TV Hilpoltstein verliert Abstiegskrimi gegen Passau

24.3.2019, 20:21 Uhr
TV Hilpoltstein verliert Abstiegskrimi gegen Passau

© Foto: Salvatore Giurdanella

Am Ende saßen Alexander Flemming und David Reitspies mit versteinerten Mienen in der Box. Daneben hatten sich Passauer Spieler und Fans aufgebaut fürs Erinnerungsfoto – das 6:2 im bayerischen Derby hält den TTC wohl in der zweiten Liga.

Fortuna tragen die Passauer im Vereinsnamen – und das Glück war ihnen auf den ersten Blick durchaus hold. Sechs von sieben Spielen, die in den vierten oder fünften Satz gingen, entschieden die Passauer (oft knapp) für sich. "Es war wie über die ganze Saison hinweg", sagte Kapitän Flemming, war aber ansonsten ziemlich ratlos, warum sein Team nun eigentlich verloren hatte.

Die beiden Mannschaften hatten sich in den Doppeln unentschieden getrennt. Passau stellte in den Doppeln die neue Nummer 1, Sanil Shetty, neben Ivan Juzbasic, die Nummer 4 – nicht ungewöhnlich für den TTC. Beide zwangen Flemming und Reitspies im ersten Satz in eine lange Verlängerung, verloren am Ende aber recht klar. Dennis Dickhardt und Francisco Sanchi bekamen es daneben mit Tomislav Kolarek und Vladislav Ursu zu tun – und verloren im fünften Satz. Eigentlich hat Hilpoltstein die deutlich bessere Doppelbilanz – wie so oft ist die Statistik dann nur Zahlenspiel.

Hartes Duell vor Rekordkulisse

Stephan Flemming war nach Hilpoltstein gekommen, um seinen Bruder zu coachen. Einige Fans hatte er gleich mitgebracht, auch Passau war mit größerem Anhang angereist, so dass rund 560 Zuschauer spektakuläres Tischtennis sahen, als Flemming auf Kolarek traf. Dieser soll für Kroatien bei der Weltmeisterschaft spielen – und avancierte in Hilpoltstein zum Matchwinner.

Im Doppel hatte er sich einige Male ärgern müssen und prügelte nun auf Flemming ein, führte nach Sätzen 2:0. Dann kam der Kapitän im dritten Satz zurück, drehte einen 7:9-Rückstand – der wuchtige Kolarek schien sich wie einst Foreman gegen Ali gegen Flemming verausgabt zu haben.

Gleichzeitig pushte sich Flemming, forderte die Fans zur Unterstützung auf, die er natürlich bekam. Hilpoltstein lebt die Fankultur, die Spieler haben Gastfamilien, Andreas Neste, ein Edelfan aus Dortmund, reist zu jedem Heimspiel an, diesmal holte er Sanchi auch gleich noch vom Münchener Flughafen ab. Flemming lief heiß, mit schnellen, platzierten Returns holte er auch den vierten Satz – doch Kolarek kam noch einmal zurück, setzte sich schließlich 12:10 durch.

Reitspies hielt daneben gegen Shetty mit einem 3:1 das Unentschieden. Beide waren kurz zuvor bei den Spanish Open im Hauptfeld angetreten. In der Gruppe hatte Shetty Sanchi 3:2 besiegt. Gerade auf Sanchi und Dickhardt ruhten die Hilpoltsteiner Hoffnungen. Im Hinspiel hatte das hintere TV-Paarkreuz nur einen Punkt geholt, so war eine 4:1-Führung aus der Hand gegeben worden. Doch Sanchis Serie von vier Siegen in Folge riss gegen Ursu in fünf Sätzen, im Hinspiel hatte er noch gewonnen.

Dickhardt verdiente sich daneben Achtung, als er lange mit dem Schiedsrichter diskutieren musste, damit dieser einen Punkt des Hilpoltsteiners, der ein Netzaufschlag gewesen war, zurücknahm. Doch gegen den starken Juzbasic, der auch im vorderen Paarkreuz antreten könnte, hatte er in fünf knappen Sätzen das Nachsehen. Dass das hintere Paarkreuz keine Punkte holten sollte, war für Hilpoltsteins Teamchef Bernd Beringer am Ende mit ausschlaggebend für die Niederlage. Ebenso, dass strategisch nicht gut gespielt worden sei, beispielsweise Ursu auf die starke Rückhand serviert worden war. "Man muss die Schwächen und die Stärken erkennen und die Stärken ausschalten", sagte Beringer.

Daumen drücken für den TTC

Beim Stand von 2:4 trat sein vorderes Paarkreuz wieder gegen Shetty und Kolarek an. Flemming und Reitspies brauchten nach Juzbasics und Ursus Vorstellung einen Sieg. Der Kapitän legte einen Satz vor. "Im zweiten macht er vier glückliche Punkte gegen mich", sagt er nach der Fünf-Satz-Niederlage über seinen Gegner. Und fühlte sich an viele Spiele in dieser Saison erinnert, die er "sinnlos verloren" hatte. Reitspies, sonst sehr beherrscht, handelte sich gegen Kolarek eine gelbe Karte ein und eine Niederlage in vier Sätzen.

Das Kellerduell ist verloren. Und nun? Flemming warnt davor, in Panik auszubrechen. "Wir müssen ruhig bleiben. Es sind noch zwei Spiele. Wir haben alles noch in der Hand." In der Tat, zappenduster ist die Lage für Hilpoltstein nicht. Der TV steht nicht auf einem Abstiegsplatz, auch wenn Fulda-Maberzell nur wegen des schlechteren Spielverhältnisses hinter den Hilpoltsteinern steht.

Beringer hatte während das Spiels schon angekündigt, im Anschluss an das Derby den Passauern die Daumen zu drücken. Denn am nächsten Spieltag, wenn Passau Fulda empfängt, soll Fortuna auf der richtigen Seite stehen. Hilpoltstein hat im Heimspiel Bad Hamm vor sich. Am letzten Spieltag kommt es dann zum Duell mit Spitzenreiter Dortmund – Fulda tritt gegen Mainz an. Beringer ist egal, ob das Meisterschaftsrennen zwischen diesen beiden dann schon entschieden ist. Neckarsulm hat gezeigt, dass Dortmund zu schlagen ist. In Bad Hamm soll gepunktet werden, "notfalls halten wir die Klasse in der Relegation".

TV Hilpoltstein - TTC Passau 2:6. Alexander Flemming/David Reitspies - Sanil Shetty/Ivan Juzbasic 15:13, 11:7, 11:8; Dennis Dickhardt/Francisco Sanchi - Tomislav Kolarek/Vladislav Ursu 12:10, 9:11, 6:11, 11:5, 6:11; Flemming - Kolarek 811, 3:11, 11:9, 11:4, 10:12; Reitspies - Shetty 12:10, 11:7, 8:11, 11:5; Dickhart - Juzbasic 16:18, 9:11, 11:8, 12:14; Sanchi - Ursu 11:9, 9:11, 11:6, 9:11, 4:11; Flemming - Shetty 12:10, 12:14, 11:7, 7:11, 4:11; Reitspies - Kolarek 9:11, 9:11, 11:9, 1:11.

 

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