Bürgerversammlung

Umgehung: Meckenhausen bevorzugt die Nordvariante

28.7.2021, 11:04 Uhr
Gut 180 Interessierte kamen zur Bürgerversammlung nach Meckenhausen, wo Hilpoltsteins Bürgermeister Helmut Mahl (rechts) die aktuellen Trassenvarianten vorstellte.

© Jürgen Leykamm, NN Gut 180 Interessierte kamen zur Bürgerversammlung nach Meckenhausen, wo Hilpoltsteins Bürgermeister Helmut Mahl (rechts) die aktuellen Trassenvarianten vorstellte.

Es war in erster Linie ein Stimmungsbild hinsichtlich der geplanten Ortsumfahrung Meckenhausen, das Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl bei der Bürgerversammlung in jenem Ortsteil einfangen wollte. Und er bekam sogar ein ziemlich deutliches: Denn der Beifall der an die 180 Teilnehmer brandete jeweils bei jenen Beiträgen am stärksten auf, die sich für die Nord- und teils rigoros gegen die Südvarianten aussprachen.

Gedrückt wurde die Stimmung zu Beginn der Veranstaltung vor dem Feuerwehrgebäude durch den einsetzenden Regen, der sie so zwangsweise eine halbe Stunde später starten ließ. Die eigens aus der Grundschule herbeigeschafften Großbildmonitore überstanden das wässrige Zwischenspiel aber tadellos. Auf ihnen flimmerten bald die Folien der Präsentation des Spalter Ingenieurbüro Klos, die Planer Dieter Kamm näher erläuterte.

Gemeinsam mit der Rother Landschaftsarchitektin Lucia Ermisch, welche Untersuchungen naturschutzfachlicher Art durchgeführt hatte. „Insgesamt 75 Tierarten gibt es hier zu berücksichtigen“, erklärte sie, darunter auch stark gefährdete Brutvogelarten. Da bei den verschiedenen Trassen zugleich Ackerbauflächen durchschnitten würden, müsse andernorts entsprechend Ersatz geschaffen, weil sich etwa gerade die Feldlerche hierauf besonders wohl fühle.

Beste Gesamtbewertung für die Nordvariante

Die Nordvariante ist zwar aufwendiger zu realisieren, dafür beträgt die Entfernung zum Ortsrand von Meckenhausen etwa 190 Meter.

Die Nordvariante ist zwar aufwendiger zu realisieren, dafür beträgt die Entfernung zum Ortsrand von Meckenhausen etwa 190 Meter. © Stadt Hilpoltstein, NN

Die Untersuchungsergebnisse blieben nicht ohne Folgen für die Trassenführungen. „Bei den beiden Südtrassen müssen wir jetzt näher an die Ortschaft heran“, wie Kamm betonte. Von den beiden Nordvarianten sei mittlerweile eine verworfen worden, die andere aber, genannt „Nord 1b“, erfreue sich nunmehr der besten Gesamtbewertung. Auf Platz zwei die Nullvariante, die statt einer Umfahrung auf eine Verkehrsoptimierung setzt. Die beiden Südvarianten folgen dahinter. Bei der Version 3.1 (Platz drei) erfolgt die Umfahrung nur um Meckenhausen, nicht aber um Sindersdorf. Bei Spielart 3 wird der Ort ebenso umfahren.

Das alles dürfe aber nicht darüber hinweg täuschen, „dass es keine Non-Plus-Ultra-Lösung gibt“, so Kamm. Frühestens Mitte 2025 könne mit dem Bau begonnen werden, „aber das ist noch optimistisch.“ Im Vorfeld der anschließenden Diskussion schätzte Mahl „die ortsnahen Varianten als die realistischsten“ ein – sie befinden sich jeweils im Süden.

Doch schon bei der ersten Wortmeldung wurde jene im Norden unter großem Applaus bevorzugt. Bald nahm der Tonfall an Deutlichkeit zu: „Die Südvariante ist ein Unsinn, sie ist viel zu nah am Ort – wir wollen uns nicht einkesseln lassen!“ An zwei Stellen würde die Umfahrung 85 oder gar nur 80 Meter an die Wohnbebauung heranrücken. „Beim Kindergarten sind es nur drei Meter“, so ein Teilnehmer überspitzt. Naturschutz sei ja schön und gut, aber „etwas Menschenschutz sollte doch bitte auch noch sein.“

Keine Entschädigung für Grundstückseigner

Dieter Kamm vom Ingenieurbüro Klos entgegnete, dass die Planungen zu den Trassenführungen ja schon vor denen bezüglich der Kindergarteneinrichtung entstanden seien. Außerdem handle es sich noch nicht um einen Detailplan, sprang ihm Mahl zur Seite. Komme die Südtrasse, „wird sie natürlich noch etwas von ihr abrücken.“ Eine Entschädigung für Eigentümer, die durch die Umfahrungsnähe eine Wertminderung ihrer Grundstücke befürchten, sei seitens der Stadt nicht vorgesehen, beantwortete der Bürgermeister eine weitere Frage.

Die Südvariante der Ortsumgehung ist sowohl in Meckenhausen als auch Sindersdorf ein "No-go", unter anderem, weil sie sehr nah an die Dörfer herankommt.

Die Südvariante der Ortsumgehung ist sowohl in Meckenhausen als auch Sindersdorf ein "No-go", unter anderem, weil sie sehr nah an die Dörfer herankommt. © Stadt Hilpoltstein, NN

In Sindersdorf sei die Stimmung schon „richtig aufgeheizt“, betonte ein Einwohner von dort. Eine Südtrasse würde die Weiterentwicklung des Ortes verhindern. Ein anderer Teilnehmer hielt entgegen, dass die Entwicklung ohne Umfahrung wahrscheinlich noch schlechter vonstatten gehe. Auf Unverständnis stieß es zudem, dass bislang der Lärmschutz außen vor bleibe – trotz der teils markanten Nähe zur Wohnbebauung. Dass ein solcher nach dem Stand der Dinge nicht nötig sei, hätten aber die Berechnungen ergeben, so Mahl. Mit einem Lärmschutzwall („Dorfmauer“) hingegen wollte sich ein weiterer Besucher nicht abfinden.

Lärmprobleme bringe indes auch die Nullvariante mit sich, gab ein weiterer Herr zu bedenken.: „Nord 1b wäre die lärmunschädlichste Option für alle! Aber die Südvariante ist ein No-go!“ Und wieder gab es großen Applaus. Sie bedeutet aber den geringsten Aufwand, weswegen zugleich der Verdacht aufkam, dass die Stadt „sich ein paar Millionen Euro wegsparen will.“ Geld allein dürfe aber nicht das entscheidende Kriterium sein, konterte Mahl. Entscheiden soll nun der Stadtrat nach der Sommerpause. Möglich sei aber auch eine weitere Bürgerbefragung, die aber dann das gesamte Hilpoltsteiner Stadtgebiet umfassen müsse.

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