Hilpoltsteiner Jugendtreff: Heute Standortfaktor

3.3.2017, 16:36 Uhr
Hilpoltsteiner Jugendtreff: Heute Standortfaktor

© obias Tschapka

Waren wohl wilde Zeiten. Damals, Anfang der 1980er Jahre. Wenn Bernd Beringer zurückschaut, dann blickt er in ein proppenvolles Hofmeierhaus, in dem "die Fetzen geflogen" seien.

Warum man eine Stadtratsitzung ehedem vom Rathaus in die größere Räumlichkeit gegenüber verlegen musste und weshalb dort die Emotionen derart hoch gekocht waren? "Es ging um ein Jugendzentrum für Hilpoltstein", bringt es Beringer, späterer SPD-Stadtrat und Burgstadt-Bürgermeister, auf den seinerzeit wunden Punkt. Die Debatte sei vor allem von den Jusos befeuert worden. Denn die wollten einen selbstverwalteten Treff für die Hilpoltsteiner Jugend aus der Taufe heben, machten deshalb Druck und "den Etablierten ganz schön Feuer unterm Hintern".

Kompromiss getroffen

Das Jugendzentrum sollte es zwar trotzdem nicht geben, dafür aber ein Zugeständnis seitens der Politik: Der Kreisjugendring (KJR) übernimmt zwei- bis dreimal wöchentlich für ein paar Stunden die Betreuung eines Jugendtreffs am Ort, die Stadt erstattet die Kosten. So lautete der Kompromiss. "Es war nicht das Ideal, aber überhaupt ein Schritt", sagt Beringer. Ein Schritt "in die richtige Richtung" - und eine Pioniertat.

Denn Jugendarbeit, weiß Annegret Thümmler, damals KJR-Mitarbeiterin, fand hauptsächlich in den Vereinen statt. Irgendwie anders und mehr davon? "Braucht’s nicht", sei damals die landläufige Meinung gewesen.

Das kann auch KJR-Geschäftsführer Bernhard Abt bestätigen: "War ein großer Diskussionspunkt in den Kommunen." Der KJR argumentierte damit, dass innerhalb der Jugend eine Entwicklung stattfände. Die jungen Leute wollten sich nicht mehr nur vereinsintern organisieren, hieß es. Dazu passte in Hilpoltstein das Bild, dass man zwischen Rathaus und Residenz immer öfter Jugendliche "abhängen" sah.

Vier Kommunen machten mit

Die Argumentationsschiene des KJR verfing letztlich bei den vier Gemeinden Rednitzhembach, Schwanstetten, Röttenbach und Hilpoltstein. In der Burgstadt war es schließlich am 13. März 1987 soweit: Der Jugendtreff sperrte in der alten Mädchenschule an der Kirchenstraße die Türen auf.

"Von Anfang an eine hohe Frequenz und Multikulti" habe das Hilpoltsteiner "Pilotprojekt" während der Anfangsjahre geprägt, blendet Anne Thümmler zurück. Das ließ hoffen.

Wurde der Treff zunächst von Honorarkräften betreut, so "hat sich das im Lauf der Jahre qualifizierter entwickelt", fasst Bernhard Abt zusammen. Anfang der 1990er Jahre stellte der KJR Fachpersonal in der alten Mädchenschule ab, um Ende der 90er schließlich an die Stadt zu appellieren: Die Einrichtung sei nun ein integraler Bestandteil Hilpoltsteins geworden, weswegen es wohl besser wäre, jemanden einzustellen, der auch einen Bezug zur Kommune habe.

Die Phase der "Leistungsvereinbarung" mit dem KJR ging damit zu Ende. Denn die Stadt sah es offenbar ähnlich und nahm 1999 das Heft mit dem Kapitel "Offene Kinder- und Jugendarbeit" selbst in die Hand.

"Es hat sich gut entwickelt", findet Bernd Beringer resümierend. Und auch wenn kein Revolutionsgeist mehr über dem Jugendtreff schwebe - "er besteht noch, das ist ein Erfolg!"

Ein Signal

Was letztlich auch daran liege, dass die gesellschaftliche Wertschätzung gestiegen sei, meint Sven Brand, aktueller Hilpoltsteiner Jugendreferent. Jugendarbeit sei zu einem weichen Standortfaktor geworden, den die Kommunen mittlerweile aufzubieten hätten, um für Familien attraktiv zu sein und zu bleiben.

Dazu will Brand — seit 2015 im Amt — ebenso wie seine beiden Teilzeit-Kolleginnen Melanie Antretter und Heidemarie Walter gerne ein Scherflein beisteuern. Just habe man die eineinhalb Jahre währende Renovierung der Räume zu Ende gebracht. "Bis auf den Boden hat sich fast alles verändert", beschreibt Brand das Ergebnis.

"Wir durften schon etwas Geld ausgeben", freut er sich über den frischen Anstrich, eine moderne Küche und neue Möbel, über ein Multimedia-Update oder einen tipptopp bezogenen Billardtisch. Das alles signalisiere den Jugendlichen ja auch etwas: Sie seien der Stadt wichtig.

Spannende Zukunft

Was die Zukunft jetzt bringt, wäre in jedem Fall spannend, glaubt Sven Brand. Denn innerhalb des Treffs habe sich gerade ein Generationswechsel vollzogen. Neues Personal und neue Besucher würden die Location prägen, die jeweils mittwochs, donnerstags und freitags ihre Pforten für Kinder ab dem Schulalter und Jugendliche öffne. Das Angebot sei entsprechend auf die jeweiligen Altersgruppen zugeschnitten und reiche vom "Kidstreff" über Discos und Konzerte bis hin zu prägenden Veranstaltungen wie der "Anima Hip".

Dabei hat Sven Brand erfreut festgestellt : "Es kommen Jugendliche, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen." Das gelte es zu verstärken – etwa mit selbstverwalteten Treffzeiten. Eine Option wär’s allemal.

Doch jetzt werde erst einmal gefeiert: 30 Jahre! Ob der Jugendtreff in weiteren 30 Jahren "noch steht oder schon fliegt, lässt sich im Augenblick schwer sagen", scherzt Brand.

Eines jedoch sei gewiss: "Wir sind für den Moment wirklich super aufgestellt!"

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