Wir stehen in der Verantwortung

18.3.2020, 05:02 Uhr
Wir stehen in der Verantwortung

© Foto: Paul Götz

So hat beispielsweise ab dem heutigen Mittwoch das Rother Bavaria-Kino geschlossen. Kinomacher Bernhard Hempel spürt zwar keine Panik, aber "a weng komisch fühlt sich das schon an", sagt der Kinomann. Am Donnerstag wären im Bavaria-Kino Filme wie "Der Agent von nebenan" angelaufen, für April standen Blockbuster wie der Disney-Streifen "Mulan" oder der neue James-Bond-Thriller auf der Agenda, der bekanntlich auf November verschoben wurde. "Das öffentliche Leben ist erstmal tot", konstatiert Bernhard Hempel, der froh ist, dass es in Bayern nicht wie in Italien oder Österreich Ausgangssperren gibt.

Die von der Staatsregierung verordnete Schließung von Veranstaltungsstätten beschert dem Bavaria-Kino wie allen anderen Lichtspielhäusern heftige Umsatzeinbußen. Der Tagesdurchschnitt liegt in Roth bei 40 Gästen, die an der Kinokasse je nach Film zwischen acht und zehn Euro berappen. Dennoch bleibt Bernhard Hempel optimistisch: "Das wird auch wieder besser."

Auch der "Friseur am Kugelbühl" hat seine Pforten ab heute geschlossen, obwohl Friseurgeschäfte eigentlich vom "Corona-Bann" ausgenommen sind. "Ich habe mir die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber wir stehen in der Verantwortung", sagt Chefin Karin Wieners-Zwingel.

 

Sicherheitsabstand unmöglich

 

Sei es doch bei einem Friseur im täglichen Betrieb völlig unmöglich, den nötigen Sicherheitsabstand einzuhalten, um eine Infektion zu vermeiden. Um Haare zu schneiden, ist die körperliche Nähe quasi unumgänglich. Das Friseurgeschäft als potenzieller Viren-Multiplikator. "Wenn in einem Friseurgeschäft keine Übertragung von Viren stattfindet, wo dann?", fragt Karin Wieners-Zwingel bewusst provokant.

Wieners-Zwingel will, wie sie betont, auf keinen Fall Schuld daran tragen, wenn sich Kunden oder Teammitglieder infizieren: In Stoßzeiten können 15 bis 20 Menschen auf engem Raum im Laden sein, "das geht einfach nicht", betont Karin Wieners-Zwingel. Die Entscheidung, den Laden vorerst bis zum 1. April zuzusperren, korrespondiert mit der Zurückhaltung vieler Kundinnen und Kunden, denen das Thema "Friseur" derzeit ganz offensichtlich auch nicht ganz geheuer ist: "Seit Anfang der Woche hagelt es bei uns Absagen, der Terminkalender ist praktisch leergefegt", so Karin Wieners-Zwingel.

Nun beantragt sie für ihre elf Mitarbeiterinnen Kurzarbeit – und ist sich im Klaren, dass die nächsten Wochen "wirtschaftlich eine ganz harte Nummer werden", auch wenn der Freistaat in Person von Ministerpräsident Markus Söder schnelle, unbürokratische Hilfen versprochen hat.

Mit Einbußen müssen auch Gastronomie und Hotelgewerbe rechnen. Roth bleibt hier nicht vom "Shutdown", wie eine solche Maßnahme in den USA genannt wird, verschont.

Wie berichtet, dürfen in der Gastronomie ab dem heutigen Mittwoch bis zum 30. März nur noch Speiselokale und Betriebskantinen öffnen, diese laut Ministerpräsident Söder auch nur von 6 bis 15 Uhr. Dabei gilt eine Obergrenze: Es dürften sich maximal 30 Menschen im Lokal aufhalten, die einen Abstand von 1,5 Metern halten müssen. Später dürfen die Lokale nur noch Speisen zum Mitnehmen verkaufen beziehungsweise ausliefern. Ausgenommen sind, so die Information aus der Staatskanzlei, Hotels, soweit ausschließlich Übernachtungsgäste bewirtet werden.

Eine Regelung, von der auch das neue, im umgebauten Wöhrl-Modehaus in der Innenstadt residierende Dormero-Hotel mit seinen 68 Zimmern betroffen ist. Das Haus verfügt über ein Restaurant und eine Bar. "Die Frühstücksverpflegung ist gesichert", versichert Hotelmanagerin Michelle Lichter. Wie es in den nächsten Tagen weitergeht, wird gerade geplant. "Panik ist Unsinn, wir machen weiter", betont Lichter.