Landkreis Roth: Nur auf schlechten Böden gibt’s Probleme

29.8.2014, 16:37 Uhr
Landkreis Roth: Nur auf schlechten Böden gibt’s Probleme

© Jürgen Leykamm

Zu diesem Termin hatte der Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Thomas Schmidt, geladen. Gemeinsam mit seinem Stellvertreter Richard Götz wollte er zunächst ein zufriedenstellendes Fazit der diesjährigen Erträge ziehen. Das Ernte-Ergebnis sei „leicht bis gut über dem Durchschnitt“, so der Obmann. Bei Wintergerste sei die Lage sogar „bombig!“

Gleiches prophezeit er auch für den Mais. Gut sei sie bei der Sommergerste und beim Weizen. Als besonders erfreulich habe es sich dieses Mal erwiesen, dass keine Ausfälle einzelner Feldfrüchte zu verzeichnen gewesen seien.

Es gäbe allerdings auch Regionen im Landkreis, die weniger Grund zum Jubel hätten. Eher problematisch sei vor allem die Situation im Norden mit seinen unter Agrargesichtspunkten schwachen Sandböden.

Dort hat man nun gleich doppelt das Nachsehen: Denn zum einen bringen die geringeren Mengen wirtschaftliche Einbußen mit sich, die sich zum anderen durch die schwächelnden Preise noch vergrößern. Die sind nämlich gehörig unter Druck geraten. Vor allem wegen der hervorragenden Erntesituation in Bayern sowie in ganz Deutschland.

Über eine solche konnten sich auch die Bauern im Landkreis freuen, die über gute Agrarnutzflächen verfügen. Mit dem dritten Schnitt auf dem Grünland können nun auch die Futterengpässe der vergangenen beiden Jahre abgehakt werden. Die ersten beiden Schnitte allerdings waren noch weit weniger üppig.

Im Norden hingegen beginnen die ersten Landwirte bereits Mais als Nachschub zu häckseln, weil der Engpass immer noch anhält. Doch die Lage ist punktuell verschieden. Auf den Wiesen des in Günzersreuth beheimateten Richard Götz etwa sorgten gerade die ersten beiden Schnitte für Frohlocken, der dritte sei nun eher enttäuschend, wie er beim Pressegespräch erläuterte.

Probleme bereitete im Norden vor allem aber der Weizen. Doch hier wie generell auf schlechten Standorten haben die Landwirte einen großen Trumpf in der Hand. Er nennt sich Mais und gilt vor allem bei ungünstiger Witterung als gute Alternative zum Getreide.

So erweise er sich gerade auf schwächen Böden als zuverlässige Ertragspflanze, so Schmidt. Trockenphasen im Frühjahr stehe er sehr gut durch. Wasser brauche er vor allem im Juli – und gerade der sei ja in unseren Breitengraden „der traditionell regenreichste Monat im Jahr“. Fürs Getreide hingegen käme der nasse Segen dann schon zu spät.

Doch der Mais hat noch weitere Vorteile. Auf seinen acht Hektar großen Maisflächen etwa binde die Pflanze im Jahr 270 Tonnen Kohlendioxid – was dem jährlichen Auspuffgehalt von 100 Pkw entspreche. Im Gegenzug lieferten die Pflanzen hier 200 Tonnen Sauerstoff und erwiesen sich damit besser als der Wald. Würde man ein Loch in den Maisacker graben, „könnte man dort eine Sauerstoffdusche genießen“, so der Kreisobmann.

Er verwahrte sich auch gegen Aussagen, die den Mais als Wasserverschwender brandmarken. Freilich brauche er pro Kilogramm Trockenmasse 250 Liter des nassen Elements. Das sei aber – im wahrsten Sinn des Wortes – nur ein durchlaufender Posten. Der tatsächliche Verbrauch liege bei gerade einmal 0,6 Litern.

Auch bei der Verwertung der Sonnenenergie und der Gülle liefere der Mais Spitzenwerte. Was für gutes Wachstum und geringe Stickstoffwerte im Boden sorge.

Zudem biete die Pflanze auch nach der Getreideernte noch Deckung für das Wild sowie eine „grüne Brücke“ für Insekten, die nun hier Zuflucht fänden. Wie natürlich auch das Wildschwein, für dessen steigende Population allerdings der Mais nicht der Hauptverantwortliche sei, da er nur zweimal im Jahr Futter liefere. Der Umbau des Waldes sorge indes dort für ein immer größeres Nahrungsangebot, gibt Götz zu bedenken.

Nicht zuletzt sei der Mais jene Nutzpflanze mit dem geringsten Pflanzenschutzaufwand. Auch würde es im Landkreis Roth keine Monokulturen geben, ergänzt Schmidt. Der Saat mit Mais folge immer die einer anderen Kultur. In seinem Fall seien nächstes Jahr Triticale dran.

Falls man, wie in diesem Jahr womöglich, Körnermais ernten könne, sei dies zudem optimal für die Verbesserung der Bodenstruktur und des Humusgehalts. Der sei ohnehin dank besserer Technik und modifizierten Anbauverhaltens (beides habe auch die Erosionen minimiert) in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden.

Es würde eben keinen „massiven Humusabbau“ geben, so Schmidt. Solche Schlagworte seien „völliger Quatsch!“ Im Gegenteil: Heutige Böden verfügten über eine Ertragsfähigkeit, von der man vor 50 Jahren nur träumen habe können.

Schlecht schlafen lässt in diesen Tagen hingegen die Landwirte wieder einmal die Politik. Die EU-Agrarreform ist zwar unter Dach und Fach, die Umsetzung der Vorgaben für Deutschland sind aber noch nicht festgezurrt.

Ein großes Problem. Denn beim „greening“ könnte beispielsweise die Kleegras-Untersaat angerechnet werden. Sie käme bei der Ansaat der Wintergerste zum Tragen, die wiederum ab dem 10. September erfolgt. Bislang aber gibt es keine festen Regelungen. Das heißt: Der Landwirt weiß nicht, ob er im Falle der Untersaat von der Politik gelobt oder gescholten werden wird.

Beträchtliche Fördergelder stehen hier auf dem Spiel. „Wir brauchen Planungssicherheit!“ fordert Schmidt. Was derzeit aber geschehe, „ist eine Sauerei! Wir hängen völlig in der Luft!“

Die Einforderung der Politik zu nachhaltigem Handeln sei hier wenig glaubwürdig. Solche bizarren bürokratischen Auswüchse seien es auch, die verheerende Folgen hätten. „Genau deswegen geben viele Bauern ihre Betriebe auf...“

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