Frank Freitag: Der Freitags-Kracher

2.1.2018, 10:10 Uhr
Frank Freitag: Der Freitags-Kracher

© Foto: Karlheinz Hiltl

"Der Schießsport ist gut geeignet, mental abzuschalten, neue Kraft zu tanken." Kraft zu tanken für den Beruf und für andere Hobbys. Der das sagt, ist Frank Freitag, der erfolgreichste Vorderladerschütze des Sportschützenvereins Abenberg. Am 21. Juli 2017 ist er, zur größten Überraschung seiner selbst, als deutscher Meister im Wettbewerb "Herren, Percussionsrevolver" (Kaliber .45) von den Titelkämpfen des Deutschen Schützenbundes aus Pforzheim in seinen Wohnort Windsbach zurückgekehrt.

Ohne Ambitionen auf einen der vorderen Plätze machte er sich an diesem Freitag, seinem Glückstag, frühmorgens um 5 Uhr mit dem Pkw auf den Weg. Über 200 Kilometer ist das Zentrum der deutschen Uhren- und Schmuckherstellung im Nordschwarzwald von seinem Heimatort entfernt. Als einer der ersten Schützen musste Frank um 8.30 Uhr an den 25-Meter-Schießstand treten. Das war auch der Grund, weshalb er seiner Freundin Julia versprach, zur Mittagszeit wieder zuhause zu sein.

Die vorher stattfindende Waffenkontrolle verlief ohne Probleme. Dann der erste Schuss: eine Acht. Nicht gerade berauschend. Doch dann verbesserte sich das Trefferbild. "Hoppla, es läuft ja ganz gut", dachte sich der 41-Jährige nach der ersten Wertungs-Serie (fünf Schuss). Und es sollte noch besser werden.

Nicht mehr zu toppen

Nach drei Serien von je fünf Schüssen standen 140 von 150 möglichen Ringen auf der Anzeigentafel. Erst danach fing der Puls an, etwas höher zu schlagen. Insgesamt 23 Schützen aus den verschiedensten Ecken Deutschlands nahmen an dem Wettkampf teil. Bis zur Mittagszeit, in der Frank eigentlich schon wieder daheim sein wollte, war er der Schütze mit der höchsten Ringzahl.

Das änderte sich auch bis zum Ende des Wettbewerbs nicht mehr. Steffen Tuchscherer vom Pistolenschützenverein Veitshöchheim, dem Zweiten, gelangen bis dahin 138 Ringe. Der Abstand zum Dritten, Matthias Blöscher von der SG Germania Gauting, betrug schon fünf Ringe.

Thalmässinger ließen ihn hochleben

Frank Freitag, beruflich seit dem Jahr 2000 als Lebensmittelkontrolleur in Diensten der Stadt Nürnberg, wusste nach dem unerwarteten Titelgewinn ganz alleine in weiter Ferne gar nicht so recht, wie ihm geschah. Doch dann kam das zum Tragen, was der sympathische Mittelfranke am Schießsport so lobt: die überaus große Kameradschaft und soziale Gemeinschaft, bei den Vereinen untereinander ebenso wie im Verein. "Konkurrenzdenken gibt es da nicht", erzählt er und nennt damit gleich den Grund, weswegen er vom Schießen so begeistert ist. Zwei Handvoll Aktive von der befreundeten Schützengesellschaft Thalmässing nahmen den sonst so bescheidenen Abenberger Vorderladerschützen in ihre Mitte und feierten mit ihm. Sie ließen ihn hochleben, als sei er einer von ihnen.

Angemessen gewürdigt wurde der unerwartete Erfolg auf ausdrücklichen Wunsch des Schützen erst Ende September. Vor der alljährlich im Schützenhaus stattfindenden Königsfeier organisierte der Verein "seinem" Deutschen Meister einen begeisterten Empfang mit Blasmusik, Böllerschüssen, Ehrensalut und Umtrunk.

Seit 2006 in Abenberg

Frank Freitag, in Windsbach geboren und aufgewachsen, erlernte nach Grund- und Hauptschule zunächst das Metzgerhandwerk. Noch vor seinem 16. Geburtstag nahm in ein Freund aus der Nachbarschaft mit zur Historischen Königlich Bayerischen Bürgerwehr-Schützen-Compagnie Schwabach. Beruflich zum Meister im Lehrbetrieb aufgestiegen, trainierte er von 1997 an bis 2003 beim Jagd- und Sportschützenverein Herrieden-Wieseth am Stand mit, nahm an Rundenwettkämpfen und Meisterschaften teil, wurde Mitglied im Verein dort. Gleichzeitig trat er dem Sportschützenverein Abenberg 1666 bei.

Wegen der räumlichen Nähe nach seiner beruflichen Veränderung begann im Jahr 2006 die sportliche Karriere des Frank Freitag in der Burgstadt Abenberg. Seine bevorzugten Sportgeräte, mit denen er an Rundenwettkämpfen teilnahm, waren Luftpistole Kleinkaliber und Großkaliber sowie Vorderlader Percussionsrevolver.

Der Teilnahmeberechtigung an der Deutschen Meisterschaft gingen freilich regelmäßiges Training und Qualifikationswettkämpfe voraus: die Gaumeisterschaft (2. Platz, 130 Ringe), die Bezirksmeisterschaft (2. Platz, 126 Ringe und die bayerische Meisterschaft (7. Platz, 130 Ringe).

Lust auf Mehr

Trotz aller Bescheidenheit, der Titel "Deutscher Meister" weckt auch Begehrlichkeiten bei dem Hobby-Landwirt, der vor eineinhalb Jahren begonnen hat, irische Dexter-Rinder zur Fleischgewinnung zu züchten. 2017 war er übrigens öfter auch als Musik-Feuerwerker unterwegs. Mitte August belegte er mit befreundeten Feuerwerkern aus Wuppertal im dänischen Silkeborg einen dritten Platz beim Europäischen Feuerwerk-Contest. Eine Woche zuvor war er einer der vielen Protagonisten beim Abschluss-Feuerwerk "Rhein in Flammen" in der Nähe von Koblenz. Genauso beim Superfeuerwerk anlässlich der Rheinkirmes in Düsseldorf.

Der größte Wunsch des diesjährigen Siegers für das Jahr 2018? "Die Titelverteidigung" im Vorderladerschießen mit dem Percussionsrevolver natürlich. Ab dem Frühjahr kann das Schießtraining in komplett sanierten Schießständen mit neuzeitlichem Standard stattfinden. Beste Voraussetzungen also für Frank Freitag, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.

 

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