Schwabach: Große Zweifel am Gießroboter

28.9.2020, 06:00 Uhr
Schwabach: Große Zweifel am Gießroboter

© Foto: Günther Wilhelm

Nein zum Dauerbetrieb, ja zu einem weiteren Jahr Testphase – allerdings ohne jede Garantie, dass danach der uneingeschränkte Betrieb genehmigt wird: Dies ist die Haltung des Schwabacher Stadtrats zum autonom fahrenden Gießroboter, den die Gärtnerei Schwarz gerne am Waldfriedhof während der Nachtstunden einsetzen würde. Hauptgrund der Ablehnung: Der Roboter sei technisch noch nicht ausgereift. Gleichzeitig gab es Zweifel, dass er das je sein werde.

Rückblende: Dem Bauausschuss hatte Heino Schwarz den "Rainos", wie der Roboter heißt, im Waldfriedhof bereits vorgeführt. Auf eine ausführliche Diskussion war dabei bewusst verzichtet worden, weil die dem Stadtrat vorbehalten bleiben sollte. Die ersten Reaktionen einzelner Stadträte waren unterschiedlich (wir berichteten).

Klare Mehrheiten

Nun in der Sitzung am vergangenen Freitag nahm sich der Stadtrat erneut viel Zeit. Der Gießroboter war das mit Abstand am ausführlichsten diskutierte Thema.

Grundlage war ein Antrag der Gärtnerei Schwarz. Die erste einjährige Probephase ist abgelaufen. Jetzt ging es um die "dauerhafte Erlaubnis", die rund 600 von der Gärtnerei gepflegten Gräber mit bis zu drei Robotern zwischen 22 und 6 Uhr zu gießen. Nötig wären zudem mehrere Wassertankstellen.

Dies hat der Stadtrat mit großer Mehrheit abgelehnt. Unterstützung kam nur von den Freien Wählern und Axel Rötschke (FDP).

Zugestimmt wurde dagegen der Verlängerung des Testbetriebs um ein weiteres Jahr bis Ende 2021. Zu den Auflagen zählen unter anderem die Haftungsübernahme für etwaige Sach- oder gar Personenschäden durch die Gärtnerei.

Zudem dürfe der Gießroboter nur auf befestigten Haupt- und Nebenwegen eingesetzt werden. Mit der Gärtnerei wäre ein entsprechender Vertrag zu schließen. Sieben Stadträte stimmten dem nicht zu. Sie lehnen den Robotereinsatz am Waldfriedhof grundsätzlich ab.

Pro und viel Contra

Die wichtigsten Aussagen im Überblick:

Stadtbaurat Ricus Kerckhoff:

"Das ist ein interessantes und innovative Projekt, aber auch ein sensibler Einsatzort. Der Prototyp ist technisch noch nicht ausgereift genug, um dem uneingeschränkten Betrieb zuzustimmen."

Thomas Sturm, Leiter des Baubetriebsamts und zuständig für den Friedhof:

Er listete eine ganze Reihe von Nachteilen auf. "Der Roboter hat keine TÜV-Zulassung. Er kann nicht rückwärts fahren und keine Hindernisse erkennen, die kleiner als 40 Zentimeter sind." Somit könnten Igel überfahren werden.

Zudem befürchtet Thomas Sturm Schäden auf Rasenwegen und an Grabeinfassungen — und entsprechend viele Beschwerden. Bei Störungen müssten Mitarbeiter kommen, was die Nachtruhe der Anwohner stören könnte. "Deshalb sind wir grundsätzlich gegen Gießroboter." Denkbar sei allenfalls die Fortsetzung der Tests.

Oliver Memmler (CSU):

"Man kann im Moment zu keiner anderen Entscheidung kommen. Das ist aber kein grundsätzliches Verbot. Wir sind stolz auf die Schwabacher Gärtnerei und wollen sie unterstützen. Deshalb der weitere Probebetrieb."

Karin Holluba-Rau (Grüne):

"Es ist interessant, wie lange wir darüber diskutieren. Die eigentliche Frage aber wäre: Wie kann man statt Trinkwasser Regenwasser oder weniger Wasser verwenden? Zudem ist der Friedhof ein Ort der Stille. Nachts sollten nur Igel unterwegs sein."

Detlef Paul (erstmals als Stadtrat für die Freien Wähler):

"Man sollte diese Innovation und Investition fördern. Auch ein Computer muss bis zur Endreife lernen. Wir unterstützen die Firma Schwarz."

Axel Rötschke (FDP):

"Mein Wunsch ist eine klare Perspektive für den Betrieb. Ich finde das Projekt gut und werde es weiter unterstützen."

Jonas Wagner (Die Linke):

"Das wirkt auf mich eher wie ein Praktikumsprojekt aus dem Robotikstudium."

Martin Sauer (SPD):

"Ich habe lange mit mir gerungen und stimme für den weiteren Probebetrieb. Vielleicht geht es ja doch. Aber ich bin überzeugt: Es wird nicht funktionieren."

Reinhard Hader (SPD):

"Unser Waldfriedhof ist ein wunderschöner Friedhof, den man durch so eine unausgegorene Geschichte doch nicht verschandeln darf."

 

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