„Engagiert, kompetent, sympathisch“

26.11.2012, 08:27 Uhr
„Engagiert, kompetent, sympathisch“

© Windisch

Es sei für sie noch immer „wie beim ersten Mal“. Marlene Mortler kokettiert ein wenig mit der Kandidaten-Rolle, schließlich ist es das vierte Mal, dass die Lauferin sich um das Mandat bewirbt. Seit 2002 sitzt die Ehrenbezirksbäuerin des Bauernverbandes Mittelfranken im Deutschen Bundestag, arbeitet in dem Ausschuss für Tourismus und in dem für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.

„Für die Heimat in Berlin“

Bei dieser Arbeit hat sie sich einen Namen gemacht auch in ihrer Heimat, denn in den 21 Wochen, die sie pro Jahr in Berlin Bundespolitik betreibt, „mache ich immer Politik für die Heimat und die Menschen, die hier wohnen“, versichert die 57-Jährige in ihrer Rede vor den 154 Delegierten. Oder anders gesagt: Wenn im Bundestag die Rahmenbedingungen abgesteckt werden, dann überlege sie dabei immer, „welche Auswirkungen das jetzt auf den Bäcker, den Metzger, die Familien oder die Hartz-IV-Empfänger hat“.

Vorstellen muss sie sich daher bei keinem mehr. Und macht dies auch nicht. Vielmehr nutzt sie die samstägliche Versammlung, um auf die vergangenen Wochen und Monate in Berlin zurückzublicken. Sie geht auf die Energiewende ein, die Finanzkrise und den Euro. Sie erwähnt, dass Deutschland im Produzieren von Ökostrom Weltmeister sei, es aber beim Transport des Stroms noch hapere; dass in beiden Landkreisen (Roth und Nürnberger Land) Studien in Auftrag gegeben wurden, um das Potenzial zum Energiesparen und zur Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes zu ermitteln, und der Bund für diese Studien 65 Prozent der Kosten übernimmt; dass es schon das Ziel sei, dass jeder Bürger und jede Kommune den Strom, den sie verbrauchen, auch selbst produzieren, man aber realistisch bleiben müsse.

Viel Wert legt die Bundestagsabgeordnete auf ihr soziales Engagement. Sie ist Mitglied bei der Lebenshilfe, den Tafeln, dem VdK. „Marlene Mortler mobil“ heißt das Motto, unter dem sie in ihrem Wahlkreis unterwegs ist, Kindertagesstätten besucht, sich mit angehenden Erzieherinnen unterhält und bald übrigens auch in Roth Station machen will, und zwar bei den „Waldwichteln“.

Auch auf den Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz geht Mortler ein. Ministerpräsident Horst Seehofer und Ministerin Christine Haderthauer hätten versichert, dass jeder, der Kitas baut, auch Geld dafür bekommt. Es gäbe also keine Ausrede mehr. Zumal der Bund selbst für die Personalkosten Geld an die Länder zahle, obwohl er das gar nicht müsste. Daher sei es „ärgerlich, wenn dieses Geld in den Ländern zweckentfremdet wird“, wird Mortler sogar mal etwas lauter. Um gleich wieder einzulenken. Dass zum Beispiel gar nicht jeder sein Kind in die Krippe bringen müsse. „Wir bevorzugen niemanden, es muss Wahlfreiheit bleiben“, versichert sie, ohne das Wort „Betreuungsgeld“ auch nur einmal in den Mund zu nehmen. Allerdings liegt auf jedem Platz in der Stadthalle ein Infoschreiben von ihr mit „zehn Fakten zum Betreuungsgeld“.

„Offiziersschule kommt“

Kurze Ausflüge gibt es noch in Richtung Bundeswehr und die Zukunft des Standortes Roth. Hier versichert Mortler, dass immerhin noch rund 530 Dienstposten bleiben, in Zukunft mit jährlich 900 Lehrgangsteilnehmern zu rechnen sei und auch die Offiziersschule „auf alle Fälle“ komme. Einen konkreten Zeitplan jedoch hat auch die Bundestagsabgeordnete nicht dabei.

