Die Rother halten zusammen: Kleine Wunder in der Krise

8.4.2020, 06:05 Uhr
Die Rother halten zusammen: Kleine Wunder in der Krise

© Foto: Carola Scherbel

Corona ist in Roth angekommen – es gibt die ersten Krankheitsfälle, und die Bluestage sowie das größte Event des Jahres, der Challenge, wurden abgesagt. Inwiefern sind Auswirkungen spürbar in der Stadt?

Ralph Edelhäußer: Spürbar ist natürlich, dass draußen, auf der Straße, eine ganz komische Stimmung herrscht, auch weil sehr wenig los ist. Aber das ist gut und wichtig, die Bürger sollen ja zu Hause bleiben und nur zum Einkaufen, zur Arbeit und vielleicht mal für einen Spaziergang das Haus verlassen. Ich möchte die Rother bitten, sich auch weiterhin so gut an die aufgestellten Regeln zu halten und zu Hause zu bleiben. Nur so können wir diese für alle herausfordernde Situation bewältigen. Gemeinsam schaffen wir das! Besonders trifft uns natürlich trotzdem die Absage der Bluestage und des Challenge, die weit über Roth und den Landkreis hinaus eine Strahlkraft besitzen. Ich bin darüber selbst sehr traurig, aber es ist die einzig richtige Entscheidung in dieser Situation. Momentan stehen auch weitere Veranstaltungen auf der Kippe. Dazu fällt in den nächsten Tagen die Entscheidung. Bleiben wir dennoch stark und zuversichtlich! Und ein Lächeln mehr für die Nachbarn oder die Menschen, die uns begegnen, kann in solchen Momenten manches Wunder bewirken.

Viele Selbstständige, kleine und große Unternehmer, haben jetzt akute Geldsorgen. Wie kann die Stadt ihnen helfen?

Ralph Edelhäußer: Wir als Stadtverwaltung versuchen unsere Rother Unternehmer und Einzelhändler wo es geht zu unterstützen. Auf unserer Website www.stadt-roth.de gibt es einen Informationsbereich mit immer aktuellen Infos für die Gewerbetreibenden und unser Stadtmarketing-Beauftragter Mark Bartholl und ich stehen als Ansprechpartner bei Problemen oder Ideen ebenfalls zur Verfügung. Dann bieten wir zum Beispiel für die Gewerbesteuer auf Antrag die Möglichkeit der Stundung für drei Monate an. Auch unsere Stadtwerke stehen mit individuellen Lösungen den Unternehmern und Gewerbetreibenden mit Rat und Tat zur Seite.

Das ist aber nicht alles: Schon zu Beginn der Schließung hat unser Stadtmarketing-Beauftragter in Kooperation mit der Initiative "FaiR – Familien in Roth" eine Liste erstellt, in der die Betriebe ihre Services und Dienstleistungen eintragen lassen können, die sie trotz der Schließung weiterhin anbieten. Diese ist auf unserer Homepage zu finden und auch auf kaufdaheim.org. Dann haben wir noch die Aktion "Solidarität" gestartet, mit der wir die Bürger dazu aufrufen, besonders jetzt in dieser Krise lokal und vor Ort zu kaufen und unsere Unternehmen in Roth und im Landkreis zu unterstützen. Am vergangenem Montag ist mit www.kauf-in-roth.de eine Gutschein-Plattform für Roth an den Start gegangen.

Die beiden aus Roth stammenden Brüder Linus und Colin Banse haben sie entwickelt und innerhalb von nur 48 Stunden zusammen mit Mark Bartholl, Melanie Hanker und Sebastian Köppl von der Kreis-Metropole Roth e.V. aufgesetzt. Das ist eine einfache Möglichkeit, um Gewerbetreibende mit den Kunden zusammenzubringen. Viele Unternehmen haben selbst schon kreative, teils digitale Lösungen im Umgang mit der Krise gefunden. Dafür möchte ich ihnen ein großes Lob aussprechen, diese Kreativität und dieses Engagement empfinde ich als sehr positiv. Auch die Solidarität der Bevölkerung und der Rother Vereine gegenüber Handel und Gastronomie ist wirklich großartig. Wir behalten natürlich weiterhin im Blick, wo wir unsere lokale Wirtschaft unterstützen können.


Rother Gutschein-Projekt soll dem lokalen Handel helfen.


Das Virus bedeutet sehr gravierende Einschränkungen für alle. Wie erleben Sie die Rother? Wie gehen die Bürger mit der besonderen Herausforderung um?

Ralph Edelhäußer: Ich habe das Gefühl, dass die Bürger sehr diszipliniert sind und sich gut an die Vorschriften und Regeln halten, auch was den Mindestabstand von 1,5 Metern im Supermarkt oder beim Spazieren gehen angeht. Gleichzeitig erlebe ich bei den Rothern ein riesiges Engagement, wenn es darum geht sich ehrenamtlich zu betätigen. Da gibt es zum Beispiel die Aktion "Roth hilft! Roth hält zusammen", die von den Kirchen ausgeht und die wir als Stadt unterstützen. Sie bringt Hilfe Suchende und Helfende zusammen, zum Beispiel wenn jemand nicht mehr zum Einkaufen raus kann. Auch an der Aktion "Brieffreundschaft", wo Rother Kinder unseren Senioren im Hans-Roser-Haus, die ja keinen Besuch mehr bekommen dürfen, Bilder malen und Briefe schicken. Diese gehen digital, kontaktlos an Mark Bartholl (mark.bartholl@stadt-roth.de), der sie dann weiterleitet. Das hat den Menschen dort bereits sehr viel Freude gemacht.

Genauso die Aktion #superhelden, wo man den Mitarbeitern von Klinik, Seniorenheimen oder Supermärkten eine Pizza zu Mittag spendieren und ihnen so für ihre Arbeit danken kann. Das sind alles tolle Ideen und Aktionen. Bei den Ehrenamtlichen, die da so viel Herzblut und Engagement reinstecken, möchte ich mich dafür noch einmal ausdrücklich sehr, sehr herzlich bedanken!

Die Rother halten zusammen: Kleine Wunder in der Krise

© Foto: Viola de Gaere

Wie geht es Ihnen selbst im Kampf gegen das Virus? Eigentlich müssten Sie auch mit Ihrer Familie daheim bleiben …

Ralph Edelhäußer: Meiner Familie und mir persönlich geht es – Gott sei Dank – weiterhin gut. Aber ich achte auch darauf, die Kontakte soweit als möglich zu reduzieren, den Mindestabstand – auch bei notwendigen Besprechungen – einzuhalten, die Hände sehr häufig zu waschen, die (Büro-)Räume öfter zu lüften, und so weiter. Ferner werden viele Besprechungen neuerdings als Telefonkonferenzen abgehalten. In dieser Woche wird im Besprechungszimmer die Technik für Videokonferenzen installiert. Und was ich sehe ist, dass die Digitalisierung hier jetzt schneller real wird, als es ohne Corona gewesen wäre. Nun, und zu Hause bei meiner Frau und meinem Sohn bin ich jetzt schon auch etwas häufiger als vor Corona. Wir gehen dann auch regelmäßiger als sonst zum gemeinsamen Nordic Walken im Rothgrund.



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