Schwanstetten: Regelschule statt Ganztagesangebot

5.11.2014, 09:10 Uhr
Symbolbild: Das gut funktionierende Hortsystem in Schwanstetten bietet nach Schulschluss eine Betreuungsmöglichkeit für Grundschüler/-innen.

© dpa Symbolbild: Das gut funktionierende Hortsystem in Schwanstetten bietet nach Schulschluss eine Betreuungsmöglichkeit für Grundschüler/-innen.

Für reichliche Diskussionen sorgte die Frage, ob die Grundschule Schwanstetten wie bisher als Halbtagesschule fortgeführt oder die Verwaltung mit der näheren Prüfung zur Einrichtung eines gebundenen Ganztageszuges beauftragt werden (Schule in Schwanstetten: In Zukunft halbtags oder ganztags?).

Auslöser für diese Überlegungen war ein Brandschutzgutachten, das im Ergebnis erhebliche bauliche Maßnahmen erforderlich macht und nun im Hinblick auf das Alter der Schule von über 40 Jahren auf eine Generalsanierung hinauslaufen wird. Da die staatliche Förderung vom anerkannten Raumprogramm abhängig ist und dieses bei der Halbtages- beziehungsweise Ganztagesschule anders aussieht, war darüber zunächst eine Grundsatzentscheidung zu treffen.

Pro und Kontra

Zur Marktgemeinderatssitzung wurden mit der Konrektorin der Zwieseltal-Grundschule in Wolkersdorf Katharina Distler und von der Schwanstettener Grundschule die Kornrektorin Edith Katheder eingeladen, um ihre Erfahrungen mit einer Ganztagesschule beziehungsweise einer Halbtagesschule den vollzählig anwesenden Marktgemeinderäten und den sehr zahlreich erschienenen interessierten Bürgern darzulegen. Jede Pädagogin pries das jeweilige Schulmodell, in dem sie arbeitet, an.

Katharina Distler empfahl die Ganztagesschule und erklärte, dass sie nicht die Erfahrung gemacht habe, die Kinder seien überfordert. Edith Katheder plädierte für die Beibehaltung der Halbtagesschule in Schwanstetten. Sie führte an, der Schulstandort Schwanstetten habe den Vorteil, dass vier Horte ideale Betreuungsmöglichkeiten und dazu flexible Betreuungszeiten bieten. Der Vortrag von Edith Katheder erhielt nach deren Ende deutlich mehr Beifall seitens der Bürger.

Peter Weidner (Freie Wähler) sah in der Ganztagesschule eine attraktive Möglichkeit. Er sprach sich dafür aus, die Entscheidung über die Einführung eines gebundenen Ganztageszuges oder die Beibehaltung der Halbtagesschule auf eine der nächsten Marktgemeinderatssitzungen zu vertagen. Er sah hinsichtlich des Themas auf allen Ebenen noch ein Informationsdefizit.

In einer Pressemitteilung hatten die Freien Wähler Schwanstetten einige Vorteile des gebundenen Ganztageszuges aufgeführt. Zu diesen gehörten, dass dann in einer Unterrichtswoche zwölf Lehrerstunden zusätzlich zur Verfügung stehen werden. Außerdem wäre der gebundene Ganztageszug für die Gemeinde im Endeffekt kostenfrei. Auch das Raumangebot sei bereits vorhanden und sehr gut. Weidner plädierte auch für eine Informationsveranstaltung für Eltern. Die Einführung eines gebundenen Ganztageszuges sah er als einen Fortschritt, da unter anderem mit mehr Raumangebot, mit mehr Personal und mit mehr Lehrerstunden unter dem Dach der Grundschule die Schüler besser gefördert werden können.

Für Prof. Dr. Bernd Schulze (CSU) war die Wahlmöglichkeit ein entscheidender Faktor. Nach seiner Ansicht würde sich der Marktgemeinderat nichts vergeben, wenn er die Entscheidung über die Schulform auf eine der nächsten Sitzungen vertagt und eine Befragung der Eltern durchgeführt würde. Die gleiche Meinung vertrat sein Fraktionskollege Richard Seidler. Sollte bei der Elternumfrage keine ausreichende Nachfrage nach einem gebundenen Ganztageszug bestehen, könnte die Grundschule weiterhin als Halbtagesschule weitergeführt werden. Anhand anderer Gemeinden, wie zum Beispiel Hilpoltstein und Rednitzhembach, zeigte er auf, dass sich der gebundene Ganztageszug und Betreuungsangebote in Form von Horten ergänzen können.