Sie freut sich zudem über örtliche Verkehrsprojekte wie den gerade begonnenen Bau der Ortsumgehung Untersteinbach. Und erinnert daran, dass die rot-grüne Bundesregierung seinerzeit zwar das Gesetz zur Grundsicherung beschlossen habe, dies aber zu Lasten der Kommunen gegangen sei. Jetzt aber sei dies geändert worden. In Zukunft werde der Bund die Kosten übernehmen und den Landkreisen damit viel Geld sparen. Marlene Mortler bezifferte die Einsparungen für den Landkreis Roth auf 1,55 Millionen Euro, für den Landkreis Nürnberger Land auf 2,6 Millionen Euro. Ab 2014 „dauerhaft und jedes Jahr“.

Hier und da gibt es noch einen weiteren Seitenhieb in Richtung SPD, zum Beispiel bei der Wirtschaftspolitik. In ihrem Wahlkreis herrsche praktisch Vollbeschäftigung, freut sich Mortler und lobt vor allem die kleinen Betriebe und motivierten Unternehmer. Doch wenn „Steinbrücks Steuerpläne“ umgesetzt werden, „dann gute Nacht, mittelständische Firmen“ so Mortler. Dann nämlich müssten genau diese kleinen Firmen mit 14 bis 19 Prozent höheren Belastungen rechnen. Das wäre nicht gut, denn „wer nichts erwirtschaftet, kann auch nichts verteilen“.

Und der Euro? Auch mit dem hat sich Mortler beschäftigt, hat sich in Frankfurt erkundigt, die Goldbarren angeschaut und Gespräche mit Experten geführt. Sie vertraue hier ganz „unserer Obermanagerin“ Angela Merkel, erklärte Mortler kurz und knapp.

Dann wendet sie sich ein letztes Mal den Sozialdemokraten zu, und zwar den örtlichen. Diese haben vor Kurzem ebenfalls ihren Kandidaten Christian Nürnberger nominiert, und der habe verkündet, er wolle „die CSU nach Sibirien schicken“. So eine Aussage sei kein Beispiel für eine historische Charakterbildung, sondern einfach nur „geschichtsvergessen“, kritisiert Mortler den SPD-Konkurrenten, ohne ihn namentlich zu nennen. Sie dagegen wolle die SPD lediglich in die Opposition schicken, „dieser Weg reicht mir“.

„Des bassd scho“

Dass dieser Weg der richtige sei, davon braucht sie die Delegierten nicht mehr zu überzeugen. Deutschland sei unter der Führung von Angela Merkel und einer starken CDU/CSU-Fraktion hervorragend aufgestellt, bekräftigt im Anschluss auch Bezirksrat Norbert Dünkel, der für die CSU im Nürnberger Land im nächsten Jahr ebenfalls in den Wahlkampf ziehen und sich um ein Landtags-Mandat bewerben wird. Er lobt Mortler als eine „engagierte, zuverlässige, fleißige, sympathische und kompetente Abgeordnete, die Bayern hervorragend in Berlin vertritt“.

Dieser Aussage schließt sich die Delegiertenversammlung an. Bei nur einer Gegenstimme votieren die CSU-Mitglieder für Marlene Mortler als ihre Kandidatin für die Bundestagswahl 2013, ein Ergebnis, das wahrlich keinen überrascht. Dass an dieser Kandidatur niemand gezweifelt hat, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass Roths CSU-Kreisvorsitzender Volker Bauer Marlene Mortler sofort nach Verkündung die Blumen überreicht, obwohl sie die Wahl noch gar nicht offiziell angenommen hat.

Doch das ist wirklich nur noch eine Formalie, hatte die Lauferin doch schon zu Beginn der Sitzung erklärt, dass zwar nicht jeder Tag in Berlin die pure Glückseligkeit sei, die Arbeit aber auch nach zehn Jahren noch Freude mache. Oder wie die Fränkin sagt: „Des bassd scho“.

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