt fühlt sich niemand für das (gescheiterte) Aqua-Konzept verantwortlich. «Das liegt nicht in unserer Entscheidungskompetenz», erklärt Günter Richter, zuständig für die Bedarfsplanung und Zuschüsse. Maßgeblich für seine Behörde seien alleine die Kindertagesstätten. Ein pädagogischer Schwerpunkt wie mit einem Bad könne dabei «eine Bereicherung» sein. Klar aber ist: In Erlenstegen fehlen Krippen- und Hortplätze.