Ort der Ruhe im Chaos der Welt

16.9.2009, 00:00 Uhr
Ort der Ruhe im Chaos der Welt

© Unterburger

Von 1989 bis 1995 studierte Vytautas Poska Wandmalerei an der Kunstakademie in der litauischen Hauptstadt Vilnius. Nach dem Studium arbeitete er viel auf dem Gebiet der monumentalen Kunst. «Wahrscheinlich waren die Fresken die Ideengrundlage für mein weiteres Kunstschaffen«, vermutete der gebrochen deutsch sprechende Künstler. «Die Begriffe des Raumes, der Endlosigkeit, der Bewegung, die existentielle Freiheit finden auch in der monumentalen Kunst ihren Ausdruck.«

1988 beendete Poska die Kinderkunstschule «Vienozinskio«. Nach dem Studium an der Kunstakademie Vilnius folgten Einzel- und Gruppenausstellungen in Litauen, Deutschland, Griechenland und Russland sowie Teilnahmen an Malersymposien.

Der Maler erhielt Aufträge für Fresken in Banken, im Museum für Ethnokosmologie in Moletai, für Restaurants und für das Elektrizitätswerk Vilnius. Des Weiteren schuf er Bühnendesigns für verschiedene Aufführungen im litauischen nationalen Drama-Theater.

Vytautas Poska verwendet mit Vorliebe die Sgrafit-Technik und wendet sich dem Fresko und dem Relief zu. Überwiegend arbeitet er mit zwei Farben in Monochromietechnik. Für die intensive Verstärkung des Raumes und der Tiefe benutzt er die zentrale Perspektive. Licht und Raum sind dem litauischen Künstler sehr wichtig. Die Ideen für seine Traumbilder stellt er in seiner Malerei dar. Sie symbolisieren «die tauende Grenze zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit und die offensichtliche Zeitweiligkeit des realen Lebens« (Poska).

Leben im Hier und Jetzt

Der Künstler veranschaulichte diese These anhand seines Bildes «Verschwinden im Sand«: Dort drücken die Wellen des weißen Sandes die Idee der Zeit und der Zeitweiligkeit sehr gut aus. Man erkennt eine fliegende Möwe und menschliche Sandspuren, die sich im Horizont verlieren. Alle Abdrücke im Sand – die Spuren des Vogels oder eines Menschen – verschwinden nach einigen Minuten, wenn das Wasser gegen das Ufer schlägt, und werden in kleinen Sandwellen zum Symbol der Endlosigkeit der Zeit. «Aus diesem Grund ist es wichtig für mich, im Hier und Jetzt zu sein«, folgert der Künstler aus Litauen.

Das bildnerische Schaffen ist eine Meditation für Vytautas Poska, eine Ruheinsel im Chaos der äußeren Welt. Es ist eine romantische Welt der Träume und der Stille. Vielleicht ist es in der heutigen ruhelosen Gesellschaft eine Reaktion auf die materialisierte, technokratische und oberflächliche Lebensweise im Alltag. Poskas Bilder strahlen innere Ruhe aus. Es sind stille Momente des Glücks, die sich dem Betrachter eröffnen, wenn er sich auf Malerei dieses begabten Künstlers einlässt.

Vytautas Poska arbeitet mit Öl ganz ähnlich wie mit Aquarell in Pastelltönen. Meist überwiegen zarte, helle Farben, manchmal jedoch legt der Künstler auch den Schwerpunkt auf kräftige, wunderbare Farbkombinationen. Bildtitel wie «Der Traum«, «Der Grund«, «Der Schatten«, «Spiegelung«, «Der Strom des Lichts«, «Der Widerschein« «Verschwinden im Wasser« oder «Sonnenwende«, um nur ein paar zu nennen, deuten darauf hin, dass sich der litauische Künstler viel mit den Phänomenen der Natur und des menschlichen Daseins beschäftigt.

Die Ansichten der realen Dinge, die Geschichtendetails, die Erinnerungen, die auftauchen und wieder verschwinden – all das schafft die spürbare Aussicht einer anderen Welt, zu erahnen auf den Gemälden von Vytautas Poska. «Wir können an die Existenz dieser anderen Welt glauben oder sie ablehnen«, so Poska in seinem Resümee, «aber deren materielle Form können wir nicht ablehnen.«

Immer wieder taucht eine Krone in seinen Bildern auf. Die Krone ist für den Künstler ein Symbol für den Zustand des Glücks und der inneren Zufriedenheit. Auf vielen Bildern sind auch Baumstämme zu sehen. Ein Hinweis auf den Waldreichtum in Litauen, dem größten der drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen.

ROBERT UNTERBURGER

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