Schwabacher Uhr mit Görlitzer Zeit

30.8.2013, 10:18 Uhr
Schwabacher Uhr mit Görlitzer Zeit

© ukb/oh

Die Sonnenuhr wird derzeit von der Restauratorin Ilka Weißer fachmännisch restauriert, damit sie wieder im neuen Glanz erstrahlt. Zusätzlich wird sie von Bruno Westhoven wieder korrekt eingestellt.

Für die Stadtheimatpflegerin ist es schon lange ein großes Anliegen, dass im Rahmen der Sanierung der Stadtkirche diese Sonnenuhr nicht vergessen wird. Mit Bruno Westhoven hat sie einen Fachmann aus Rednitzhembach gefunden, der sich zwar selbst als Laie einstuft, aber so viel Wissen, Erfahrung und Neugierde besitzt, dass er sich alsbald die Sonnenuhr der Stadtkirche angesehen hat, um sie korrekt einzustellen. „Die Funktionsweise von Sonnenuhren ist eine Wissenschaft für sich“, sagt Ursula Kaiser-Biburger.

Aufgrund seiner sehr detaillierten Messungen weiß Bruno Westhoven, dass die Sonnenuhr an der Kirche nicht wie die an der Luitpoldschule nach der wahren Ortszeit eingestellt ist, sondern nach der Görlitzer-Zeit, genannt „WOZ-G“. Diese Zeit kommt der „amtlichen“ Mitteleuropäischen Zeit (MEZ) am nächsten.

Geht nicht falsch

Der Unterschied zwischen beiden Zeiten liegt an der Zeitgleichung (ZGL). Die ZGL ist viermal im Jahr null. Nur dann ist die Görlitzer-Zeit mit der MEZ identisch. So ist eben die WOZ-G die wahre Ortszeit von Görlitz, während die MEZ eine Durchschnittszeit von der „Görlitzer Wahren Ortszeit (WOZ-G)“ ist. Der Grund für die Zeitangleichung ergibt sich daraus, dass die Sonnenbahn (Ekliptik) um 23,4 Grad gegen den Äquator geneigt ist und die Umlaufbahn der Erde um die Sonnen eine Ellipse beschreibt, wobei die Erde in der Sonnenferne abgebremst und in Erdnähe beschleunigt wird.

„Die Sonnenuhr in Schwabach stimmt also auch nur viermal im Jahr mit der MEZ überein. Deshalb geht sie aber nicht falsch“, betont Bruno Westhoven. Sie zeige eben „nur“ die WOZ-G, also die wahre Ortszeit in Görlitz beziehungsweise die am 15. Längengrad an, auf dem Görlitz liegt. Sie ist nämlich die östlichste Stadt in Deutschland.

16 Minuten hinter Görlitz

Da Schwabach grob auf dem 11. Längengrad liegt, wird hier der Höchststand am Mittag 12 Uhr erst 16 Minuten später erreicht als in Görlitz. Diese Zeit zeige auch die Sonnenuhr an der Franzosenkirche an, die ebenfalls nach dem Grundprinzip der WOZ-G eingestellt ist, so Bruno Westhoven.

Um generell eine Uhrzeit von einer Sonnenuhr ablesen zu können, braucht es den Schatten eines Stabs oder einer Stabspitze, um den Stand der Sonne anzuzeigen. Der Schatten übernehme hier die Funktion als Uhrzeiger. Markiert man nun zu jeder Stunde die Position des Schattens auf dem Boden oder an einer Wand, dann ergibt sich eine Skala für die Stunden, an der man die Uhrzeit ablesen könne, erklärte Bruno Westhoven ausführlich. Allerdings sei dies nur bei Sonnenschein möglich.

So wird nun die Restauratorin Ilka Weißer die exakten Markierungen, die Bruno Westhoven für WOZ-G berechnet hat, dezent mit eintragen, so dass diese Sonnenuhr wieder die korrekte Görlitzer-Zeit anzeigt. Beim Blick auf die Uhr sollte man allerdings daran denken, dass die Sommerzeit hierbei außen vor bleibt.

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