In den Horten gut betreut

Klaus Pfann (SPD) trat entschieden für die Beibehaltung als Halbtagesschule ein. Er argumentierte aus Sicht der Schüler, die nach einem anstrengenden Schultag lieber mittags nach Hause gehen. Sein Fraktionskollege Michael Theiler hielt sowohl aus der Sicht als Vater als auch als Lehrer Plädoyers für die Halbtagesschule. Schwanstetten sei in der glücklichen Lage, dass auch nach Unterrichtsschluss die Kinder in den Horten gut betreut werden. Mit der Einführung eines gebundenen Ganztageszuges sah das gut funktionierende Hortsystem gefährdet.

Er warnte davor, dass durch eine Elternbefragung Erwartungen geweckt werden können, die vor Ort nicht erfüllt werden können. Wenn es eine Ganztagesschule für alle geben würde, wäre er dabei. Er hielt es jedoch für bedenklich, einen Ganztageszug gegen den Willen der Schule und der Lehrerschaft einzuführen.

Mario Engelhardt von Bündnis 90 / Die Grünen erklärte, dass eine Ganztagesschule nur dort sinnvoll wäre, wo sie auch wirklich gebraucht wird. Er warnte davor, ein in der Gemeinde etabliertes und bewährtes System in Frage zu stellen.

Für Sandra Röstel vom Kindernetzwerk „Purzelbaum“ wurde die Sitzung kurz unterbrochen. Die Erzieherin stellte klar, dass die Horteinrichtungen, wie zum Beispiel der „Purzelbaum“, auch einen Bildungsauftrag haben und diesen auch erfüllen. Dies zeige sich nicht nur in der Hausaufgabenbetreuung, sondern es werden unter anderem auch individuelle Förderungsmöglichkeiten für die Kinder ausgelotet und angewandt.

Bürgermeister Robert Pfann (SPD) betonte, dass sich für ihn ohne die anstehenden Sanierungsmaßnahmen die Frage nach einer Ganztagesschule gar nicht gestellt hätte, weil die Betreuungssituation für Hort- und Schulkinder in der Gemeinde sehr gut ist. Der Bürgermeister wies auch darauf hin, dass nach den Schülerprognosen ab dem Schuljahr 2019/20 die Grundschule lediglich zweizügig sein werde. Somit fehle die Planungssicherheit, zumal die Eltern jedes Jahr neu entscheiden können, ob sie ihr Kind für den Ganztageszug anmelden.

Mit 12:9 Stimmen beschloss der Marktgemeinderat, die Grundschule als Halbtagesschule weiterzuführen. Für den Beschlussvorschlag der Verwaltung auf Weiterführung als Halbtagesschule stimmten die Marktgemeinderäte von SPD und Bündnis 90 / Die Grünen. Über die zweite Variante als weitergehenden Beschlussvorschlag zuerst abzustimmen, welche eine detaillierte Prüfung einer möglichen Einführung eines gebundenen Ganztageszuges vorsieht, lehnte der Marktgemeinderat mit 9:12 Stimmen ab. Erwartungsgemäß hätten die Räte von CSU und Freien Wählern dieser zweiten Variante zugestimmt. Sie wurde von SPD und Grünen abgelehnt.

Doch noch einstimmig

Hingegen einstimmig beschloss der Marktgemeinderat, dass der vom evangelischen Kinderhort genutzte Trakt in der Grundschule im Erdgeschoss und das dortige Untergeschoss vom allgemeinen Schulbetrieb abgetrennt wird. Ferner sollen die Räume im Untergeschoss künftig für die offene Jugendarbeit genutzt werden. Die Verwaltung hat dazu einen entsprechenden Auftrag zur Umplanung erhalten.

Die Nutzungsänderung war erforderlich geworden, weil die bisherigen Räume des Jugendtreffs im Untergeschoss des Sportheims des 1. FC Schwand aufgrund eines Wasserschadens seit August nicht mehr genutzt werden können.

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