Tropische Riesenzecke in Bayern auf dem Vormarsch

2.3.2019, 14:05 Uhr
Die Zecken Gemeiner Holzbock (l, Ixodes ricinus) und Hyalomma marginatum liegen zum Größenvergleich nebeneinander. Funde mehrerer tropischer Zecken in Deutschland beunruhigen Forscher.

© Lidia Chitimia-Dobler/dpa Die Zecken Gemeiner Holzbock (l, Ixodes ricinus) und Hyalomma marginatum liegen zum Größenvergleich nebeneinander. Funde mehrerer tropischer Zecken in Deutschland beunruhigen Forscher.

Nach zwei Einzelfunden in den Vorjahren wurde die tropische Zecke 2018 gleich mehr als 30 Mal in Deutschland registriert. Hyalomma ist leicht zu erkennen an ihrer Größe von bis zu zwei Zentimetern und ihren auffällig hellen, braun-gelb gestreiften Beinen.

Die tropische Gattung aus der Familie der Schildzecken ist nicht ungefährlich: "In ihrer Heimat gilt die Hyalomma-Zecke als Überträgerin einiger Krankheitserreger. Dazu gehören die Erreger des sogenannten Krim-Kongo Hämorrhagischen Fiebers, des Arabisch Hämorrhagischen Fiebers und einer Form des Zecken-Fleckfiebers", erklärt Ute Mackenstedt, Parasitologin und Expertin für Zecken an der Universität Hohenheim. Bislang gehen die Forscher nicht davon aus, dass die Hyalomma-Zecke auch FSME oder Borreliose überträgt.

Ähnlich schnell wie Spinnen

 Im Gegensatz zu den in Deutschland heimischen Arten ist die Hyalomma-Zecke eine Jagdzecke: Sie geht gezielt auf die Jagd nach Wirten, nimmt Tiere und Menschen über ihre Augen und chemische Prozesse wahr, und läuft dann auf sie zu. Die in unseren Breitengraden verbreiteten Holzbock-Zecken wiederum sind blinde Lauerjäger, die auf Gräser und Büsche klettern und dort auf einen vorbeikommenden Wirt warten, der sie abstreift und mitnimmt.


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"Die Hyalomma-Zecke erkennt Warmblütler auf Distanzen von bis zu zehn Metern und kann sie über mehrere hundert Meter verfolgen", berichtet Zeckenforscherin Mackenstedt. Dabei bewege sie sich "sehr lebhaft". Es sei schwierig, die Geschwindigkeit von Hyalomma genau anzugeben, aber sie sei durchaus "spinnenähnlich schnell". Einige Pferdebesitzer zum Beispiel hätten Hyalomma-Zecken deshalb erst für Spinnen gehalten.

Ute Mackenstedt sind bislang 37 Hyalomma-Funde aus Deutschland bekannt, die von Zeckenforschern identifiziert wurden: 2015 und 2016 wurde jeweils nur eine Hyalomma-Zecke registriert. 2018 waren es 35 Hyalomma-Zecken, die deutschlandweit gefunden wurden - auch schon in Bayern. Überwiegend wurden Hyalomma-Zecken auf Pferden entdeckt, aber ebenso bereits an Menschen.

Vorsicht bei lebenden Tieren

Ob einfach mehr Menschen die Möglichkeit genutzt haben, eine Zecke bestimmen zu lassen - oder ob die Steigerung darauf hinweist, dass es der Zecke schon gelungen ist, sich hier anzusiedeln, will die Universität Hohenheim jetzt herausfinden. Dazu bittet sie die Bevölkerung um Hilfe. Mit einem Mulltuch von Gräsern abstreifen, wie es Forscher bei anderen Zeckenarten machen, würde bei Hyalomma nämlich nicht so gut funktionieren, sagt Zeckenforscherin Ute Mackenstedt: "Die Zecke würde davonlaufen - und zwar auf Sie zu."

Die Zeckenforscher wollen herausfinden, wo und wie häufig die Hyalomma-Zecke in Deutschland zu finden ist, wie sie sich verbreitet und welche Gefahren möglicherweise von ihr ausgehen. Wer eine verdächtige, auffallend große und gestreifte Zecke gesichtet hat, kann der Universität Hohenheim eine E-Mail schicken. So kann schon im Vorfeld geklärt werden, ob es sich tatsächlich um eine Hyalomma-Zecke handelt. Zecken-Foto, Fund-Datum, Adresse des Fundorts Adresse des Fundorts und Angabe zum Wirt (Mensch, Hund, Pferd, Schaf, Rind etc.) sollen die Finder dann schicken an: tropenzecken@uni-hohenheim.de.

"Es wäre aber toll, wenn uns Zecken geschickt werden. Am besten lebendig, weil wir sie dann auch besser auf Krankheitserreger hin untersuchen können", sagt Ute Mackenstedt. Als "Belohnung" bekommt der Einsender die Untersuchungsergebnisse zu "seiner" Zecke kostenlos zugeschickt.

Entfernen des Tieres

Festgebissene Zecken sollten - wie die europäischen Zecken auch - vorsichtig mithilfe einer Zeckenzange, Zeckenkarte oder Pinzette entfernt werden und in ein kleines, luftdichtes Gefäß, etwa einen leeren Cremetigel oder ein sauberes, kleines Einmachglas, gesteckt werden. Um die Zecke mit Feuchtigkeit zu versorgen und ein Vertrocknen zu verhindern, sollen die Finder am besten einen frischen Grashalm dazu legen.

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