Kritik am Radschnellweg Schwabach-Nürnberg

15.10.2017, 13:58 Uhr
Kritik am Radschnellweg Schwabach-Nürnberg

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Die Zielsetzung: Es soll eine Art Autobahn für Fahrräder sein. Schnell, sicher, bequem, breit, direkt und ohne viele Kreuzungen oder Steigungen: So soll der ideale "Radschnellweg" aussehen. Er soll eine Einladung sein, auch längere Distanzen mit dem Fahrrad zu meistern.

Die Studie: Deshalb haben die Städte Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach und Herzogenaurach sowie die Landkreise Nürnberger Land, Fürth und Roth eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Von zunächst 21 Verbindungen sind sieben übrig geblieben, bei denen ein Potential von mindestens 2000 Radfahrern pro Tag für möglich gehalten wird.

Darunter auch die Verbindung von Schwabach nach Nürnberg. Stadtbaurat Ricus Kerckhoff und Stefanie Pauly, die Radwegeplanerin im Stadtplanungsamt, haben sie dem Umwelt- und Verkehrsausschuss vorgestellt.

Neue Brücke

Die Streckenführung: Vom Nürnberger Hauptbahnhof verläuft die Strecke laut Planung westlich der Bahnlinie bis zum Bahnhof Reichelsdorfer Keller. Bei der Eisenbahnbrücke über den Rednitzgrund teilt sie sich in zwei Äste: Einer führt weiter nach Katzwang, der andere nach Schwabach.

Das Rednitztal, ein landschaftlich geschütztes FFH-Gebiet, würde an der schmalsten Stelle bei der Eisenbahnbrücke über eine neu zu errichtende Brücke gequert. Neu gebaut werden müsste auch eine Rampe, auf der es weiter zur Hühnerbühlstraße und über die Volckamer Straße und den Wolkersdorfer Berg zum Radweg an der B2 nach Schwabach ginge.

Eine Trasse entlang der B2 in Wolkersdorf wurde geprüft und verworfen, da es dort nicht die nötigen Flächen gebe. Genau diese Trasse wird von Befürwortern aber gefordert.

"Erster Schritt"

Zudem werde auf Schwabacher Stadtgebiet auch nicht der Ausbaustandard als "Radschnellweg" erreicht, sondern lediglich als "Radhauptverbindung" oder als normale Radverbindung.

Stadtbaurat Kerckhoff bezeichnete die Studie lediglich als "ersten Schritt".

Offene Fragen: Unklar ist, wer für den Bau dieser Radverbindungen die Trägerschaft übernehme und wie hoch die Zuschüsse wären. Auch beim Planungsrecht gebe es noch Klärungsbedarf.

Die Kosten: Die Verbindung Nürnberg-Schwabach wird auf etwa 17 Millionen Euro geschätzt. Auf das Stadtgebiet Schwabach entfielen davon rund 5,5 Millionen Euro.

Wie geht es weiter? Trotz aller Bedenken will man das Projekt nicht aufgeben, sondern zusammen mit den anderen Städten und Landkreisen die Planung weiter konkretisieren. Damit folgte der Ausschuss einstimmig der Empfehlung des Stadtplanungsamtes.

Die Reaktionen der Parteien im Überblick

SPD: An sich seien die Radschnellwege ja "eine gute Sache für den Großraum", sagte Martin Sauer. "Aber das ist eine Verbindung mit vielen Ecken und Kanten", mit Tälern, Verschwenkungen und Eingriffen in die Natur wie dem Bau einer Brücke und einer Rampe. "Das ist nicht das, was man sich vorstellt." Besonders traurig ist das Thema B2: "Statt dessen sind wir im Rednitztal."

"Was mich aufregt", fuhr sein Fraktionskollege Dr. Gerhard Brunner später fort, "ist, dass wir uns weit weg von der Realität befinden". In Sachen Radwegeausbau gebe es seit Jahren kaum Fortschritte in Schwabach. Und nun eine solche Planung: "Wenn wir einen Radweg nach Nürnberg haben wollen, dann muss er direkt an der B2 liegen. Das ist die direkte Verbindung."

"Das geht einfach nicht", erklärte dazu Stefanie Pauly vom Stadtplanungsamt. "Ich hatte darum gekämpft, aber etwa in Wolkersdorf und Eibach gibt es bereits andere Nutzungen wie Parkplätze vor Geschäften. Deshalb haben wir nach anderen Varianten gesucht."

Hartes Urteil

Grüne: "Es ist ein Stück Utopie zu glauben, dass wir einen Radschnellweg bekommen. Es sei denn, man würde den Platz den Autofahrern wegnehmen. Aber so weit sind wir noch nicht", sagt Karin Holluba-Rau. Ein hartes Urteil fällte auch Bürgermeister Dr. Roland Oeser: "Wenn ein Radschnellweg nicht entlang der B2 geht, ist er absolut unattraktiv und verdient den Namen nicht."

CSU: "Kollege Brunner hat recht", teilt CSU-Fraktionschef Detlef Paul die Kritik der SPD. Er erinnerte an die lange Zeit, die die Radwege zwischen Dietersdorf und Wolkersdorf und durch die Maisenlach benötigt hatten. "Weil wir die Grundstücke nicht hatten, hat das etliche Jahre gedauert." Auch hier stehe man vor dem Problem der Flächenverfügbarkeit. Seine Befürchtung: "Die ganze Studie verschwindet möglicherweise in der Schublade." Sein Fazit: "Das alles ist noch sehr, sehr nebulös."

Freie Wähler: Wenn man 50 Jahre voraus denke, dann gehöre die Zukunft der Mobilität "mit Sicherheit nicht dem Auto, sondern dem Rad", so Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser, der Vorsitzende des Umwelt- und Verkehrsausschusses.

Der Unmut über die Trassenführung sei "richtig und verständlich", räumte er ein. Auch er ist alles andere als begeistert: "Die Studie sieht nicht so rosig aus." Doch hofft er auf mögliche Verbesserungen nach diesem ersten Schritt: "Irgendwann kommen ja die nächsten Schritte."

 

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