Schwabacher Stadrat: Die SPD steht unter Schock

18.3.2014, 08:11 Uhr
Keinen Grund zum Strahlen haben die Sozialdemokraten. OB-Kandidatin Doris Reinecke (Mitte) und Fraktionschef Werner Sittauer (Zweiter von links) im „Goldenen Wahlstudio“ im Rathaus.

© Wilhelm Keinen Grund zum Strahlen haben die Sozialdemokraten. OB-Kandidatin Doris Reinecke (Mitte) und Fraktionschef Werner Sittauer (Zweiter von links) im „Goldenen Wahlstudio“ im Rathaus.

Besonders bemerkenswert die Ergebnisse von Gerd Distler und Roland Krawczyk: Distler schaffte den Sprung von Listenplatz 18 auf Platz 4. Krawczyk sogar von 38 auf 6.

Umgekehrt das Abschneiden der SPD: Nach der bereits schweren Niederlage 2008 ist sie um weitere 3,2 auf 28,1 Prozent gefallen. Dies bedeutet einen Verlust von 2 Mandaten. Die SPD-Fraktion wird nur noch aus 11 Stadträten bestehen. Zumindest einer aber hat Grund zur Freude: Ex-Oberbürgermeister Hartwig Reimann ist zum zweiten Mal nach 2008 das Kunststück gelungen, vom letzten Platz fast sensationell weit vor gewählt zu werden. Nach Platz 2 2008 belegt er nun Platz 3 innerhalb der SPD.

Von der Schwäche der SPD haben offenkundig vor allem die Grünen profitiert. Sie legten weitere 4,1 Prozent zu und erreichten mit 15,9 Prozent ein neues Rekordergebnis. Die Zahl der Sitze bleibt jedoch gleich. Grund: 2008 hatten die Grünen eine Listenverbindung mit der ÖDP, die diesmal nicht antrat. Nun haben sie ihre sechs Mandate aber im Alleingang geholt. Mit Abstand bester „Stimmenfänger“ war Bürgermeister Roland Oeser. Bemerkenswert auch, dass mit Eckhard Göll ein früherer CSU-Stadtrat nun bei den Grünen zurückkehrt.

Kurioserweise haben die Freien Wähler leicht verloren (minus 0,3 Prozent auf 8,7), aber dennoch einen Sitz gewonnen. Grund ist das neue Auszählverfahren nach Hare-Niemeyer. Helga Kehrbach ergänzt das bisherige Männertrio aus Thomas Donhauser, Bruno Humpenöder und Erwin Eberlein. Bürgermeister Donhauser schnitt dabei deutlich am besten ab.

Fortgesetzt hat sich der Abwärtstrend der FDP. Sie verlor weitere 1,7 Prozent und landete mit 2,4 Prozent weit abgeschlagen. Immerhin reichte es, um den einen Sitz zu halten. Nach Alexander Pühringer wird der 20-jährige OB-Kandidat Axel Rötschke liberaler Einzelkämpfer.

Stimmen zur Stadtratswahl:

„Dieses extrem gute Ergebnis ist Resultat der Kontinuität unserer Arbeit und der Geschlossenheit unserer Partei“, sagte CSU-Kreisvorsitzender Karl Freller. „Dieser große Vertrauensbeweis ist uns eine riesige Verpflichtung.“ OB Matthias Thürauf sprach von einem „Spitzenergebnis“ und sieht gerade deshalb wenig Anlass, Grundlegendes zu ändern. „Es gibt keine Koalitionen. Ich bin stolz, dass es je nach Entscheidung eigene Mehrheiten gibt. Das wird auch so bleiben.“

Auch die Stadtspitze mit den Bürgermeistern von den Grünen und den Freien Wählern? Thürauf hatte im Wahlkampf erklärt, in dieser Konstellation weiterarbeiten zu wollen. Nun will er erst interne Gespräche abwarten. Denen möchte auch Freller nicht vorgreifen, sagt aber: „Mit einem solchen Ergebnis wachsen auch die Erwartungen.“

Helga Schmitt-Bussinger übernahm als Kreisvorsitzende die Verantwortung für die Niederlage ihrer SPD. „Das ist ein neuer Tiefpunkt. Wir sind schockiert.“ Zwar werde das schlechte Ergebnis der guten Arbeit im Stadtrat und den „guten und wählbaren Kandidaten nicht gerecht“, doch sei es offenbar nicht gelungen, „unsere Klientel hinreichend zu mobilisieren“. Zudem habe Thüraufs sehr gutes Resultat bei der OB-Wahl auch die Stadtratswahl entscheidend mit beeinflusst. Helga Schmitt-Bussinger hatte bereits die Niederlage 2008 als OB-Kandidatin mit zu vertreten. Einen Rücktritt als Kreisvorsitzende schloss sie aber aus: „Ich flüchte mich nicht aus der Verantwortung.“ Allerdings sagt sie auch: „Wenn aus dem Vorstand der Wunsch nach einem personellen Neuanfang kommt, werde ich mich dem nicht entgegenstellen.“ Der Vorstand traf sich gestern Abend.

