Sorgen um Infrastruktur

Westen wächst – gedeiht er auch?

11.8.2021, 19:30 Uhr
Westen wächst – gedeiht er auch?

© Foto: Rurik Schnackig

Jetzt sind wohl die Tage der "Schneiderwiese" in Leyh gezählt. Was die Bürger darüber hinaus umtreibt, ist eine brisante Frage: Reicht die vorhandene Infrastruktur aus, um dem künftigen Zuzug standzuhalten?

Wenn man die reichlich schmucklose Leyher Straße hinter sich gelassen hat, wo sich Autohändler an Autohändler reiht, ist das nahe gelegene Ende der Dagobertstraße zweifellos eine echte Wohltat für die Augen: Da kann man sich drehen und wenden und blickt auf Grün. Eine Rasenfläche auf der das Gras kniehoch wachsen durfte. Schmetterlinge und Bienen sind hier gut beschäftigt. Und das ist nur das, was auf den ersten Blick zu sehen ist. Die Zauneidechse finde hier ebenfalls Wohnraum, sagt Anwohner Manfred Schwerdtner. Und Mäusebussard und Sperber schnappen sich hier ihr Abendessen.

Keine Frage, die Schneiderwiese, wie sie von den Anwohnern immer noch gern nach dem Namen früherer Besitzer genannt wird, hat ihre besondere Attraktivität durch den Standort. Es liegt noch nicht lange zurück, da blickten die Anwohner auf grasende Schafe. So ein Schmuckstück gibt man ungern her, auch wenn nach dem Verkauf der Wiese schnell klar war, dass der Tag kommen wird.

Bitte um Unterschrift

Der Tag – das war in diesem Fall der 30. Juni, an dem ein Projektentwickler mit Sitz in Nürnberg den Anwohnern per Post über die Vorentwurfspläne informierte. Maximal fünfgeschossig werde auf dem 8000 Quadratmeter großen Areal gebaut, heißt es; eine eingeschossige Tiefgarage ist ebenfalls geplant. 800 Quadratmeter sollen als öffentliche Grünfläche erhalten und gestaltet werden. Gerne nehme man innerhalb von vier Wochen die Unterschrift der Anwohner entgegen, hieß es.

Eine Unterschrift, die Schwerdtner und weitere Anwohner, die er als Sprecher vertritt, nicht geleistet haben. Denn: "Es fehlten ja wichtige Informationen", sagt Schwerdtner. "Darunter die Anzahl, Aufteilung und Größe der geplanten Wohneinheiten sowie die Zahl der vorgesehenen Stellplätze".

Die Parkplatzsituation in der Dagobertstraße - eine Anliegerstraße, die als Sackgasse ohne Wendemöglichkeit endet – sei schließlich schon jetzt angespannt. Die Ausfahrt aus den eigenen Grundstücken erfordere bereits heute meist größere Rangierarbeiten, wie Schwerdtner feststellt.

Das sind Argumente, die Georg Förtsch vom Bürgerverein Nürnberger Westen nur unterstreichen kann. Und wenn er über die Wiese hinaus blickt, wird sein Ärger noch größer: "Die Zeitung berichtet ständig von weiteren Grünanlagen, neu errichteten Begegnungszentren für Jung und Alt sowie Baumpflanzungen im Stadtgebiet. Aber bei uns im Westen tut sich in dieser Richtung gar nichts."

Fatale Folgen

Mit fatalen Folgen, wie Förtsch findet. Er zählt auf: Von-der-Tann-Straße, zwischen Leyher Straße und Rauhäcker Straße, Lehrberger Straße – Wohnraum wird wachsen. "Aber wir haben nichts für Senioren, nichts für Jugendliche", kritisiert er. Nicht einmal die dringlich geforderte Querungshilfe an der breiten Höfener Straße sei bisher realisiert worden.

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