"Mittelalter trifft Fantasy" auf Burg Abenberg

17.5.2019, 14:22 Uhr

© Foto: Robert Gerner

Vorerst bleibt die bekannte Dauerausstellung im "Haus fränkischer Geschichte" unberührt. Die ersten Themenzimmer der neuen Schau sind in den nächsten Monaten zunächst nur in den bisherigen Sonderausstellungsräumen im zweiten Stock zu sehen. Darin geht es vor allem um (mittelalterliche) Kleidung und um (mittelalterliche) Musik. Und die große Klammer ist das "Feuertanz-Festival", das alljährlich auf der Burg gefeiert wird."

Dazu reisen Fans aus dem In- und Ausland an. Mittelalter- und Fantasy-Liebhaber vergnügen sich immer im Juni zu guter Musik auf dem historischen Turnieranger und beleben den Burghof beim Markttreiben. Viele Gäste sind kostümiert. Nicht immer mittelalterlich, aber "richtig" und "falsch" gibt es nicht, geschichtliche Authenzität fällt nicht ins Gewicht. "Wichtig ist nicht, wie es im Mittelalter exakt war. Wichtig ist, was Menschen heute mit Mittelalter in Verbindung bringen", sagt Museumschefin Kerstin Bienert.

Den Anstoß, das Museum auf Burg Abenberg ganz neu zu denken, gab der Landrat, gleichzeitig Vorsitzender des Zweckverbandes Burg Abenberg. "Experimentiere, probier’ was Neues aus, mach’ was Verrücktes", habe Herbert Eckstein zu ihr gesagt.

Kleidung und Klangreisen

Also haben Bienert und ihr Team, seit September unterstützt durch die wissenschaftliche Mitarbeiterin Julia Uehlein, (fast) alles auf Null gestellt. Mit Geschichten zur Geschichte der Burg, mit Klangreisen ins Mittelalter und mit Kleidung zum Ausprobieren lädt die Ausstellung zum Staunen, Verweilen, Mitmachen und Erkunden ein. Kettenhemd, Ritterhelm und Einhandschwert dürfen ausprobiert werden und erzählen anschaulich vom Leben auf einer Burg. Wer die mittelalterliche Kleidung überstreift, kann sich auf einem Podest fotografieren lassen. Er hat dann "seinen" Platz im Mittelalter gefunden, denn umrahmt wird er von lebensgroßen Bildern aus der "manessischen Liederhandschrift", einem mehrere hundert Seiten dicken Wälzer aus dem frühen 14. Jahrhundert, in dem nicht nur Liedtexte zusammengetragen wurden, sondern auch die Autoren bildlich dargestellt sind.

© Foto: Robert Gerner

Von seinem Platz im Mittelalter hat man dann einen ganz guten Blick auf ein großformatiges Foto auf der gegenüberliegenden Wandseite. Es zeigt einen der bekanntesten Gäste des Feuertanz-Festivals, den wild kostümierten Michel Müller, der übrigens am Sonntag zur Ausstellungseröffnung in mittelalterlicher Montur nach Abenberg kommen will.

Individuelle Fotowand

Zurück zur Ausstellung: Man kann im Eingangsbereich aus über 200 Bildern vom Feuertanz-Festival seine eigene Fotowand erstellen oder den Interviews lauschen, die Festival-Besucher im Vorjahr zwei Studenten der Hochschule in Ansbach gegeben haben. Sie laufen als Zusammenschnitt in Dauerschleife im Eingangsbereich, können aber auch an einer Video-Stele im Musikzimmer einzeln aufgerufen werden.

Zwei besondere Hingucker sind Dauerleihgaben des Schwabacher Stadtmuseums und der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg: ein versteinertes Dinosaurier-Ei und ein Obsidian aus verglastem Lavagestein. Dass darüber Bilder von der Fantasy-Serie "Game of Thrones" hängen, kommt nicht von ungefähr: Ersteres weist auf die Dracheneier hin, die in "GoT" eine wichtige Rolle spielen, Letzteres auf die Waffen, mit denen in dem Fantasy-Blockbuster die untoten "weißen Wanderer" zur Strecke gebracht werden können.

