Zu wenig Personal?

Röttenbach: Kita muss sich gegen Vorwürfe wehren

5.10.2021, 06:00 Uhr
Ein Vorwurf der geäußert wurde: Das Haus der Kinder habe zu wenig Personal.

© via www.imago-images.de, NN Ein Vorwurf der geäußert wurde: Das Haus der Kinder habe zu wenig Personal.

Was war passiert? In der Kita (mit vier Kindergarten- und zwei Krippengruppen) habe ein Kind versucht, eine Mitarbeiterin zu beißen und zu zwicken und ihr die Brille aus dem Gesicht zu schlagen. Das berichtet Bürgermeister Thomas Schneider, der sich den Vorfall schon am selben Tag schildern ließ. Die Erzieherin habe umgehend die Leiterin (die im Urlaub war) angerufen. Als die kam und die zitternde Erzieherin vor der Tür fand, habe sie die Sache sofort mit dem Kind und der Mitarbeiterin pädagogisch aufgearbeitet, einen ausführlichen Aktenvermerk angelegt sowie die Fachaufsicht am Jugendamt informiert.

Andere Kinder hätten nur „Geschrei“ mitbekommen, dennoch wurden mit ihnen Konfliktbearbeitungsspiele gemacht. „Alles korrekt gelaufen“, hat damals das Jugendamt der Kindergartenleiterin attestiert, erinnert sich Schneider.

Zu wenig Personal?

Mit den Eltern des Kindes habe man ebenfalls am selben Tag ausführlich gesprochen, die übrigen Eltern seien aber nicht informiert worden, weil sonst niemand betroffen war. „Man war miteinander im Reinen“, erinnert sich Schneider. Alles schien in Ordnung – „bis geschürt wurde, dass der Fall in einem anderen Kontext zu sehen sei“, sagt Schneider. Nämlich: „Dass wir zu wenig Personal haben.“

Stimmt das? „Ja und nein“, antwortet der Bürgermeister. Der Personalschlüssel von 1:10,5 (das heißt, eine Erzieherin betreut rein rechnerisch 10,5 Kinder) sei bislang immer unterboten worden. Man habe über mehr Personal für weniger Kinder, also zusätzlich einen „Qualitätsbonus“ verfügt, weil der eigene Anspruch höher liege.

Als infolge von Schwangerschaft und langer Krankheit die Personalstärke einbrach, wurde gesucht – „aber der Markt ist leergefegt“, heißt es bei der Gemeinde. Auf 14000 offene Stellen kommen 4000 Bewerbungen. „Unter denen sind auch welche, die eine Befreiung von der Maskenpflicht vorlegen“, weiß Schneider. Also sei die Lage derzeit schwierig, obwohl man nach wie vor den vorgeschriebenen Personalstand einhalte.

Kein "Strafstuhl"

Dazu kommen, so wurde aus dem Fragenkatalog einer Elterninitiative deutlich, Vorwürfe zu den Erziehungsmethoden: Einen „Strafstuhl“ habe es aber - entgegen der Meinung der Eltern - nie gegeben. Als für ein kleineres Kind extra aus der Krippe ein kleinerer Stuhl geholt worden war, hänselten es die anderen Kinder. Inzwischen hat die Gemeinde zusätzliche kleinere Stühle angeschafft.

Auch das Wort vom Gartenverbot, das die Runde gemacht hatte, klärt Schneider auf: Lediglich „allein“ sollten drei Kinder nicht mehr draußen im Matschbereich spielen, nachdem sie den Schlamm ins Bad getragen hatten.

Der Neubau ans Haus für Kinder in Röttenbach ist fast fertig. Die kritisierte Raumnot soll dann ein Ende haben.   

Der Neubau ans Haus für Kinder in Röttenbach ist fast fertig. Die kritisierte Raumnot soll dann ein Ende haben.   © Johann Schrenk, NN

Zur räumlichen Situation der Kita, die ebenfalls kritisiert wurde, sagt der Bürgermeister, dass der Träger vor zwei Jahren aufgrund des großen Bedarfs eine weitere Gruppe (im bisherigen Turnraum) eingerichtet habe, der Anbau sollte schon 2020 fertig sein. Aufgrund von Planungsfehlern und fehlendem Baumaterial werde man wohl erst im Oktober 2021 einziehen können. Ein provisorischer Container mit Sanitäranlagen hätte vor die Fenster gestellt werden müssen. Also verzichtete man darauf und achtete stattdessen auf kürzeren Reinigungszyklus. „Seitdem“, so Schneider, „gab es auch keine Beschwerden mehr“.

Alle Vorwürfe beziehungsweise Fragen hat die Elterninitiative dann bei der Fragestunde dem Gemeinderat vorgetragen. Und Antworten erhalten. Allerdings plädierte der Bürgermeister dafür, nicht nur über das Kitateam zu sprechen, sondern auch mit ihm.

Alle Themen offen ansprechen

Deshalb lud er zu einer nichtöffentlichen Sondersitzung am 18. Oktober ein, bei der die Kritikpunkte zunächst mit den Kita-Mitarbeitern, dann auch mit den Eltern besprochen werden sollen. Ein gemeinsames Pressegespräch soll sich anschließen. Schneider hält diesen Termin für wichtig und notwendig, um alle Themen offen anzusprechen und Kritik auszuräumen. Er verspricht: „Wenn sich herausstellt, dass etwas nicht optimal läuft, dann arbeiten wir daran.“

In einem weiteren anonymen Schreiben wurden der Gemeinde nun „Einschüchterungen“ vorgeworfen, sodass sich die Elterninitiative „so gut wie aufgelöst“ habe. Das dementiert Schneider. Im Gegenteil: Bei ihm hätten sich nach der Fragestunde „mehrere Eltern gemeldet, die ihre Unterschriften zurückziehen wollten“. Ihre Begründung: „Das ist nicht unsere Intention.“

„Sehr verunsichert“ sind die Mitarbeitenden des Kinderhauses inzwischen, stellt Schneider fest, da nun seit Monaten keine Ruhe einkehrt. Er werde von ihnen gefragt: „Wie sollen wir unsere Arbeit machen, wenn wir dafür immer wieder an den Pranger gestellt werden?“ Aus der Situation wachse die Gefahr von mehr statt weniger Fluktuation, vermutet er. Und das Ziel, eine optimale Qualität der Betreuung für die Kinder, werde bestimmt nicht erreicht, wenn die Erzieher hier nicht gern arbeiten.

Keine Kommentare