Förderstunden gestrichen

Schulen in Mittelfranken fehlen Lehrer - "Qualitätsminderung" nicht ausgeschlossen

Kathrin Walther

Ressort Kinder, Familie und Bildung

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9.9.2022, 14:45 Uhr
In Nürnberg wird an Grund- und Mittelschulen eine der beiden Förderstunden gestrichen.

© Caroline Seidel, NN In Nürnberg wird an Grund- und Mittelschulen eine der beiden Förderstunden gestrichen.

Bislang können 200 Vollzeitstellen im Bezirk nicht mit Lehrkräften besetzt werden. Ausreichend Planstellen und Finanzmittel stünden zwar zur Verfügung. Allein die Menschen fehlen. "Der Fachkräftemangel ist in Schulen angekommen. Das sind langfristige Probleme, die wir mit kurzfristigen Maßnahmen nicht lösen können", sagte Johannes-Jürgen Saal, Bereichsleiter Schulen der Regierung von Mittelfranken, auf einer Pressekonferenz im Staatlichen Schulamt Nürnberg.

Kurzfristig gelöst werden müssen sie trotzdem, denn am Dienstag beginnt der Unterricht. Seit Wochen rechnet jedes einzelne Schulamt und sucht nach einem individuellen und bedarfsorientierten Ausweg aus der Misere. Nürnbergs Schulamtsleiter Thomas Reichert beschreibt den Lösungsansatz seiner Behörde.

Förderunterricht teilweise gestrichen

Unterm Strich konnten 3000 der vom Kultusministerium zugeteilten Stunden für Nürnbergs Grund- und Mittelschulen nicht mit Lehrkräften abgedeckt werden. 30 Prozent dieser Stunden werden über Arbeitsverträge mit qualifizierten Quereinsteigern aufgefüllt, außerdem wurde die Mobile Reserve schon vor Schulstart zu knapp 60 Prozent (1300 Stunden) geleert.

"Und wir mussten in den Grundschulen an die Stundentafel ran: Eine der beiden Stunden Förderunterricht werden in diesem Schuljahr gestrichen", sagte Reichert. "Das macht 800 Stunden." Die verbleibende Differenz hofft er mittels Nachrückverträgen, die noch in den nächsten Wochen mit Quereinsteigern abgeschlossen werden können, zu reduzieren.

Versorgung im ländlichen Raum problematisch

Kultusminister Michael Piazolo hatte in seiner Pressekonferenz am Donnerstag gesagt, die Versorgungslage mit Lehrkräften sei regional unterschiedlich ausgeprägt, problematisch sei sie etwa in Mittelfranken und im Allgäu. Johannes-Jürgen Saal vom Bezirk Mittelfranken bestätigte, dass es im ländlichen Raum in und um Neustadt/Aisch, Bad Windsheim, Ansbach, Weißenburg und Gunzenhausen schwerer ist, Lehramtsabsolventen zu binden.

Auch wenn an keiner Schule der Pflichtunterricht gekürzt werden musste, gab Saal zu bedenken: Auf Dauer könne aufgrund der aus der Not getroffenen Maßnahmen eine Qualitätsminderung der Beschulung nicht ausgeschlossen werden.

94.094 Kinder und Jugendliche besuchen in diesem Schuljahr eine Grund- oder Mittelschule in Mittelfranken. Das sind 5135 oder 5,77 Prozent mehr als im vergangenen Schuljahr. Aus der Ukraine kommen 2512 Kinder.

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