„Dir werd’ ich helfen“: Start in den Schlussspurt zur Million

13.4.2015, 09:24 Uhr
„Dir werd’ ich helfen“: Start in den Schlussspurt zur Million

© Foto: Wilhelm

Doch beim Initiativkreis „Dir werd ich helfen“ übt man sich in bewusster Zurückhaltung. „Wir werden keine große Werbung mehr machen“, sagt Altoberbürgermeister Hartwig Reimann. Das hat zwei Gründe.

Erstens: Die anstehende Sanierung der katholischen Stadtkirche St. Sebald. Dafür hat sich kürzlich ein eigener Förderverein gegründet. Mit ihm möchte „Dir werd ich helfen“ nicht in Konkurrenz um Spenden stehen. „Das würde sich nicht gehören, das ist eine Frage des Anstands. Wir haben jetzt sechs Jahre das Feld beackert. Jetzt sind die Freunde von St. Sebald dran“, erklärt Reimann.

Die katholische Kirchengemeinde hat die Sanierung von St. Sebald mit Rücksicht auf die evangelische Stadtkirche St. Martin zurückgestellt. So hatten Chöre, die sonst in St. Martin aufgetreten wären, in St. Sebald eine stimmungsvolle und würdige Alternative. „Mit St. Sebald gibt es eine gute Partnerschaft“, betont Reimann.

Nah am Ziel

Grund Nummer zwei: „Wir haben unser Ziel fast erreicht“, sagt Hartwig Reimann stolz. Die Sanierung von St. Martin kostet rund 5 Millionen Euro. Eine Million davon wollte der Initiativkreis an Spenden sammeln. Diese Summe ist fester Bestandteil der Finanzierung. „Viele hatten uns das nicht zugetraut.“ Doch der aktuelle Zwischenstand kann sich mehr als sehen lassen: 877 577,88 Euro.

Eine Größenordnung, die ohne den jahrelangen Einsatz einer ganzen
Reihe Schwabacher Persönlichkeiten nicht denkbar gewesen wäre. Neben Hartwig Reimann gehören dem Initiativkreis unter anderem Rudi Nobis, Harald Bergmann, Bruno Fetzer, Roland Oeser, Boris Wendisch, Ulrich Ziermann und Pfarrer Paul-Hermann Zellfelder an. Zellfelder ist von der Hilfe durch die Schwabacher Bürgerinnen und Bürger geradezu begeistert: „Auch die Vertreter der Landeskirche sagen, dass sie ein solches bürgerschaftliches Engagement noch nie erlebt haben.“ Nicht zuletzt deshalb wurde die Stadtkirche in einer bundesweiten Umfrage einer Kirchenzeitung zur „Kirche des Jahres“ gewählt.

„Hochstimmung“

So zufrieden die Zwischenbilanz ausfällt, so groß ist die Hoffnung, dass auch die zur Million noch fehlenden rund 120 000 Euro noch zusammenkommen. „Bei der Einweihung am
7. Juni wird es sicher eine Hochstimmung geben“, erwartet Reimann. Die werde die Spendenbereitschaft nochmals erhöhen.

Darüber hinaus ist noch eine große Benefizveranstaltung geplant: Am Sonntag, 18. Oktober, singt der berühmte Windsbacher Knabenchor in der sanierten Kirche.

Es wird der krönende Höhepunkt von Dutzenden Aktionen für die Stadtkirche: vom Leierkastenmann bis zur Bigband der Bundeswehr, von Spendenläufen beim Challenge-Triathlon bis zu Aktionen von Gymnastikgruppen, von Spenden bei Geburtstagsfeiern bis zu Goldenen Hochzeiten. Hinzu kamen zum Beispiel auch einige Daueraufträge von monatlich zehn bis 50 Euro, und das über Jahre. Diese Vielzahl kleinerer Beiträge summierte sich auf rund 300 000 Euro.

Etwa 600 000 Euro sind einigen Großspenden sowie der Vermarktung des Bauzauns als Werbefläche zu verdanken. „Die größten Spenden waren drei mal 100 000 Euro. Dabei wollten alle drei Spender namentlich nicht genannt werden“, berichtet Harald Bergmann.

Die wohl kurioseste Spende kam aus den USA — von einer Organisation, die Spenden verteilt: 100 000 Dollar. „Zuerst dachte ich, dass das wieder mal so eine dubiose E-Mail ist, und wollte sie schon wegklicken“, erzählt Bergmann. Dann aber las er doch mal genauer. Der Lohn dieser Aufmerksamkeit: umgerechnet 76 000 Euro. „Dabei wissen wir weder, von wem das Geld stammt, noch wie der Spender auf Schwabach gekommen ist.“

Projekt „Rettung“

Für den Erfolg von „Dir werd ich helfen“ gibt es wohl zwei Hauptgründe. Zum einen: „Es ging ja um weit mehr als eine normale Sanierung. Es ging um die Rettung der Stadtkirche“, sagt Hartwig Reimann, um den Erhalt des Wahrzeichens Schwabach. Entsprechend hoch sei die Motivation und Spendenbereitschaft.

Zum anderen: „Wir haben aber nie auf die Tränendrüse gedrückt“, ergänzt Bruno Fetzer. „Und das ist ja eine Gratwanderung: über Jahre um Spenden bitten, ohne den Leuten auf die Nerven zu gehen“, fügt Bürgermeister Roland Oeser hinzu.

Alle 1200 namentlich bekannten Spender werden demnächst ein persönliches Dankesschreiben erhalten.

„Dir werd ich helfen“ ist es gelungen, statt eines kurzen Strohfeuers sechs Jahre kontinuierlich zu arbeiten. Ausnahmslos ehrenamtlich. „Und dabei ist nur nicht viel Geld zusammengekommen“, sagt Pfarrer Zellfelder, „dabei sind auch neue Freundschaften entstanden.“

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