CSU bootet stellvertretenden Bürgermeister Closmann aus

27.11.2013, 10:30 Uhr
CSU bootet stellvertretenden Bürgermeister Closmann aus

© Hahn

Die vom Vorstand des CSU-Ortsverbandes ausgearbeitete Kandidatenliste für die Gemeinderatswahl wurde von der Versammlung ebenfalls mit großer Mehrheit angenommen.

Von Harmonie keine Spur

Die Versammlung um die Aufstellung der Kandidaten verlief keineswegs harmonisch und reibungslos. Auf der von der von der Vorstandschaft ausgearbeiteten Vorschlagsliste fehlte ein Name – der des langjährigen Marktgemeinderates und jetzigen 2. Bürgermeisters Walter Closmann. Fraktionssprecher Wolfgang Hutflesz erklärte, dass Closmann ebenso wie die CSU-Ratsmitglieder Eva Knörle und Dr. Markus Weiß, die beide aus verschiedenen Gründen nicht mehr kandidieren, keine weitere Kandidatur signalisierte.

Dem widersprach Walter Closmann entschieden. Er erklärte, dass er sich in der Lage fühle, sich für weitere sechs Jahre zur Verfügung zu stellen. Er beschrieb zwei Ereignisse, die zum Konflikt zwischen ihm und einem größeren Teil der CSU-Fraktion führten.

Er nannte in diesem Zusammenhang die Ablehnung der Finanzierung der Hackschnitzelanlage und die ebenfalls durch die Mehrheit der Fraktion erfolgte Ablehnung des Änderungsverfahrens zum Bebauungs- und Nutzungsplan für die „Grüne Mitte“. Dabei habe die CSU-Fraktion die „Grüne Mitte“ zu Beginn im Rahmen von Workshops des Marktgemeinderates unterstützt. Die Ablehnungen führten dazu, dass im Fall der Hackschnitzelanlage 60000 Euro und im Fall der „Grünen Mitte“ 80000 Euro Planungskosten in den Sand gesetzt wurden, erklärte Closmann. Er habe sich über dieses Abstimmungsverhalten im Marktgemeinderat geärgert. Seinen Unmut hatte er auch gegenüber dem Schwabacher Tagblatt Luft gemacht.

Konträre Befindlichkeiten

Der Stellvertretende Bürgermeister betonte aber auch, dass es sich hierbei um eine kommunalpolitische Angelegenheit handele und nicht gegen die Partei gerichtet sei. Er fühle sich ihr weiterhin verbunden und gehöre ihr seit über 40 Jahren an. Er wäre bereit eine weitere Nominierung anzunehmen.

Fraktionssprecher Wolfgang Hutflesz entgegnete, dass Walter Closmann früher öfters signalisiert habe, dass die gegenwärtige Amtsperiode seine letzte sei. Der Fraktionssprecher erklärte, dass im Fall der Hackschnitzelanlage eine enorme Kostensteigerung auf die Gemeinde zukomme. Enorme Mehrkosten hätten auch bei den Änderungen zum Bebauungs- und Nutzungsplan zur „Grünen Mitte“ gedroht, so zum Beispiel durch die Errichtung eines Lärmschutzwalls. Die Änderungen hätten mit den ursprünglichen Planungen der Workshops keine Ähnlichkeit mehr gehabt, sagte Hutflesz.

Ähnlich äußerte sich auch Marktgemeinderat Prof. Dr. Bernd Schulze. Die Kosten wären explodiert, und die Mehrheit der CSU-Fraktion habe dies nicht mehr mittragen können. Auch Bernd Schulze ging ursprünglich davon aus, dass Walter Closmann nicht mehr kandidieren wollte, betonte aber auch, dass die Liste einstimmig vom Vorstand erstellt und beschlossen worden sei.

Offensichtliche Differenzen

Die Diskussion offenbarte, dass das Verhältnis zwischen der Mehrheit der CSU-Fraktion und Walter Closmann seit einiger Zeit gestört ist. Nachdem Rudolf Spreiter, der Wahlleiter für die Nominierungsversammlung, die Kandidatenliste vorgelesen hatte und ursprünglich keine weiteren Vorschläge für die jeweiligen Listenplätze eingegangen waren, schlug Wolfgang Knörle, Mitglied des Ortsverbandes, Walter Closmann als Gemeinderatskandidaten vor. Er betonte, dass der 2. Bürgermeister für die CSU viele Stimmen bringen würde und bat beide Seiten, sich die Hände zu reichen.

Da jedoch dieser Vorschlag keine Unterstützung fand, zog Walter Closmann schließlich sein Interesse an einer Kandidatur zurück. Vielfach wurden jedoch die Verdienste Closmanns für die Gemeinde und den Ortsverband gewürdigt.

Der Vorschlag, Richard Seidler wie schon 2008 als Kandidaten der CSU für das Amt des Bürgermeisters zu nominieren, kam von Bernd Schulze und Wolfgang Hutflesz. Der 36-jährige Polizeibeamte Seidler gehört seit 1998 dem Marktgemeinderat an. 2008 war er in der Stichwahl dem heutigen Amtsinhaber Robert Pfann (SPD) unterlegen. Bernd Schulze bezeichnete Seidler als guten Analytiker und Wolfgang Hutflesz lobte ihn als jemanden, der seine Ziele mit großer Konsequenz verfolge.

Ohne Fortschritt

Richard Seidler legte dar, warum er es noch einmal versuchen will. An zahlreichen Entwicklungen und Maßnahmen der vergangenen sechs Jahre übte er massive Kritik. Er stellte die These auf, dass sich Schwanstetten in dieser Zeit eher rückentwickelt habe. So habe sich beispielsweise die Versorgung hinsichtlich des öffentlichen Personennahverkehrs verschlechtert. Bürgermeister Pfann habe dies zu lange hingenommen. Richard Seidler will den öffentlichen Personennahverkehr so flexibel wie möglich gestalten, so dass er dem Individualverkehr möglichst nahe kommt.

Bei einem wichtigen Thema, wie zum Beispiel den Änderungen zur „Grünen Mitte“, habe sich die CSU für eine Bürgerbefragung eingesetzt. Auch in der Nominierungsversammlung plädierte er für eine stärkere Einbindung der Bevölkerung bei wichtigen kommunalpolitischen Entscheidungen.

Nach der erfolgreichen Wahl Seidlers als Bürgermeisterkandidaten überreichte Daniel Nagl diesem einen mit Bausteinen gefüllten Pokal, den Seidler 2003 gewonnen hatte und der jetzt beim Umzug des CSU-Büros in Roth wieder zum Vorschein gekommen war.

Die Kandidaten der CSU Schwanstetten für die Gemeinderatswahl:
1. Richard Seidler
2. Wolfgang Hutflesz
3. Jutta Freytag
4. Prof. Dr. Bernd Schulze
5. Harald Oberfichtner
6. Sylvia Gogel-Pritschet
7. Markus Hönig
8. Friedrich Hörauf
9. Yvonne Böhringer
10. Andreas Grunau
11. Harald Pohl
12. Dr. Reinhold Weithmann
13. Udo Kaufmann
14. Winfried Weirauch
15. Werner Korn
16. Tim Pritschet
17. Gundula Reuter
18. Daniel Nagl
19. Alfred Köhl
20. Ursula Köglmayr
 

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