Dirk Driesang (AfD): Warnung vor "kultureller Überfremdung"

31.8.2017, 07:50 Uhr
Dirk Driesang (AfD): Warnung vor

© Foto: Wilhelm

Dirk Driesang ist 52 Jahre alt, verheiratet und Vater von vier erwachsenen Kindern. Mit seiner Familie lebt er im Landkreis Fürstenfeldbruck. Den Ort möchte er "aus Sicherheitsgründen" nicht in der Zeitung lesen.

Opernchorsänger in München

Ein Chemiestudium hat er abgebrochen, um "Opern- und Konzertgesang" zu studieren. Seit 1996 ist er in München festangestellter "Opernchorsänger". Das Theater will er nicht nennen, da man dort sein Engagement bei der AfD ungern sehe.

Wegen der Kritik an Euro und EU tritt er 2013 der AfD bei. Er gehört nicht zu den bundesweit bekannten Spitzenleuten, die für Schlagzeilen sorgen, wohl aber zum Führungskreis. Dirk Driesang ist seit 2015 Mitglied des erweiterten Bundesvorstands.

Bereits 2014 hatte er bei der Europawahl kandidiert. Er stand auf Platz elf der AfD-Bundesliste, sieben Bewerber wurden gewählt. Da mehrere Europaabgeordnete und vor ihm platzierte Kandidaten der AfD nun für den Bundestag antreten, geht er "definitiv davon aus", ins EU-Parlament nachzurücken.

Kritik am Euro:

Dirk Driesang zeigt seinen Parteiausweis mit dreistelliger Nummer: "Ich bin sehr, sehr früh in die AfD eingetreten. Schon 2013." Grund: die Kritik am Euro. Heute geht es ihm vor allem um den Islam.

"Wir sind keine Islamhasser und keine Rassisten. Ich habe nichts gegen Ausländer. Ich bin selbst mit einer Italienerin verheiratet. Wenn Menschen aus Spanien, Frankreich oder Polen kommen, kein Problem", so Driesang. Die AfD akzeptiere auch, dass "viele Muslime integriert sind". Gleichzeitig aber drohe durch "wilde Einwanderung" die "kulturelle Überfremdung". In "nur einer Generation" werde man "Deutschland nicht wiedererkennen". Denn: "Der Islam hat bisher nicht den Beweis erbracht, dass er sich in die moderne Welt eingliedern will. Ganz im Gegenteil. Ich warne vor falsch verstandener Toleranz." Driesang verweist auf die Terroranschläge: "Wir gleiten scheibchenweise in einen Vorbürgerkrieg." Damit finde sich die AfD nicht ab. Daher sein Wahlslogan: "Weil es ums Ganze geht."

Abschaffung des Asylrechts?

"Das muss sein", betont Driesang zunächst. Dann aber spricht er von Reform. Abgeschafft werden solle "die individuelle Einklagbarkeit". Wie sich die AfD das neue Asylrecht konkret vorstellt? "Da muss ich passen, das habe ich gerade nicht auf dem Schirm", sagt das Bundesvorstandsmitglied. Driesang blättert im AfD-Programm, wird aber nicht sofort fündig. Später schickt er eine Mail mit Verweis auf folgende Programm-Passage: "Die AfD will das individuelle Asylgrundrecht durch die grundgesetzliche Gewährleistung eines Asylgesetzes (institutionelle Garantie) ersetzen." Das Asylrecht dürfe "nicht länger als ein Vehikel der Masseneinwanderung missbraucht werden".

Damit meint Driesang die Sicherung der EU-Außengrenzen. Denn: "Grenzenlose Solidarität ist nicht möglich."

Kandidat Nummer zwei:

Dirk Driesang stammt aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Bisher habe er "keinen besonderen Bezug zu Nürnberg" gehabt. Für das Tagblatt-Gespräch ist er erstmals in Schwabach. Driesang wurde im Juli kurz vor Ende der Frist nominiert. Er ist bereits der zweite Kandidat. Zunächst war die Nürnbergerin Helena Roon nominiert worden. Die aber trat zurück, nachdem sie durch ein gepostetes Hitler-Bild heftige Kritik ausgelöst hatte.

"Behutsame Kritik" an Gauland:

AfD-Spitzenkandidat Alexander Gauland hat aktuell durch eine Äußerung über die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die in Hamburg geborene Aydan Özoguz (SPD), für Empörung gesorgt. Sie solle man "in Anatolien entsorgen", so Gauland.

 

"Das habe ich behutsam kritisiert", sagt Driesang. "Man sollte darauf achten, dass man niemanden entmenschlicht." Dass Gauland sich nicht entschuldige, könne er aber verstehen. Inhaltlich stimmt er ihm zu: "Özoguz ist eine absolute Fehlbesetzung."

Kritik an Höcke:

"Persönlich ist er ein sehr sympathischer Mensch", sagt Driesang über den umstrittenen Björn Höcke. Dennoch sei er für dessen Parteiausschluss. "Höcke hat viele bürgerliche Wähler verschreckt. Das hat mich wahnsinnig gestört", sagt Driesang. Ob er Höcke für einen Rechtsradikalen hält? "Diese Frage möchte ich nicht beantworten."

Mit bayerischen Parteifreunden hat er vor wenigen Wochen diese parteiinterne Gruppe gegründet. Driesang will vor allem bürgerliche Wähler ansprechen. "Denn viele nehmen die CDU inzwischen als linke Partei wahr."

Jetzt gehe es um eine kraftvolle Opposition, langfristig wolle man "Volkspartei" werden und "selbstverständlich auch mitregieren". Mit wem? "Jedenfalls ganz sicher nicht mit der Merkel-CDU."

 

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