Künstler steuern Stationen bei

Damit etwas Neues entstehen kann, braucht es viel Gehirnschmalz und viele helfende Hände. Die Abenberger haben sich in der Nachbarschaft Rat und Tat geholt. Die Fotos stammen von Florian Trykowski und Norbert Korn. Das Hilpoltsteiner Künstlerkollektiv "leo N.", bestehend aus Lisa Hübner und Michael Kirschner, hatte schon im Vorjahr zum Erzählfestival auf der Burg Erhellendes beigetragen und steuerte auch jetzt unterschiedliche Stationen für die neue Ausstellung bei. Für alle gilt: "Sie sind lebendig, interaktiv, sich selbst gestaltend", so Hübner. Da gibt es ein "Wertepuzzle" und ein Quiz. "Anziehend" sollen die Gäste einen Aktiv-Tisch finden, auf dem kleine Papierpuppen in historische Gewänder oder reines Fantasy-Design oder beides (entworfen von der Ansbacherin Henrike Eckert) gewandet werden dürfen. Auch hier gilt: Richtig oder falsch gibt es nicht. Alles darf, nichts muss — "Hauptsache, Spaß macht´s!", stellt Michael Kirschner klar.

© Foto: Robert Gerner

Wie sich die Ausstellung in den nächsten Monaten und Jahren entwickelt? "Es wird ein spannender Weg werden", glaubt Museums-Chefin Kerstin Bienert. Irgendwann einmal werden Teile der neuen Ausstellung hinunterschwappen in den ersten Stock und dort Teile der bisherigen Dauerausstellung verdrängen. Damit oben Platz ist für neue Entwicklungen. Ideen gibt es schon: Workshops und Ausstellungen zur Ernährung im Mittelalter oder zur Hygiene zu jener Zeit. Außerdem darf sich die Fotowand im Eingangsbereich des zweiten Stocks immer wieder verändern und neu erfinden. "Wer uns schöne Bilder vom Feuertanz 2019 schickt, ist vielleicht in einem Jahr selbst Teil der Ausstellung", so Bienert.

Programm am Sonntag

Zur Ausstellungseröffnung "Mittelalter trifft Fantasy" bieten die Museen Burg Abenberg am internationalen Museumstag, Sonntag, 19. Mai, ein abwechslungsreiches Programm.

Beginn ist um 11 Uhr im Stillasaal mit musikalischer Umrahmung durch die "Streifenhörnchen" mit Rolf Bernhard Essig, bekannt auch als "Indiana Jones der Sprachschätze" und "Sprichwörterpapst".

Im Anschluss gehen die "Streifenhörnchen" bei kurzen WalkingActs auf Spurensuche nach der Bedeutung von Sprichwörtern und Redewendungen rund um Ritter und Burgen.

© Foto: Robert Gerner

Im Stillasaal geht es um 14.30 Uhr mit einem musikalisch-mittelalterlichen Sprichwörterprogramm weiter. Titel: "Von altem Schrot und Korn". Bei diesem launigen Programm hat sicher "alles Hand und Fuß"! Gäste erfahren nicht nur spannende Hintergründe zu den mittelalterlichen Bezügen heutiger Redensarten, sondern hören dazu
"minnigliche Spieluhrmusik und derbe Liedlein". Am Ende bleibt noch genügend Zeit, den "Indiana Jones der Sprachschätze" nach Herzenslust mit Fragen zu löchern.

Rund um die Ausstellungen

Und auf das kann man sich in den nächsten Wochen und Monaten freuen: Am Abend vor dem Feuertanzfestival öffnet das Concertbüro Franken am 27. Juni ab 18 Uhr den Mittelaltermarkt für die gesamte Bevölkerung – ganz ohne Festivalticket. Das Museum lädt zeitgleich zum abendlichen Ausstellungsbesuch und zu Burgführungen ein.

© Foto: Robert Gerner

Mittelalterliches Leben kehrt nicht nur ein beim Feuertanz-Festival, sondern auch beim beliebten Museumsmitmachtag am 11. August ab 14 Uhr. Die Museen Burg Abenberg bieten dann in Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendring Roth viele Kreativangebote. Auf der Burg dreht sich alles um das Leben im Mittelalter und um Fantasy rund um Burgen und Ritter.

Beim zweiten Abenberger Erzählcafé mit Martin Ellrodt genießen die Gäste am 8. September ab 15 Uhr einen Nachmittag mit spannenden Geschichten zur Burg.

Wer eigene Geschichten rund um das Abenberger Wahrzeichen hat, ist herzlich dazu eingeladen diese zu präsentieren. Informationen dazu gibt es im Museumsbüro (0 91 78) 90618.

Kontakt: Museen Burg Abenberg, Burgstraße 16, 91183 Abenberg, Tel. (0 91 78) 90618, www.museen-abenberg.de. Öffnungszeiten: bis Oktober dienstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Im Winter sind die Museen nur donnerstags bis sonntags geöffnet.

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