Selbst sägen ist im Trend: Bei Stauf Christbäume geschlagen

19.12.2017, 06:00 Uhr
Selbst sägen ist im Trend: Bei Stauf Christbäume geschlagen

© Jürgen Leykamm

Den eigenen Christbaum sägen und das auch noch für eine moderate Summe? Das lassen sich viele nicht zweimal sagen. Zehn Euro sind es in der Regel, die Förster Alfons Herzog hier pro Exemplar entgegen nehmen kann. Doch die Entnahme kostet nicht nur Geld, sondern auch mal Schweiß und Nerven.

Davon kann Alexander Engel aus Riedersdorf ein Lied singen. Er weiß, wo die besten Bäume stehen und dass genau diese eben nicht so leicht zu haben sind. "Eigentlich müsste ich noch Geld herausbekommen", sagt er spitzbübisch, als er triumphierend mit einer veritablen Tanne dem Dickicht entsteigt. Denn die stand mitten im Brombeergestrüpp. Der Baum habe sich "nicht kampflos ergeben", so Engel, "aber auch hier gibt es halt ohne Fleiß keinen Preis".

Motorsäge statt Axt

Manchmal hilft statt der Axt bloß noch die Motorsäge. Das weiß auch Familie Fischer aus Eysölden, die mit beiderlei Werkzeugen angerückt ist. Vater Markus taucht mit dem fünfjährigen Sohn Jonathan als Erstes wieder aus dem Wald auf. Beide haben ihm mit vereinten Kräften ein schönes Exemplar für die gute Stube abgerungen. Mit der Säge war dabei der Junior recht "stihlvoll" zugange, wenngleich sie aber ebenso wie er selbst erst noch "wachsen" muss.

Nun taucht auch Mutter Sandra mit dem gerade zwei Jahre jungen Constantin auf. Auch er ist schon mit einem Säge-Instrument ausgerüstet. Stolz halten die beiden ein etwas kleineres Bäumchen hoch. "Der wäre doch was für unsere Terrasse, oder?" fragt die Mama und erhält ein vergnügliches Nicken als Antwort.

Das wird Tradition

Die Familie ist eigentlich erst das zweite Mal bei der Aktion dabei. Für Eltern und Kinder steht aber schon fest, dass dieser Termin im jährlichen Kalender verankert und zur Tradition werden soll. Über Zeitungsberichte haben sie von dem Christbaumschlagen mit Nachhaltigkeitsfaktor erfahren und waren sofort begeistert. "Da lässt sich den Kindern ganz praktisch verdeutlichen, wo die Weihnachtsbäume überhaupt herkommen", so Sandra Fischer. Gerade in den Städten würden immer mehr Menschen den Bezug zur Natur verlieren.

Schöner Samstagsausflug

Und außerdem "war das jetzt ein richtig schöner Samstagsausflug". So sieht das auch Familie Pille aus Hilpoltstein. Vater Alf erweist sich mit seinen drei Töchtern mehr als emsig: Sie entnehmen dem Staatsforst gleich vier Baumexpemplare: "Einen fürs Wohnzimmer, einen fürs Kinderzimmer – und einen für den Nachbarn", zählt er auf. Während Elena (elf Jahre), Katharina (neun) und Johanna (acht) Nummer vier hochhalten. "Das ist der Baum für die Hühner!", erkären sie. Denn auch das heimische Federvieh soll schließlich mit Weihnachten feiern dürfen.

Auch die befreundete Familie Fuchs ist fündig geworden, wo es ebenso reichlich weiblichen Nachwuchs gibt. Das Baumholen zum Christfest "war bisher immer eine Väter-Töchter-Aktion", sagt Birgit Fuchs, die zum ersten Mal auch dabei ist. Ihr Urteil: "Einfach super!"

Der Eindruck erhärtet sich, als es auch noch leicht zu schneien beginnt. Doch nicht so stark, dass Förster Herzog seine Kasse zumachen müsste, in der Zehner um Zehner landet: Ein Meter kostet fünf Euro. Ist bezahlt, verschwinden die Bäume in eines der 50 Autos und Traktoren, manchmal werden die Fichten und Tannen auch unorthodox auf dem Pkw-Dach festgebunden oder landen auf dem Hänger. Geschickt wuselt des Försters Hund "Driwa" durch die Reihen der Fahrzeuge. Auch dem deutschen Wachtelhund macht das Ganze Spaß.

Viele Neulinge auf der Suche

Auf einer Fläche von 15 Hektar darf diesmal geschlagen werden. Das Gebiet wurde bewusst etwas vorverlagert, so Herzog. Denn die Bäume am angestammten Areal "sind teils schon so ausgewachsen, dass die Form nicht mehr passt", weiß der Förster. Unter den fleißigen Sägern "sind diesmal viele Neulinge" sagt der Hilpoltsteiner Ortsgruppenvorsitzende des Bund Naturschutz, Frank Lehner, erfreut. Er spielt in bewährter Manier den Einweiser, wo gesägt werden darf.

Nicht nötig ist das natürlich bei der Pyraser Gärtnermeisterin Ursula Klobe, die mit ihrem Enkel Cody zu Werke geht. Der Achtjährige trägt mit Feuereifer eine Fichte aus dem Wald – immerhin "der Baum des Jahres 2017", weiß die Großmutter. Erst vor kurzem ist die Familie des jungen Mannes nach Hilpoltstein gezogen – nun darf dort zur Premiere an Weihnachten ein von ihm selbst geschlagener Baum in der guten Stube stehen.

Persönlichen Einstand feiern Martina Leykauf und Thomas Pichl aus den Reihen des Landratsamts, die sich gemeinsam den perfekten Weihnachtsbaum aussuchen.

Bei der Familie des Vorsitzenden des Hilpoltsteiner Obst- und Gartenbauvereins, Horst Stöhr, sind gleich drei Generationen am Werk: Er selbst begnügt sich mit einem kleinem Tischexemplar, Sohn Klaus und Enkel Phillip (16 Jahre) haben Größeres vor. Arbeitsteilung ist indessen bei den Brüdern Lukas (18) und Jakob (14) Matern aus Heideck angesagt.

Der Jüngere sägt, der Ältere trägt, lautet bei ihnen die Devise. Während die Eltern in Slowenien weilen, kümmern sich die Jungs um den Baum, damit sich in wenigen Tagen dann alle genau dort treffen können: Unter dem selbst geschlagenen Christbaum.

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