„Mit diesem beeindruckenden Ergebnis hatten wir nicht gerechnet“, gab Bürgermeister Dr. Roland Oeser von den Grünen zu. Den Grund für den fortgesetzten Aufwärtstrend sieht er in der „eigenständigen und konstruktiven Politik der Grünen“. Auch persönlich sieht er sich bestätigt und würde deshalb sein Bürgermeisteramt gerne fortführen: „Ich würde es nochmal machen.“

Mit Eckhard Göll, dem früheren Haushaltsexperten der CSU, habe die Fraktion eine „echte Verstärkung“ bekommen. Gleichzeitig bedauert Oeser, dass Kreisvorsitzender Bernhard Spachmüller es knapp nicht geschafft hat. „Es hat unseren Wahlkampf hervorragend organisiert.“

„Hochzufrieden“ äußerte sich Bürgermeister Dr. Thomas Donhauser sowohl zum Ergebnis seiner Freien Wähler als auch zu seinem persönlichen Abschneiden. Deshalb würde auch er gerne Bürgermeister bleiben. „Die CSU hat das schon signalisiert“, sagte Donhauser, der als „Beschwerdemanager“ die Bürger offenbar überzeugt hat.

Neuling ist dagegen Axel Rötschke, der sich auf die Herausforderung aber freut: „Unser Gesamtergebnis ist nicht so gut wie erhofft. Aber zumindest können wir weiter mitreden. Das ist ein gewisser Erfolg.“

Die 40 Stadträte:

Hier die 40 Stadträte in der Reihenfolge der Wahl. In Klammern der Listenplatz, aus dem ersichtlich ist, wer „nach oben“ gewählt wurde oder abgefallen ist. Hinter dem Namen steht die Stimmenzahl.

CSU (18 Sitze)
1. (1) Matthias Thürauf (da er als OB gewählt ist, ist auch der Kandidat auf Platz 19 gewählt) 16419
2. (2) Karl Freller 13227
3. (3) Rosy Stengel 11081
4. (18) Gerd Distler (neu) 9589
5. (10) Marianne Lachmann 8526
6. (38) Roland Krawczyk (neu) 8319
7. (8) Christa Dreßel 8318
8. (20) Konstantinos Nastos 8073
9. (13) Heiner Hack 7656
10. (5) Monika Heinemann 7449
11. (19) Josef Weyh 7430
12. (9) Oliver Memmler 7190
13. (4) Detlef Paul 6985
14. (12) Gerhard Eberlein 6579
15. (17) Emil Heinlein 6522
16. (14) Stephan Kosmann 6355
17. (16) Almut Freller 6354
18. (6) Sandra Joachim 6274
19. (21) Thomas Pültz 5964

SPD (11 Sitze)
1. (3) Helga Schmitt-Bussinger 11051
2. (1) Doris Reinecke 8685
3. (40) Hartwig Reimann 7610
4. (4) Dr. Gerhard Brunner 7035
5. (2) Werner Sittauer 6470
6. (11) Gerda Braun 6019
7. (6) Peter Reiß (neu) 5849
8. (12) Thomas Mantarlis 5613
9. (7) Evi Grau-Karg 5274
10. (9) Saskia Stadelmeyer 5164
11. (8) Martin Sauer 4841

Bündnis 90/Die Grünen (6)
1. (6) Dr. Roland Oeser 9224
2. (1) Karin Holluba-Rau 5776
3. (5) Dr. Sabine Weigand 5470
4. (2) Klaus Neunhoeffer 5444
5. (3) Petra Novotny 4328
6. (10) Eckhard Göll (neu) 3558

Freie Wähler (4)
1. (1) Dr. Thomas Donhauser 7456
2. (2) Bruno Humpenöder 3322
3. (3) Erwin Eberlein 2902
4. (5) Helga Kehrbach (neu) 2576

FDP (1)
1. (1) Axel Rötschke (neu) 1909


 

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