Nächtlicher Stadtrundgang durch Hilpoltstein im Fackelschein

14.12.2014, 17:11 Uhr
Nächtlicher Stadtrundgang durch Hilpoltstein im Fackelschein

© Foto: Tobias Tschapka

HILPOLTSTEIN Damit verzeichnet die Fackelwanderung definitiv einen Besucherrekord. Vor allem Familien mit Kindern folgten Nachtwächter Gruber auf seinem Weg, und viele kamen auch nicht aus der Burgstadt, sondern aus Nürnberg, Erlangen oder von noch weiter weg. Es hatte sich also gelohnt, dass für diese nächtliche Stadtbesichtigung auch überregional ordentlich die Werbetrommel gerührt wurde.

Treffpunkt war die Försterwiese, über die ganz langsam die Dunkelheit einbrach, und die am Ende auch wieder das Ziel der Wanderung sein sollte – mit der Aussicht auf ein prasselndes Lagerfeuer und Glühwein beziehungsweise Kinderpunsch zum Aufwärmen.

Wie gut, dass „Nacht- und Sittenwächter“ Gottfried über ein gutes Organ verfügte, sonst hätte nur ein kleiner Teil das Signal zum Aufbruch zu dieser 14. Stadtbesichtigung der besonderen Art vernommen. So setzte sich also eine riesige Gruppe in Bewegung, vorneweg der stets gut aufgelegte Stadtführer mit Hellebarde und Laterne. „Hier stand bis zu ihrem Abbruch im Jahr 1805 die St. Georgskirche“, verkündete er etwa auf Höhe der Zwingerstraße, später hätte man auf diesen Platz ein Knabenschulhaus gebaut. Überhaupt befände man sich hier in der ehemaligen Vorstadt, in der es früher drei Badehäuser gab, eines dafür sogar nur für Lehrer. „In diesen Häusern ging es ganz schön zu“, wusste Gottfried mit wissendem Grinsen zu berichten, ersparte sich aber aus Rücksichtnahme auf die vielen kleinen Gäste die Details, die sich die Erwachsenen dafür denken konnten.

Ebenfalls in der Zwingerstraße befand sich früher auch die Stadtmühle, ein Doppeltorturm mit Zugbrücke. Von allen ehemaligen Tortürmen der Stadt steht heute nur noch der Döderleinsturm, den die Gruppe im Verlauf ihrer Wanderung auch noch zu Gesicht bekam. Am Stadtweiher entlang marschierten die Wanderer bis zum Spitalwinkel beim Finanzamt, wo laut Gruber 1492 die erste Krankengesellschaft der Burgstadt gegründet wurde.

Inzwischen war es dunkel geworden, aber die Laterne des Nachtwächters brachte die Gruppe sicher hinauf zur Hilpoltsteiner Burgruine, wo im Freyerskeller schon ein himmlischer Gast auf die Gruppe wartete. Das Hilpoltsteiner Christkind Lea Winter staunte nicht schlecht, wie viele Menschen auf einmal zu ihm in das historische Kellergewölbe strömten. Gesäumt von zwei kleinen Engelchen, las sie aus ihrem goldenen Buch die Weihnachtsgeschichte „Der Tausch“ vor, in dem ein Mädchen auf ihren größten Weihnachtswunsch verzichtete, wenn das Christkind stattdessen ihre Schwester wieder gesund machen würde. Natürlich gab es ein Happy End bei dieser Kurzgeschichte. Nachtwächter Gottfried trug anschließend eine „nicht ganz so brave“ Geschichte von Egon Helmhagen vor, über die chaotischen Verhältnisse in dessen Familie kurz vor dem Weihnachtsfest, natürlich im breitesten Fränkisch.

Nachdem das Christkind samt Engelchen von den Besuchern von allen Seiten auch noch ausgiebig fotografiert worden war, traten die Gäste wieder vor die Tür auf den dunklen Burghof. Kein Wunder, dass die meisten die Gelegenheit nutzten, eine Fackel zu kaufen, die Licht ins Dunkel bringen sollte, und „außerdem so schön flackert“, wie ein Junge begeistert feststellte. Gemeinsam zog man von der Burg hinab über den Hilpoltsteiner Marktplatz, weiter vorbei am Döderleinsturm, und schließlich wieder auf die Försterwiese, auf der wie versprochen ein prächtiges Lagerfeuer prasselte, und auf der die nächtlichen Wandersleut bei Glühwein und Gebäck noch eine ganze Weile das Erlebte auf sich wirken lassen konnten.

Am kommenden Samstag, 18 Uhr, lädt Nachtwächter Gottfried erneut zur nächtlichen Erkundung der Stadt ein. Dieser Rundgang richtet sich dann eher an die Erwachsenen, sodass der Nacht- und Sittenwächter bestimmt noch das eine oder andere Detail aus den ehemaligen Hilpoltsteiner Badehäusern zum Besten geben wird…

 

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