Wegen Corona: "Mittlere Katastrophe" für die Hopfenbauern

28.3.2020, 17:36 Uhr
In den Hopfengärten im Landkreis Roth fehlen die helfenden Hände. Friedrich Kolb befürchtet eine "mittlere Katastrophe".

© Patrick Shaw In den Hopfengärten im Landkreis Roth fehlen die helfenden Hände. Friedrich Kolb befürchtet eine "mittlere Katastrophe".

Am Mittwoch ist die Entscheidung der Bundesregierung wie ein Sturm über die Landwirtschaft hinweggefegt, einen Einreisestopp zu verhängen. Rund 300.000 Saisonkräfte sind normalerweise in Deutschland als Erntehelfer im Einsatz, die meisten aus Osteuropa. Die dürfen "bis auf weiteres", so Innenminister Horst Seehofer, nicht einreisen. 

"Es wird Bier geben"

Der Vorsitzende des Spalter Hopfenpflanzerverbandes verspricht zwar: "Es wird Bier geben." Aber auch beim Hopfen würden die Einbrüche dramatisch ausfallen. Wenn die Bestimmungen nicht gelockert werden, "gibt's eine mittlere Katastrophe". Denn die Hopfenbauern in und rund um Spalt brauchen ab Mitte April bis Anfang Juni insgesamt etwa 300 Helfer für das sehr arbeitsintensive "Anleiten der Triebe", fast alle kommen aus Rumänien, und alle sind seit vielen Jahren gute, schnell und zuverlässig arbeitende Kräfte. Nach derzeitiger Anordnung "fallen die jetzt alle weg".

Kolb freut sich zwar über alle Überlegungen und Plattformen zur Hilfe, er glaubt jedoch nicht unbedingt, dass etwa Köche oder Kellner aus der Gastronomie Lust und Eignung haben auf die Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tage – "draußen bei Regen und bei Hitze". Nur ein kleines Fünkchen Hoffnung sieht Friedrich Kolb noch: Wenn die Bestimmungen nach den Osterferien etwas gelockert werden könnten. Bis dahin würden sich die Familienbetriebe irgendwie noch innerfamiliär helfen können. Wenn dann die Helfer unter strengen Auflagen einreisen dürften, könnten Kolb und die Hopfenbauern damit "gut leben".


Landwirtschaft: Ausfall von Erntehelfern ist "existenzielle Bedrohung".


Etwa dass die Helfer ein Gesundheitszeugnis vorlegen, dass sie vor ihrer Abreise aus Rumänien – "gern auch auf unsere Kosten" – getestet werden und dass eine Residenzpflicht, also quasi Quarantäne, auf dem Betrieb gilt. "Sie bleiben ja eh bei uns, nach zehn bis zwölf Stunden Arbeit essen sie bei uns und schlafen in ihrer Unterkunft." Das sei doch nicht anders als in den Firmen auch, wohin die Mitarbeiter ja auch zur Arbeit gehen.

Kolb will aber nicht jammern: "In den 500 Jahren Hopfenanbau haben wir schon viel überstanden, zuletzt den Sturm im August 2019, wir werden auch dieses Jahr überstehen". Trotzdem appelliert er an alle, die sich für einen "interessanten Job" interessieren: "Wir haben einiges zu bieten: frische Luft, gutes Essen und Trinken, gutes Geld – und bei uns arbeiten Chef und Chefin noch selbst mit."


Wenn die Spalter Hopfenzupfer von Eisbären reden.


 

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