Wird die Stadt Roth bald aufs Glatteis geführt?

24.9.2019, 06:14 Uhr
Wird die Stadt Roth bald aufs Glatteis geführt?

© Foto: Archiv Schwabacher Tagblatt

Schlittschuhlaufen mitten auf dem Marktplatz! Das ist DIE Idee zur Belebung und Belustigung der Innenstadt, haben sich schon viele Stadtvermarkter gedacht und winterliche Eisbahnen auf ihre Marktplätze gewuchtet. In Gunzenhausen oder Neumarkt und in Schwabach im Jubiläumsjahr wurde die kalte Jahreszeit in ein heißes Event verwandelt. Zu fetzigen Rhythmen und von Punsch oder Glühwein begleitet ziehen dann kleine und große Eiskünstler ihre Bahnen auf dem Eis.


Januar 2019: Eisbahn in Gunzenhausen war ein Renner.


Und in Roth? "Es kann doch nicht sein, dass das in so vielen Städten möglich ist, aber in der Kreisstadt nicht", hat Uwe Heyder, Ortsvorsitzender des Handelsverbands, bereits mehrmals moniert und immer wieder die Idee der Eisbahn Richtung Rathaus getragen. Jetzt scheint die Forderung – oder zumindest die Diskussion darüber – Gehör zu finden: Am heutigen Dienstag soll der Stadtrat entscheiden, ob von Mitte Januar bis Mitte Februar 2020 eine Eisbahn auf dem Marktplatz geschaffen werden soll.

Warum ausgerechnet jetzt? "Weil uns jetzt konkrete Angebote und Kosten vorliegen", sagt Bürgermeister Ralph Edelhäußer (CSU). Wie konkret die Kosten sind, darüber gibt die Sitzungsvorlage für die Stadträte Auskunft: Rund 120 000 Euro würde der winterliche Spaß summa summarum mit Auf- und Abbau, Betrieb, Strom, Technik, Werbung und Sicherheitsdienst wohl kosten. Das ist "ambitioniert", findet der Bürgermeister. "Aber wenn die Stadt 80 000 Euro für eine Stadtmarke ausgeben kann, dann müsste doch das Geld für eine Eisbahn auch da sein", hält Heyder dagegen.

Ob Sponsoren mit aufs Eis geholt werden können? Laut Uwe Heyder seien die Händler dazu bereit, konkrete Anfragen habe er aber noch nicht gemacht. Dies sei Aufgabe des Stadtmarketingbeauftragten.

Doch, mit Sponsoren- und Eintrittsgeld könne man schon rechnen, glaubt der Bürgermeister, "aber man muss realistisch bleiben", mehr als 15 000 bis 30 000 Euro seien da wohl nicht drin. "Und für 80 000 bis 100 000 Euro kann man auch andere schöne Aktionen auf die Beine stellen", erinnert Edelhäußer etwa an das Triathlon-Wochenende, das die Stadt samt Bayern3-Party "einen Bruchteil davon kostet".

Er persönlich glaube, dass die Aktion "im Raum verpufft – und dafür ist mir der Betrag zu teuer". Dementsprechend negativ fällt der Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung aus: Abstand zu nehmen von Anmietung und Betreiben einer öffentlichen Eisbahn, wird dem Plenum empfohlen.


Dezember 2018: Eislaufbahn in Neumarkt startet in die neue Saison


Wie sich der Stadtrat angesichts der Summe entscheidet? Andreas Buckreus (SPD) hält die Idee für ein "Winterhighlight" zwar "grundsätzlich für gut" und den "Marktplatz für den einzig sinnvollen Standort". Aber: "120 000 Euro für vier Wochen sind einfach zu teuer." Allerdings fügt er hinzu, dass die Idee doch ins Laufen kommen könne: Wenn nämlich nicht die ganze Last bei der Stadt läge, sondern "wenn es einen funktionierenden Stadtmarketing-Verein gäbe". Der könnte von der Stadt für das Betreiben einer Eisbahn einen Zuschuss von vielleicht 50 000 Euro erbitten.

"Da wird wohl niemand hurra schreien", unkt Richard Radle (Die Grünen) und meint, dass die Summe "schon ein bisschen viel ist – eigentlich nicht diskutabel". Eine Eislaufbahn, die vor etlichen Jahren auf dem Freibadgelände installiert war, sei "relativ schnell kaputtgegangen", erinnert er sich.

Passt das zum Klimaschutz

Man solle eine Idee nicht gleich verdammen, findet Karl Schnitzlein (Freie Wähler), "try and error" halte er prinzipiell für eine gute Vorgehensweise, "eine gewisse Skepsis" habe er aber schon. Denn anfangs sei so eine Bahn bestimmt eine Attraktion. Aber wie lange? Falls das Wetter nicht den Erwartungen entspreche, schlafe die Sache vielleicht wieder ein. Trotzdem sagt er: "Wenns die Haushaltslage zulässt, sollten wir es probieren."

"An sich für gut" hält die Idee auch CSU-Sprecher Daniel Matulla, "aber viel, viel zu teuer". Außerdem sei die Vorlage "noch nicht beschlussreif". Denn: "Wir sollen darüber befinden, wissen aber gar nicht, wie andere Städte die Eisbahnen finanzieren." Vor einer Entscheidung müsse der Stadtrat seriös wissen, "welche Kosten tatsächlich auf uns zukommen". Sicher könne sich die Stadt an so einem Event beteiligen, "aber sie soll nicht den Hut aufhaben".

Hinzu kommt Matullas Meinung nach eine weitere Schwierigkeit: Wenn es sich bei der Bahn um eine echte Eis- statt einer Kunststoffbahn handelt, dann sei das in Bezug auf die Klimaschutzdiskussion "nicht zu verantworten". Matulla: "Was ist, wenn es draußen zehn Grad warm ist und wir die Bahn dauernd runterkühlen?"

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