Partnerklasse aus Zell lernt in Meckenhausen

16.9.2014, 17:39 Uhr
Partnerklasse aus Zell lernt in Meckenhausen

© Beate Windisch

Nein, Gebärdensprache können sie noch nicht, schütteln die Meckenhausener Grundschüler ihre Köpfe, als Lehrerin Monika Stanzel in die große Runde fragt. „Aber wir können das“, erklärt die Lehrerin der Regens-Wagner-Schule und holt zum Beweis ihre Schüler in die Mitte der Aula: Maja, die meist einen langen Zopf hat; Lukas, der Fußball über alles liebt; Stefan, auf dessen Kopf oft ein Käppi sitzt; und die anderen Jungs, die alle eines gemeinsam haben: Sie können nicht so gut hören „und brauchen deswegen eine andere Sprache“, erklärt Stanzel. Die Gebärdensprache.

Dass Gebärden gar nicht so schwer sind, können die Erst- bis Viertklässler dann gleich selbst erleben. „Schön, dass wir zusammen sind“, singen und gebärden die Mädchen und Buben unter Anleitung von Monika Stanzel und Dolmetscherin Annette Holtmeier gemeinsam mit den neuen Mitschülern, Rektorin Jutta Gundel und den Gästen der Begrüßungsfeier.

Der Hilpoltsteiner Bürgermeister Markus Mahl, Ingrid Dröse und Alexander Schatz vom Staatlichen Schulamt aus Roth, Schwester Gerda Friedel und Schulleiter Heiko Sauer aus Zell sowie Gerhard Kleindiek und Gabriele Burkard von der Regierung Mittelfranken sind in die Meckenhausener Schule gekommen, um ein Projekt ins Laufen zu bringen, dass es so bislang noch nicht gibt. Kooperationen mit anderen Klassen und Schulen ist die Regens-Wagner-Schule schon einige eingegangen, „dass eine Klasse komplett in eine Partnerschule umzieht, ist etwas Neues“, bestätigt Einrichtungsleiterin Schwester Gerda. „Wir starten ein Experiment und schauen, wie es sich entwickelt“. Klappt alles, „dann können wir über weitere Partnerklassen nachdenken“.

In der Faschingszeit habe die Regens-Wagner-Schule das erste Mal überlegt, mit einer Klasse in eine Regelschule umzuziehen, so Schwester Gerda. Dass es von der Idee bis zur Umsetzung nur ein halbes Jahr gebraucht hat, liegt vor allem daran, „dass wir bei der Stadt und der Schulleitung offene Türen eingerannt sind“. Die Wahl fiel auf Meckenhausen, und zwar nicht nur, weil die Hilpoltsteiner Grundschule ihre Klassenräume selbst braucht, sondern auch deshalb, „weil in Meckenhausen die raumakustischen Bedingungen so gut sind“, versichert Heiko Sauer. Soll heißen: Im neuen Klassenzimmer sorgen zum Beispiel Teppich und Vorhänge dafür, dass nichts hallt. Das sei wichtig für die Schüler.

Unterstützung gab es auch von der Regierung von Mittelfranken. „Wir haben von Anfang an hinter dem Projekt gestanden“, bestätigt Schuldirektorin Gabriele Burkard, bei der Regierung zuständig unter anderem für die Förderzentren mit dem Förderschwerpunkt Hören. Es gäbe mittelfrankenweit schon einige Partnerklassen, „dies aber ist die erste mit dem Schwerpunkt Hören und weiterer Förderbedarf“.

Es mache ihn froh, zu sehen, wie die Inklusion hier „mit so viel Leben erfüllt wird“, versichert in der kleinen Feier in der Aula auch Gerhard Kleindiek, Leiter des Sachgebiets Förderschulen der Regierung von Mittelfranken, der allen Beteiligten nicht nur einen guten Start wünschte, sondern auch 500 Euro in die Schultüte gepackt hatte „für Schulmaterial oder einen Ausflug, damit der Zusammenhalt wachsen kann“.

Und was lernt man jetzt so alles in der Grundschule? Eine Frage, die zur ganz offiziellen Schuleinführungsfeier nicht nur die neuen Erstklässler schon beantworten können, sondern auch die Mädchen und Buben aus Zell: Rechnen und Schreiben gehören dazu, Sport und Musik, „und die Pausen“, natürlich.

Nach dem kurzen Programm, das die neuen Drittklässler für die Schul-Neulinge vorbereitet haben, geht es dann aber wirklich los mit dem Unterricht. Die Zimmer der drei neuen Klassen – 1a, 1b und Partnerklasse – liegen im Neubau direkt nebeneinander. Hier wird in Zukunft am Vormittag gelernt, manches erstmal getrennt, anderes wie Sport und Musik gemeinsam. Am Nachmittag fahren die sechs Achtjährigen dann mit dem Bus wieder zurück nach Zell. Einen Tag in der Woche, den Montag, werden sie ganz in Zell verbringen, „um den Anschluss an die hiesige Schule nicht zu verlieren“, wie Schulleiter Sauer erklärt.

Angelegt ist das Projekt auf die gesamte Grundschulzeit, das wären für diese Partnerklasse noch drei Jahre. Von der Zusammenarbeit der beiden Schulen aus Zell und Meckenhausen werden beide Seiten profitieren, ist sich Schwester Gerda sicher. Die Zeller Kinder sind integriert und auch für die Meckenhausener Schüler wird es ganz normal sein, mit Kindern mit Handicap zusammenzusein. Eines haben sie alle gleich am ersten Tag gelernt. Um „Willkommen“ zu sagen, braucht man keine Worte. Es reichen Gesten.

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