Report zur Kulturhauptstadt: Lehner ärgert "ungerechtfertigte Kritik"

30.11.2020, 20:05 Uhr
Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner.

© Stefan Hippel, NZ Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner.

Mit Unverständnis hat das Nürnberger Kulturhauptstadt-Bewerbungsteam auf den Abschlussreport der Jury reagiert, der am Freitag veröffentlicht wurde. Er liefert auf insgesamt 23 Seiten die Bewertungen zur Siegerstadt Chemnitz und den vier unterlegenen Städten Hildesheim, Hannover, Magdeburg und Nürnberg.

An der Nürnberger Bewerbung um den Titel im Jahr 2025 übt die Jury in dem Bericht viel Kritik. "Es steckt aber, wenn man ihn genau liest, auch Lob und Anerkennung drin, zum Beispiel für unseren Prozess der Partizipation ganz besonders mit Schulen, für die Qualität unseres geplanten künstlerischen Programmes, für unsere kulturelle Langzeitstrategie, für unsere solide Finanzierung und unsere Ideen zum Thema Spielen", sagt Kulturbürgermeisterin Julia Lehner. Schönreden will sie den Report aber nicht.

"Wir sind keine schlechten Verlierer. Wer in einen Wettbewerb geht, hat das Risiko auszuscheiden. Aber wir ärgern uns über aus unserer Sicht fragwürdige und nicht gerechtfertigte Kritik", sagt sie

"Nicht nachvollziehbar"

Manche der Beanstandungspunkte, so Lehner, seien sachlich nicht nachvollziehbar. Zum Beispiel die angeblich mangelnde Einbindung der Universitäten. Ein großer Teil des künstlerischen Programms, so Lehner, sei gemeinsam mit Hochschulen in der Region entwickelt worden.

Hart trifft sie auch die Kritik ausgerechnet an der Erinnerungskultur der Stadt, die aus Sicht der Jury zu wenig partizipativ, also zu wenig auf Teilhabe, angelegt ist. Und sie wundert sich, dass die Soziokultur und Nürnbergs Anstrengungen in diesem Bereich im Bericht überhaupt nicht erwähnt werden.

Nürnbergs "Botschaften an Europa" hält die Jury für unterentwickelt. "Ich habe in den vergangenen zehn Jahren kein europäischeres Bewerbungsbuch gesehen", meint dagegen das ehemalige, mehrfache Jury-Mitglied Gottfried Wagner. Die Bürgermeisterin betont: "Das gesamte kulturelle und künstlerische Programm ist auf europäischen Dialog ausgerichtet, mehr als 200 internationale Partnerschaften, die im Bewerbungsbuch aufgeführt und die Kooperation verbindlich zugesagt haben, zeugen davon."

"Nach vorne schauen"

Auch bei der Personalplanung gab es Beanstandungen. Nürnberg hatte mit 35 festen Mitarbeitern im Kulturhauptstadtbüro 2025 kalkuliert. Die Jury rügte, das seien zu wenige. "Man muss doch gerade in Zeiten wie diesen mit Maß und Ziel mit den Ressourcen umgehen", argumentiert Lehner und weist darauf hin, dass Nürnberg als Großstadt eine starke Verwaltung habe, die zur Umsetzung des Programmes beigetragen hätte.

Außerdem sei das Konzept gemeinsam mit zahlreichen Institutionen in Nürnberg und der Region entwickelt worden und diese Institutionen wären selbstverständlich mit ihren "Human resources" bereitgestanden.

Die lange Liste der Tadelungen, daraus macht Lehner kein Hehl, schmerzt. "Aber es nützt nichts", sagt die CSU-Politikerin. "Die Jury hat entschieden. Das nehmen wir zur Kenntnis, machen hier einen Punkt und schauen jetzt nach vorne."

Ob und wie es klappen soll, dass Nürnberg in diesen schweren Corona-Zeiten mit leeren Kassen und einer gewissen Katerstimmung nach dem Kulturhauptstadt-Aus einen neuen, engagierten Aufbruch hinlegt? "Es liegt an uns allen", meint Lehner.

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